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Tödliche Jagd

Tödliche Jagd

Titel: Tödliche Jagd
Autoren: Jack Higgins
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wie auf einer
Perlenkette aufgereiht unten in der Senke, entweder zu Pferd oder zu
Fuß. Die Entfernung war zu groß, als daß ich
hätte erkennen können, ob sich St. Claire oder Chen-Kuen
unter ihnen befanden, aber das war im Grunde ganz egal. Diese Chance
durfte ich mir einfach nicht entgehen lassen.
    Ich hielt mit dem M79 drunter, weil ich
ja bergab schoß, und feuerte die letzte scharfe Granate ab. Sie
landete genau in der Mitte der Kette; ich schickte gleich noch eine
Rauchgranate hinterher.
      Erst als ich den dicken, schwarzen Rauch wie ein
lebendiges Wesen im Regen aufsteigen sah, kam mir der Gedanke,
daß es doch noch möglich sein müßte, hier
herauszukommen. Ich hatte noch zwei volle Magazine, die mir nicht mehr
viel nützen würden, vor allem, wenn sie es noch einmal auf
die gleiche Tour wie vorher probieren würden. Ich zog das Bajonett
aus der Scheide an meinem Patronengürtel und befestigte es am
Gewehr.
      »Willst du es immer noch mit der ganzen Welt aufnehmen?« fragte Helen matt.
      »So was in der Richtung. Ich verschwinde jetzt
von hier. Bleib liegen und warte. Dir wird nichts passieren, ganz
gleich, wie das hier ausgeht. Du hast von keiner Seite was zu
befürchten.«
      Ich kniete nieder und schoß die Rauchgranaten
systematisch eine nach der anderen ab, berücksichtigte dabei den
Wind, und nebelte den ganzen Hügel mit dicken Schwaden ein.
      Der Rauch würde dort unten für einige
Verwirrung sorgen, und ich hatte vor, sie voll auszunützen. Ich
überprüfte noch einmal den Sitz des Bajonetts und nahm dann
das Gewehr ganz nach Vorschrift in die Hände. Ich hörte
Stimmen, rannte an Verwundeten und Sterbenden vorbei und sah dann genau
das, was ich suchte – eines der reiterlosen Ponys.
      Ich schwang mich in den Sattel, trieb es voran,
orientierte mich an der Neigung des Hanges und versuchte, dem von mir
angerichteten Schlachtfeld unten in der Senke auszuweichen.
Mittlerweile war der Rauch so dick, daß er mir fast einen Strich
durch meine eigene Rechnung machte.
      Ich bemerkte links und rechts von mir Bewegungen,
hörte Rufe und das Wiehern von Ponys. Mein eigenes hatte
offensichtlich Angst vor dem Rauch und war daher mit der einen Hand,
die ich frei hatte, nur schwer unter Kontrolle zu halten.
    Ich war wieder in meinem Alptraum ohne Zusammenhang,
    ohne jeden Sinn, und diese gespenstische Szene war ein Teil davon.
      Vielleicht aus diesem Bewußtsein heraus kam es
mir völlig normal vor, daß Brigade-General James Maxwell St.
Claire mir aus dem Rauch entgegenritt.

    Zu diesem Zeitpunkt konnte mich nun wirklich überhaupt nichts
mehr erschüttern; St. Claire war derjenige, der sichtlich
überrascht war. Ich hätte ihn einfach auf der Stelle
erschießen können; er hatte zwar ein Gewehr, ein M16, und
den gleichen Patronengürtel mit Bajonett um die Hüften wie
ich, doch er trug sein Gewehr über der Schulter, während ich
mein AK schußbereit in der Hand hielt.
      Er drückte es mit dem Handrücken beiseite,
als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt; ich
bemerkte allerdings, daß er leicht schwitzte. »Wo ist
Helen? Was hast du mit ihr gemacht?«
      »Oben auf dem Hügel. Hat nur einen Kratzer
im Gesicht abgekriegt. Sie wird's überleben. Sind da unten noch
welche?«
      »Genug, um dich zu erwischen, mein Junge. Sie
werden dich durch den Wolf drehen.« Er schüttelte teils
ungläubig, teils belustigt den Kopf. »Du bist so schnell
nicht kleinzukriegen. Das hätte ich nicht vergessen
dürfen«, sagte er mit unverhohlener Anerkennung und
fügte dann fast beiläufig noch hinzu: »Willst du mich
denn nicht erschießen?«
      »Nein, Max. Sie werden dich zu dreißig
Jahren verknacken, Max. Ich würd' mir nur wünschen, daß
du sie auf der Teufelsinsel abbrummen mußt.«
    Ihm mißfiel diese Bemerkung, das
war ihm anzusehen; sie schien ihm tatsächlich nahezugehen.
Eigentlich kaum zu begreifen, daß er nach allem, was geschehen
war, offensichtlich doch noch Wert darauf legte, welche Meinung ich von
ihm hatte.
      Ich stieß dem Pony die Fersen in die Seiten und
entfernte mich von den Schreien der Sterbenden und dem allgemeinen
Durcheinander. Wenig später hatte ich die Rauchwand hinter mir
gelassen, befand mich, ein Wäldchen zu meiner Linken, auf einem
mit Grasbüscheln übersäten Plateau, das in Richtung
einer mit Kiefern bestandenen Senke leicht abfiel, die vermutlich
hinunter zum Strand führte.
      Ich hielt das Pony an, um mich zu orientieren, da fiel
ein
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