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Tödliche Flammen: Roman (German Edition)

Tödliche Flammen: Roman (German Edition)

Titel: Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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Sie hatte nicht an die Menschen gedacht, nicht einmal an die Sachen – die Bilder und die Barhocker, die Tischdecken und die großen Öfen.
    Sie hatte nur an das Feuer gedacht, an seinen hellen Glanz und sein Gebrüll.
    »Es tut mir leid.« Sie weinte, ihr Gesicht an die nackte Schulter ihres Vaters gedrückt. »Es tut mir leid.«
    »Sch! Wir werden das wieder in Ordnung bringen.« Seine Stimme klang so rau, als hätte er den Rauch geschluckt. »Ich werde das schaffen.«
    Beruhigt ließ sie den Kopf auf seine Schultern sinken und betrachtete die Menschen und das Feuer. Sie sah, wie ihre Schwestern sich umarmten und ihre Mutter Xander festhielt.
    Der alte Mr Falco saß auf den Stufen und ließ einen Rosenkranz durch seine gichtigen Finger gleiten. Mrs DiSalvo von nebenan kam herüber und legte ihrer Mutter einen Arm um die Schulter. Ein wenig erleichtert entdeckte sie Pete. Er saß auf dem Randstein, und seine Frau presste sich an ihn, das Baby fest an sich gedrückt.
    Dann sah sie Joey. Er hatte die Daumen in die Taschen gesteckt, die Hüften vorgeschoben und starrte ins Feuer. Sein Gesicht war von einer Art Freude erleuchtet, wie bei den Märtyrern auf ihren Heiligenbildchen.
    Das veranlasste Reena, sich noch enger an ihren Vater zu schmiegen.
    Dann wandte Joey sich um, sah sie an und grinste.
    »Daddy«, flüsterte sie, aber da kam ein Mann mit einem Mikrofon angelaufen und begann, Fragen zu stellen.
    Sie versuchte, sich an ihm festzuhalten, als er sie auf den Boden stellte. Joey starrte sie immer noch grinsend an, und das war erschreckender als das Feuer. Aber ihr Vater schubste sie zu ihren Schwestern hinüber.
    »Fran, du bringst deine Geschwister nach Hause.«
    »Ich will aber bei dir bleiben.« Reena packte seine Hand. »Ich muss bei dir bleiben.«
    »Du musst nach Hause gehen.« Er bückte sich, bis sich seine rot geränderten Augen auf gleicher Höhe mit ihren befanden. »Es ist jetzt fast gelöscht. Alles ist beinahe erledigt. Ich sagte, ich werde das in Ordnung bringen, und genau
das werde ich tun.« Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. »Geh heim. Wir werden bald nachkommen.«
    »Catarina.« Ihre Mutter zog sie zurück. »Hilf deinen Schwestern, Kaffee und etwas zu essen zu machen. Für die Leute, die uns helfen. Das ist das Mindeste, was wir tun können.«
     
    Für Verpflegung konnten sie sorgen. Kannen mit Kaffee, Krüge mit kaltem Tee und dick belegte Sandwiches. Ausnahmsweise gab es in der Küche keinen Streit unter den Schwestern. Bella weinte ständig vor sich hin, aber Fran versetzte ihr keinen Klaps deswegen.
    Und als Xander verkündete, er würde einen der Krüge hinaustragen, belehrte ihn niemand, dass er dafür noch zu klein sei.
    Die Luft war mit einem Gestank durchzogen, den sie niemals vergessen würde, und der Rauch hing darin wie ein schmutziger Vorhang. Trotzdem stellten sie einen Klapptisch für den Kaffee, den Tee und die Sandwiches auf dem Gehsteig auf, verteilten Tassen und reichten rußgeschwärzten Händen Brot.
    Einige der Nachbarn waren nach Hause gegangen, aus dem Rauch und dem Gestank, aus der fliegenden Asche, die sich wie Schnee in einer dünnen Schicht auf die Autos und den Boden senkte. Das gleißende Licht war erloschen, und selbst aus der Ferne konnte Reena die geschwärzten Ziegel sehen, die Bäche von nassem Ruß und die gähnenden Löcher, die einmal Fenster gewesen waren.
    Die Blumentöpfe, die sie gemeinsam mit ihrer Mutter im Frühling bepflanzt hatte, lagen zerbrochen, zertreten, tot auf den weißen Stufen.
    Ihre Eltern standen vor dem Sirico auf der Straße und hielten sich an den Händen. Ihr Vater trug die Jeans, die er rasch übergestreift hatte, als sie ihn aufweckte, ihre Mutter
das hellrote Kleid, das sie erst im letzten Monat zu ihrem Geburtstag bekommen hatte.
    Selbst als die großen Lkws davonfuhren, blieben sie dicht beieinander stehen.
    Einer der Männer mit den Helmen ging zu ihnen, und sie unterhielten sich für eine scheinbar sehr lange Zeit miteinander. Dann drehten ihre Eltern sich um und gingen, immer noch Hand in Hand, nach Hause.
    Der Mann wandte sich wieder den Ruinen des Sirico zu, knipste eine Taschenlampe an und verschwand im Dunkeln.
    Gemeinsam trugen sie die Reste des Essens und der Getränke ins Haus zurück. Reena fand, dass sie mit den schmutzigen Haaren und den müden Gesichtern alle aussahen wie die Überlebenden in diesen Kriegsfilmen. Als die Lebensmittel verstaut waren, fragte ihre Mutter, ob sich jemand schlafen legen
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