Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche Ewigkeit

Tödliche Ewigkeit

Titel: Tödliche Ewigkeit
Autoren: Denis Marquet
Vom Netzwerk:
Raum und kam nach wenigen Minuten mit dem Papier zurück, das der Richter ohne weiteres ausgestellt hatte. Als sie den Justizpalast verließen, strich ihr Mulligan übers Haar.
    »Sie werden bald verstehen, Kleine.«
    Sie wich mit einer heftigen Bewegung zurück.
    Betroffen starrte Ann auf den Bildschirm. Sie wollte den Blick abwenden, doch irgendetwas hinderte sie daran. War es eine Art Respekt für das Leid dieses jungen Mädchens, das die Kamera in Großaufnahme zeigte?
    »Eine Minderjährige?«, murmelte sie.
    »Schwer zu sagen.«
    »Glauben Sie, man kann die Vergewaltiger identifizieren?«
    »Ein Video wird von den Geschworenen nicht als Beweismittel anerkannt«, erklärte Jeff Mulligan. »Und es gibt keine Aufnahme von den Gesichtern. Aber es ist eine Arbeitsgrundlage für die Ermittlungen.«
    Tränen verschleierten Anns Blick. Ein zweiter Mann tauchte auf. Auch er vergewaltigte das Opfer. Das Mädchen war noch sehr jung und hatte langes schwarzes Haar. Vermutlich eine Mexikanerin. Dann griffen die Verbrecher zu verschiedenen Metallinstrumenten, die sie selbstgefällig vor der Kamera präsentierten. Es folgte eine Folterszene. Ann spürte, dass sie nicht in der Lage war, sich die Bilder weiter anzusehen, und zum Glück schaltete Jeff Mulligan das Gerät ab.
    Sie schwiegen eine Weile. Als Ann schließlich ihre Gefühle einigermaßen wieder unter Kontrolle hatte, stammelte sie:
    »Natürlich ist keiner der beiden Männer der, den wir festgenommen haben?«
    »Nein, er ist nur der Verkäufer. Aber ich schwöre, er wird die Namen ausspucken. In seiner Wohnung gab es Unmengen von diesen ekelhaften Snuff Movies. Hinter ihm steht ein gut funktionierender Ring. Und Sie wollten ihn frei herumlaufen lassen!«
    »Ich wollte nur, dass das Gesetz befolgt wird.«
    Mulligan lachte auf.
    »Das Gesetz!«
    Wieder stieg Wut in ihr auf. Doch sie zwang sich, die Distanz der Analytikerin zu wahren:
    »Das Gesetz, ja. Der Beruf des Polizisten besteht darin, für die Einhaltung der Gesetze zu sorgen. Wenn Sie es selbst übertreten, verstoßen Sie gegen die Grundsätze, die Sie eigentlich verteidigen sollten.«
    Sie suchte seinen Blick.
    »Und das«, fuhr sie fort, »egal, ob Sie einen Dreckskerl dingfest machen wollen … oder ob Sie aus persönlichem Interesse handeln.«
    Die Anspielung war eindeutig. Doch sie schien an Mulligan abzuprallen. Er nahm die DVD aus dem Rekorder und ließ sie vorsichtig mit behandschuhten Fingern in eine Plastikhülle gleiten.
    »Meine Kleine, ich will Ihnen mal eine Geschichte erzählen, die Sie interessieren dürfte. Vor zehn Jahren war ich ein junger Polizist, der gerade seine Prüfungen abgelegt hatte und zum Sergeant ernannt worden war. Ausgezeichnete Noten. Mit fünfundzwanzig war ich der jüngste Sergeant des NYPD. Ich glaubte an die Polizei, wie auch Sie es offenbar tun. Ich war davon überzeugt, etwas gegen das Verbrechen ausrichten zu können, und ich liebte das Gesetz. Ich war ein junger Idiot. Ich ermittelte damals in einer Reihe von Mordfällen an Prostituierten. Ich war sicher, dass es sich um einen Serienkiller handelte, doch die Profiler behaupteten das Gegenteil, weil sie nicht genug Parallelen bei den Fällen fanden. Ich war wie besessen von der Geschichte. Tag und Nacht war ich vor Ort, stellte überall Fragen. Ein Informant erzählte mir von einem Verdächtigen. Ich überwachte ihn jede Nacht nach Dienstschluss. Eines Abends sprach er ein Mädchen an. Als er mit ihr in ein Stundenhotel gehen wollte, nahm ich ihn fest. In seinem Mantel fand ich einen Strick und ein Teppichmesser. Er hätte sie umgebracht. Haussuchung. Dieser Mistkerl kam aus einer Familie, die ein Penthouse an der Park Avenue bewohnte. Man fand bei ihm Fotos von den Leichen all seiner Opfer. Er legte ein umfassendes Geständnis ab. Der Typ war reif, bis an sein Lebensende Autokennzeichen im Staatsgefängnis zu stanzen. Aber dann vor Gericht … Der Vater dieses Schweins hatte einen skrupellosen Staranwalt engagiert. Und wissen Sie, wie er es angestellt hat, die Beweisführung zu Fall zu bringen?«
    Ohne es wirklich zu wollen, lauschte Ann gebannt.
    »Nein …«
    »Er hat behauptet, die Verdachtsmomente seien nicht ausreichend gewesen, um den Mantel des Kerls zu durchsuchen … Können Sie sich das vorstellen? Ich hatte in der Innentasche Gegenstände gefunden, mit denen er sein Opfer erwürgen wollte! Aber die Verdachtsmomente waren nicht ausreichend, also hatte ich nicht das Recht, ihn zu durchsuchen. Ihrem ehernen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher