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Tödliche Ewigkeit

Tödliche Ewigkeit

Titel: Tödliche Ewigkeit
Autoren: Denis Marquet
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haben.«
    …
    »Sie haben ein unglaubliches psychologisches Geschick bewiesen.«
    …
    »Dieser Mann suchte in seinem tödlichen Wahn offensichtlich nach einem Gefühl der Allmacht. Indem Sie vorgaben, noch verrückter zu sein als er, haben Sie ihn destabilisiert und um diesen Kick gebracht. Daher hatte er auch nicht die Kraft, Sie zu erschießen.«
    Der Sergeant parkte den Wagen vor dem Revier. Bevor er ausstieg, beugte er sich zu ihr und flüsterte ihr zu:
    »Meine kleine Intellektuelle, die sich für einen Cop hält, eine Hypothese haben Sie vergessen.«
    Sie erstarrte.
    »Welche?«
    »Und wenn ich wirklich verrückt wäre?«
    Er stieg aus und schlug die Tür hinter sich zu.

AM NÄCHSTEN MORGEN
     
    Dieser Kerl ist seiner Dienstmarke nicht würdig!«
Ann machte sich ganz klein. Keiner der Männer im Büro von Lieutenant Woodruff schien das Schweigen brechen zu wollen. Gerade hatte Captain Murray eine äußerst heftige Tirade gegen Sergeant Mulligan vom Stapel gelassen. Er warf ihm vor, seine Befugnisse überschritten und sich in einen Fall eingemischt zu haben, der eindeutig in die Zuständigkeit der Antiterroreinheit fiel. Mulligan, dessen Gesicht keine Regung zeigte, schien sich nicht angesprochen zu fühlen. Der Lieutenant saß an seinem Schreibtisch und kaute nachdenklich an einem Stift. Schließlich ergriff er das Wort.
    »Sergeant, was haben Sie dazu zu sagen?«
    »Der Kerl hatte einen Cop und ein Kind getötet. Ich habe ihn festgenommen.«
    »Das war nicht Ihre Aufgabe! Sie haben die Vorschriften übertreten«, brüllte Murray.
    »Sollte ich ihn im Namen der Vorschriften auf die Menge schießen lassen?«
    »Sobald er in dem Haus war, hat er in die Luft geschossen. Das haben die ballistischen Untersuchungen ergeben.«
    »Ich habe ihn unschädlich gemacht.«
    »Ihre Methoden sind die eines gefährlichen Irren. Bei der Polizei brauchen wir keine Helden! Es ist mir egal, ob Sie Ihr Leben beim russischen Roulett riskieren, aber Sie dürfen die öffentliche Sicherheit nicht gefährden! Was wäre passiert, wenn der Kerl Sie als Geisel genommen hätte?«
    »Er hat es nicht getan.«
    »Wenn jeder x-beliebige Ermittler solche Maßnahmen ergreifen würde, könnte ich meine Einheit ja gleich auflösen, und es gäbe bei jeder Geiselnahme Tote.«
    »Wenn ich schneller war als Sie, dann deshalb, weil Sie nicht rechtzeitig gekommen sind. Und dafür gibt es einen einfachen Grund.«
    »Und zwar?«
    »Ihre Abteilung ist nicht effizient.«
    »Dich kriege ich, du Hurensohn!«
    Lieutenant Woodruff griff ein.
    »Sergeant, was können Sie zu Ihrer Rechtfertigung sagen?«
    »Er hat geschossen.«
    »In die Luft«, bellte Murray.
    »Das behaupten Sie!«
    »Die ballistischen Untersuchungen …«
    Zu ihrer eigenen Überraschung fiel Ann ihm ins Wort:
    »Lieutenant, ich kann bezeugen, dass zumindest ein Schuss auf die Straße abgefeuert wurde. Er hat den ersten Streifenwagen getroffen, der etwa zehn Meter von uns entfernt stand. Das dürfte leicht nachzuweisen sein. Der Handlungsbedarf war für alle Anwesenden eindeutig.«
    Murray warf ihr einen wütenden Blick zu und wandte sich an Mulligan.
    »Ich werde ein Untersuchungsverfahren gegen Sie einleiten. Das ist nicht Ihr erster Übergriff. Ich hetze Ihnen die Interne Dienstaufsicht auf den Hals, das wird Sie Ihre Dienstmarke kosten.«
    »Bei allem Respekt, Captain«, unterbrach ihn Lieutenant Woodruff mit übertrieben sanfter Stimme, »aber dieser Mann untersteht mir. Demnach liegt es in meinem Ermessen, ein solches Verfahren einzuleiten oder nicht.«
    Als der Captain seinen schweren Körper emporwuchtete, waren seine Fäuste so fest geballt, dass die Knöchel weiß hervortraten.
    »Ich hoffe, Sie treffen die richtige Entscheidung, Lieutenant.«
    »Ich werde mein Bestes tun, um Sie zufrieden zu stellen.«
    Grußlos verließ Murray das Büro.
    »Und jetzt zu uns, Mulligan.«
    Ann fragte sich, ob sie sich zurückziehen sollte, doch da Woodruff sie nicht dazu aufforderte, blieb sie einfach sitzen. Der Sergeant strahlte eine teilnahmslose Gelassenheit aus, die nicht einmal gespielt wirkte. Der Lieutenant schaltete einen Fernseher ein. Auf dem Bildschirm erschienen leicht blaustichige Schwarz-Weiß-Bilder, offenbar von einer Überwachungskamera aufgenommen. Ann erkannte im Treppenhaus sofort Jeffs stämmigen, sehnigen Oberkörper. War er womöglich ganz nackt? Das ließ sich aus dieser Perspektive nicht feststellen. Er näherte sich dem Irren. Der hielt die Waffe auf ihn gerichtet und
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