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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht
Autoren: T Hoag
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werden, bevor ich überhaupt die Prüfung vor ihr abgelegt habe, Detective Kyle. Das alles muss seinen ordnungsgemäßen Gang gehen.«
    »Sie bringen sich damit nicht in Schwierigkeiten, Ms. Lowell. Namen und Adressen sind nicht vertraulich«, sagte Parker ruhig und lenkte ihre Aufmerksamkeit von Kyle ab. »Und es ist auch nicht erforderlich, dass wir Zugang zu den Akten Ihres Vaters haben. Die Vorstrafenregister seiner Mandanten sind jederzeit verfügbar. Wann haben Sie zuletzt mit ihm gesprochen?«
    Er hielt es für sinnvoller, Abby Lowell auf seine Seite zu ziehen, als sie sich zur Feindin zu machen. Sie war keine schwache, hysterische Frau, die Angst vor der Polizei hatte, auch wenn Kyle das gern gehabt hätte. Sie hatte Kyle die Stirn geboten und ihm zu verstehen gegeben, dass sie sich nicht so leicht einschüchtern ließ, sondern es durchaus mit ihm aufnehmen konnte.
    Erst als sie sich mit einer leicht zitternden, sorgfältig manikürten Hand die Stirn rieb und leise seufzte, wurde ein winziger Riss in ihrem Panzer erkennbar. »Ich habe ungefähr um halb sieben mit Lenny gesprochen. Wir waren zum Essen im Cicada verabredet. Ich war zu früh dran, habe mir einen Drink bestellt und ihn von meinem Handy aus angerufen. Er meinte, er würde sich vielleicht ein paar Minuten verspäten«, sagte sie. Sie musste einen Augenblick innehalten, und ihre dunklen Augen füllten sich mit Tränen. Sie blinzelte ein paarmal, um sie zurückzudrängen. »Er sagte, er würde auf einen Fahrradkurier warten, der irgendetwas abholen sollte.«
    »Hat er gesagt, was?«
    »Nein.«
    »Ziemlich spät, um einen Kurier zu bestellen.«
    Sie zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich war es etwas, das er einem Mandanten schicken musste.«
    »Wissen Sie, welchen Kurierdienst er benutzte?«
    »Den schnellsten und billigsten.«
    »Wenn wir herausfinden, welcher Kurierdienst es war, können wir von seiner Zentrale die Adresse erfahren, an die die Sendung geliefert werden sollte, und vielleicht eine vage Beschreibung des Inhalts und den Namen des Kuriers, den sie geschickt haben«, sagte Parker. »Wissen Sie, ob der Kurier jemals aufgetaucht ist?«
    »Nein. Ich sagte Ihnen ja bereits, als ich das letzte Mal mit Lenny gesprochen habe, wartete er auf ihn.«
    Parker blickte auf den Safe und runzelte die Stirn.
    »Das wäre ziemlich dumm«, sagte sie, als ob sie seine Gedanken lesen könnte. »Wie Sie gerade gesagt haben, in der Zentrale des Kurierdienstes haben sie den Namen des Kuriers.«
    Der genauso gut falsch sein konnte, dachte Parker. Fahrrad-kuriere standen nicht gerade in dem Ruf, treusorgende Familienväter zu sein. Es waren meist Einzelgänger, Außenseiter, die von der Hand in den Mund lebten. So wie sie durch die Straßen von Downtown rasten – keinen Gedanken an Gesundheit oder Leben verschwendend, ohne Rücksicht gegen sich selbst und andere – , brauchte man nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass mehr als einer von ihnen unter dem Einfluss irgendwelcher Drogen stand.
    Irgend so ein abgebrannter Junkie-Kurier taucht also hier auf, um eine Sendung abzuholen, sieht Lowells offenen Safe, beschließt, seinen sozialen Status zu verbessern, bringt Lowell um, schnappt sich das Geld und verschwindet auf Nimmerwiedersehen in die Nacht. Der Kerl könnte inzwischen in einem Bus nach Las Vegas sitzen, während sie hier herumstanden und redeten.
    »Es ist nicht mein Job, voreilige Schlüsse zu ziehen, Ms. Lowell. Ich muss alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.«
    »Wer hat es gemeldet?«, fragte er, wieder an Jimmy Chew gewandt.
    »Der allseits geschätzte anonyme Anrufer.«
    »Wohnt hier jemand oder ist irgendein Laden in der Nähe geöffnet?«
    »Nicht in einer Nacht wie dieser. Ein Stück die Straße runter gibt's auf der anderen Seite eine Tankstelle und ein Kautionsbüro. Und einen Waschsalon, der rund um die Uhr geöffnet hat.«
    »Stellen Sie fest, ob in dem Waschsalon jemand ist, der uns was erzählen kann.«
    »Der hat zu.«
    »Haben Sie nicht gerade gesagt, dass er rund um die Uhr geöffnet ist?«
    »Es regnet«, sagte Chew, erstaunt über die Frage. »Ich und Stevie sind ungefähr um Viertel nach sechs daran vorbeigefahren. Da war alles dunkel. Außerdem haben sie nicht mehr rund um die Uhr offen, nachdem die Kassiererin der Nachtschicht vor sechs, sieben Monaten ausgeraubt und vergewaltigt wurde.«
    Kyle grinste. »Nette Gegend, in der Sie da arbeiten, Parker.«
    »Ein Mörder ist ein Mörder, egal in welcher Gegend, Bradley«,
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