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Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)
Autoren: Jessica Spotswood
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Stärke raubt mir den Atem und lässt mich kraftlos zurück. Das war – intensiv. Eindrucksvoll.
    Mei seufzt erleichtert auf und dreht den Kopf, sodass ich die Wunde begutachten kann. Das schwarze Haar ist immer noch blutverschmiert, aber die Platzwunde ist verschwunden. Komplett.
    »Alles wieder heile?« Ich versuche, mir nicht anmerken zu lassen, wie überrascht ich von meinem Erfolg bin.
    Mei betastet ihre Schläfe, und dann strahlt sie. »Es tut noch nicht einmal mehr weh. Danke, Cate.«
    »Gern geschehen. Es freut mich, wenn ich …« Auf einmal muss ich mich mit beiden Händen am Sitz abstützen, um nicht umzufallen. Meine Beine sind ganz schwach und wie aus Gummi.
    Schwester Sophia hat uns vor so etwas gewarnt. Dann dreht sich mir auch schon der Magen um, und ich schwanke gerade noch rechtzeitig zur Tür, bevor ich mich auf das Kopfsteinpflaster übergebe.
    Ich wische mir den Mund mit meinem zweiten, sauberen Handschuh ab und sehe verlegen zu Mei hinüber.
    »Das ist eine ganz normale Reaktion auf einen Heilzauber«, versichert sie mir und hilft mir zurück in den Wagen und auf die lederne Sitzbank ihr gegenüber.
    Ich rolle mich zusammen, schließe fest die Augen und lege meinen schmerzenden Kopf auf den Armen ab. Dann höre ich, wie sich über das Kopfsteinpflaster Absatzschuhe nähern, und im nächsten Moment steigt auch schon Alice in die Kutsche und stellt die leeren Körbe auf den Boden. »Was ist denn los mit dir? Ich wusste gar nicht, dass dir von so einem bisschen Blut gleich schlecht wird, Cate.«
    Ich beiße die Zähne zusammen und atme tief durch die Nase ein und aus.
    »Sie hat mich geheilt«, erklärt Mei. »Guck!«
    Ach, ich wünschte, ich wäre zu Hause, in meinem eigenen Bett. Mrs O’Hare, unsere Haushälterin, würde mir eine kalte Kompresse für den Kopf und eine Tasse Pfefferminztee bringen. Ich sehe es so deutlich vor mir, dass ich den Tee fast riechen kann; ich spüre den alten, vertrauten Baumwollkissenbezug beinah an meinem Gesicht. In meinen Augen brennen Tränen. Ich bin froh, dass die beiden es nicht sehen. Alice würde mich dafür auslachen, dass ich mich benehme wie ein Kind, das Heimweh hat.
    »Na, dann ist sie ja vielleicht doch zu etwas zu gebrauchen.«
    Ich linse zu Alice hinüber, wie sie sich neben Mei setzt und sittsam die Beine kreuzt, während sich die Kutsche in Bewegung setzt. Ihre Röcke sind rein, kein bisschen Staub oder Straßendreck hängt daran. Ich frage mich, wie sie das macht.
    »Besser als du ist sie allemal.« Mei streicht sich den schwarzen Pony glatt. Ponys sind gerade ganz groß in Mode; Mei hat sich letzte Woche von Violet die Haare schneiden lassen. Ich hatte befürchtet, dass es schrecklich aussehen würde, aber der Pony steht ihr tatsächlich richtig gut. »Du kannst ja noch nicht einmal einen einfachen Schnitt von einem Blatt Papier heilen.«
    Alice verdreht die Augen. »Heilen ist ja auch die Magie, die am wenigsten zu gebrauchen ist. Das hätte ich mir gleich denken können, dass es das ist, was Cate am besten kann.«
    Vorsichtig setze ich mich auf. Ich ignoriere Alice’ Beleidigungen und beobachte durch die Vorhänge hindurch die Menschen, die in Scharen die Gehwege entlangströmen. Der Lärm ist ohrenbetäubend: Pferdewagen donnern über das Kopfsteinpflaster in die Innenstadt, überall wird an neuen Gebäuden herumgehämmert, Männer unterhalten sich lautstark in unzähligen Fremdsprachen, und Straßenverkäufer bieten Essen und Kleidung feil.
    Mir ist das alles zu viel. Ich bin nicht für die Stadt gemacht. Ganz im Gegensatz zu meiner Schwester Maura, die die Geschäftigkeit und die Sensation des ständig Neuen lieben würde. Doch ich vermisse die Stille von zu Hause, den Gesang der Vögel und das Zirpen der Grillen. Ich fühle mich einsam hier, umgeben von lauter Fremden. Ohne meine Schwestern, ohne Finn und meine Blumen – wer bin ich da schon?
    Ich bin jedenfalls nicht der Mensch, den die Schwesternschaft sich wünscht.
    »Cate war vorhin zu feige, Gedankenmagie anzuwenden«, spottet Alice, während sie mit einem ihrer Onyxohrringe spielt. »Wenn es darum geht, anderen zu helfen, hat sie zu viel Angst, den eigenen Hals hinzuhalten.«
    »Tu doch nicht so, als wenn es dir darum gegangen wäre, Mrs Anderson zu helfen«, fährt Mei sie an. »Du wolltest doch bloß eine Entschuldigung, um Gedankenmagie zu praktizieren. Schwestern sollten mitfühlend sein. Meinst du, die Leute merken nicht, dass du sie von oben herab betrachtest?«
    »Das ist
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