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Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)
Autoren: Jessica Spotswood
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Cora informieren, wenn sie vermuten, dass eine Anklage wegen Hexerei auf unleugbaren Tatsachen beruht. Wenn Schwester Cora rechtzeitig dorthin gelangt, setzt sie sich für die Mädchen ein, indem sie die Mitglieder der Bruderschaft und die Zeugen mit Gedankenmagie bezwingt. Und dann nimmt sie die Mädchen mit zur Schwesternschaft.
    »Gibt es eigentlich auch Mädchen, die sich weigern, mit ihr zu kommen?«
    Rilla sieht mich an, als wäre ich verrückt. »Warum sollten sie? Wenn du erst einmal ins Visier der Bruderschaft geraten bist …« Sie schüttelt den Kopf und schnipst sich eine braune Locke aus dem Gesicht. »Hier sind wir sicherer. Wir lernen, unsere Magie zu kontrollieren, und die Schwestern beschützen uns.«
    Die Schwesternschaft wurde 1815 von Bruder Thomas Dolan als Zufluchtsort für seine Schwester Leah gegründet. Anfangs waren es nur eine Handvoll Hexen, die im Geheimen hinter dem Schleier der Frömmigkeit agierten. 1842 entschieden sie sich dann, junge Hexen aufzunehmen und sie in Magie zu unterrichten. Schwester Cora war eine der ersten Klosterschülerinnen. Seitdem greift sie immer wieder in Gerichtsverhandlungen ein und sorgt so dafür, dass wir stetig mehr werden. Zurzeit gibt es etwa fünfzig Schülerinnen und ein Dutzend Lehrerinnen bei der Schwesternschaft, und außerdem zwei Dutzend Gouvernanten, die über ganz England verteilt sind, sowie mindestens hundert ehemalige Schülerinnen – wie Mrs Corbett, unsere Nachbarin in Chatham –, die als Späherinnen fungieren. Die meisten Schülerinnen werden keine richtigen Schwestern; sobald sie ihr achtzehntes Lebensjahr erreichen, verlassen sie das Kloster und leben ein ganz normales Leben als Ehefrauen und Mütter.
    Das wird mir natürlich nicht möglich sein. Nicht, wenn ich die Verkündete bin.
    »Hast du denn nie Heimweh?«, bohre ich nach. »Vermisst du deine Brüder gar nicht?«
    »Doch«, antwortet Rilla mit einem Blick auf die Fotografie über ihrem Bett. Darauf ist sie mit ihren zehnjährigen Zwillingsbrüdern Teddy und Robby, dem zwölfjährigen Jeremiah und dem vierzehnjährigen Jamie zu sehen. Fünf schelmische kleine Racker mit Locken und Sommersprossen. »Aber es war auch nicht einfach als einziges Mädchen – und einzige Hexe. Es war nicht leicht, es geheim zu halten.«
    Ich kann mir kaum vorstellen, dass Rilla irgendetwas geheim halten kann, so eine Schnatterliese, wie sie ist.
    »Ich glaube, Jamie – ach, ich soll ihn ja jetzt James nennen, ich vergesse das immer –, James ahnt es vielleicht. Und Mama weiß es natürlich. Sie ist nämlich auch eine Hexe, aber keine besonders gute. Sie beherrscht nur ein paar ganz einfache Illusionszauber. Nicht, dass ich so viel besser wäre. Du hast sicherlich schon gemerkt, was für ein hoffnungsloser Fall ich bin, wenn es um Bewegungszauber geht, und Heilen kann ich überhaupt nicht«, erklärt Rilla verlegen. »Ich kann wirklich froh sein, dass die Schwestern mich überhaupt wollten.«
    »Ich wünschte, mir ginge es auch so. Dass ich darüber froh wäre«, platze ich heraus. Unser Zimmer hat ziemlich hohe Wände, aber jetzt, während unserer leisen Unterhaltung bei Kerzenschein und zugezogenen Vorhängen, kommt es mir klein und gemütlich vor. »Fragst du dich nie, wie dein Leben wohl aussähe, wenn du nicht erwischt worden wärst?«
    »Wahrscheinlich hätte ich weiterhin Bonbons aus Ahornsirup gemacht, irgendwann geheiratet und einen Haufen Rabauken großgezogen, genau wie Mama.« Rilla wirft mir ein Bonbon zu, und ich stecke es mir in den Mund. »Aber ich bin nun mal erwischt worden; was soll ich also darüber nachbrüten. Ich wollte schon immer Schwestern haben, und jetzt habe ich Dutzende. Ich bin glücklich hier.«
    Ich beuge mich vor und streiche die zerknitterte blaue Steppdecke glatt. »Es macht dir also nichts aus, dass du gar keine Wahl hattest?«
    »Es ist bei Weitem besser als Harwood«, seufzt Rilla. »Wir haben es warm, wir haben zu essen, und wir haben ein Dach über dem Kopf. Es ist nun wirklich nicht wie im Gefängnis hier, Cate.«
    Aber für mich fühlt es sich so an. Selbst wenn es meine Entscheidung war hierherzukommen, war es keine wirkliche Entscheidung.
    Ich kann nicht aufhören, dem Leben hinterherzutrauern, das mir verwehrt wurde.
    Ich sollte nicht an ihn denken, aber die Erinnerungen sind hinterhältig. Sie schleichen sich ohne Vorwarnung heran; alles scheint sie hervorzurufen. Immer wieder spielen sie sich in meinem Kopf ab, wunderschön und quälend zugleich: Finn,
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