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Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)
Autoren: Jessica Spotswood
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wie er mich damit aufzieht, Piratengeschichten zu lesen; Finn, wie er mich in unserem Gartenpavillon küsst, sodass ich beinah verrückt werde; Finn, wie er um meine Hand anhält und mir den Rubinring seiner Mutter ansteckt.
    Und die letzte Erinnerung: Finn, wie er dasteht, als ich die Kirche verlasse, in der ich eigentlich unsere Verlobung bekannt geben sollte, und mich fragt, warum .
    Ich dachte wirklich, ich könnte ihn heiraten und in Chatham bleiben und glücklich sein.
    Wie dumm von mir. Die Schwesternschaft hätte es niemals zugelassen. Nicht, solange eine der Cahill-Schwestern die Schwesternschaft wieder an die Macht bringen könnte.
    Was mag Finn wohl jetzt von mir denken?
    Doch über diese Frage nachzudenken, macht mich nur noch unglücklicher.
    Rilla hat recht. Ich muss aufhören zu schmollen.
    Ich stehe auf. »Gut. Gehen wir hinunter?«
    »Wirklich?« Rilla schnellt empor wie ein Springteufel.
    »Ja. Ich werde dir von nun an eine bessere Freundin sein, Rilla. Gibst du mir noch eine Chance?«
    Sie grinst und hüpft vom Bett. »Oh, keine Sorge. So schnell gebe ich nicht auf.«
    Ich suche gerade meine Bücher zusammen, und Rilla steckt noch ein paar Bonbons ein, um sie mit ins Wohnzimmer zu nehmen, als es an unserer Tür klopft. Rilla reißt die Tür auf, und davor steht Schwester Cora höchstpersönlich.
    »Guten Abend, Marilla. Wie geht es dir?« Schwester Coras blaue Augen funkeln wie Saphire; sie erinnern mich an Mauras.
    »G-gut«, stottert Rilla überrascht. »Wie geht es Ihnen, Ma’am?«
    »Es ging mir schon besser«, gesteht unsere Schulleiterin mit geschürzten Lippen. »Catherine, dürfte ich dich bitten, mich auf eine Tasse Tee in mein Zimmer zu begleiten?«
    Mit ihren glänzenden weißen Haaren, die sie wie eine Krone hübsch um den Kopf geflochten trägt, und ihrem taubengrauen Kleid mit weichem weißen Pelzbesatz sieht Schwester Cora aus wie eine majestätische alte Königin. Sie sitzt auf ihrem geblümten Sessel und plaudert mit mir. Sie schenkt uns Tee ein.
    Und lässt mich warten.
    Meine Gedanken rasen. Ist Maura oder Tess etwas zugestoßen? Hat Schwester Cora etwas Neues über die Prophezeiung erfahren? Unsere Äbtissin lädt ihre Schülerinnen nicht ohne Grund zum Tee.
    »Womit kann ich Ihnen dienen, Schwester?«, frage ich schließlich.
    Sie betrachtet mich über den Goldrand ihrer Teetasse hinweg. »Ich würde dir gerne vertrauen können, Catherine.«
    Sie klingt, als hätte sie da so ihre Zweifel.
    »Das beruht auf Gegenseitigkeit«, antworte ich ruhig und streiche über meinen marineblauen Rock.
    Cora lässt ein lautes, kehliges Lachen hören, das mehr zu einer Bardame als zu einer Königin passen würde. »Verständlich. Ich weiß, dass du nicht aus freien Stücken hier bist. Ich würde mich gerne bei dir dafür entschuldigen, aber das würde mich wohl wie eine Heuchlerin aussehen lassen, nicht wahr? Ich möchte, dass du mir vertraust, aber ich weiß, dass so ein Vertrauen nicht schnell aufgebaut ist. Unglücklicherweise haben wir leider nicht viel Zeit. Hier.«
    Sie reicht mir eine Tasse Tee und streift dabei leicht mit dem kleinen Finger über meine Hand.
    Als ihre Haut die meine berührt, verschlägt es mir den Atem.
    Schwester Cora ist krank. Böswillig liegt das Leiden in ihrem Körper verborgen. Als ich mit meiner Magie danach taste, fühle ich es wie eine schwarze Wolke in ihrem Bauch, und aus reinem Selbsterhaltungstrieb zucke ich zurück. Die Tasse fällt zu Boden. Der Tee spritzt auf mein Taftkleid und sickert zwischen den weißen Porzellanscherben in den hellgrünen Teppich.
    »Oh, das tut mir leid«, sage ich beschämt, aber ich kann den Blick nicht von ihr lösen.
    Auf einen Wink ihrer Hand fliegen die Scherben in den Papierkorb neben ihrem Schreibtisch. »Du kannst es also spüren«, stellt sie fest.
    »Sie sind krank«, flüstere ich. Sogar im flackernden Kerzenschein kann ich ihre Falten an Hals und Gesicht sehen, und die blauen Adern, die sich unter der pergamentenen Haut ihrer Handrücken abzeichnen. Sie muss fast siebzig sein.
    »Ich sterbe«, korrigiert sie mich. »Sophia gibt ihr Bestes, aber sie kann mir stets nur ein paar Stunden des Friedens schenken. Doch was mir am meisten Sorge bereitet, ist die Frage meiner Nachfolge. Inez wird die Schwesternschaft so lange leiten, bis die Verkündete volljährig ist. Ich will offen mit dir sprechen, Catherine. Du wirst im März siebzehn, und mir wäre es lieb, wenn Inez die Leitung der Schwesternschaft nicht länger
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