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Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)
Autoren: Jessica Spotswood
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Prozess gemacht. Es wird keinerlei Zweifel an Ihrem Verbrechen geben. Sie werden entweder auf ein Gefängnisschiff geschickt oder ins Irrenhaus gebracht werden. Ich denke, das ist immer noch besser als das, was Sie verdienen. Als meine Großmutter wegen Hexerei verhaftet wurde, wurde sie auf dem Marktplatz erhängt. Wenn es nach mir ginge, würde ich den Scheiterhaufen wieder einführen.« Seine Stimme ist so ruhig und gelassen, als würde er übers Wetter sprechen und nicht davon, meine Schwestern umzubringen. Es ist grausam und beängstigend.
    Die beiden sagen nichts. »Haben Sie mich gehört? Haben Sie verstanden, was Sie verdienen?«
    »Ja«, flüstert Maura und sieht zu Boden.
    Tess hebt den Kopf. Sie sieht erst Bruder Ishida an, dann Lily – mit langen, suchenden Blicken, als würde sie sich ihre Gesichter ins Gedächtnis einprägen wollen.
    »Dedisco «, sagt sie.
    Ich halte die Luft an. Für einen Moment ist es absolut still im Raum. Draußen prasselt der Regen.
    Dann schüttelt Lily den Kopf. Ihre Augen werden groß, als sie das Durcheinander im Flur sieht. »Was ist passiert?«, keucht sie überrascht.
    Lily kann sich an nichts erinnern. Tess’ Zauber hat funktioniert.
    Und ich werde von Schrecken erfüllt.
    Ich dachte, selbst Gegenstand der Prophezeiung zu sein wäre das Schlimmste, was mir passieren könnte. Aber die Vorstellung, dass nicht ich es sein könnte, sondern Tess –
    Das jagt mir noch mehr Angst ein.
    »Es hat einen furchtbaren Sturm gegeben«, sagt Tess vorsichtig. »Der Wind hat die Tür aufgedrückt und ist nur so durchs Haus gefegt. Es war schrecklich. Wie ein Tornado.«
    Bruder Ishida hält sich am unteren Treppengeländer fest. Er lehnt sich dagegen und atmet heftig. »Geht es Ihnen nicht gut, Sir?«, frage ich und lasse alle Feindseligkeit aus meinem Gesicht verschwinden. Wir dürfen jetzt keinen Fehler machen.
    »Ich fühle mich irgendwie unwohl.« Seine Stimme ist so farblos wie sein Gesicht.
    »Das ist verständlich, Sir. Es war wirklich beängstigend. Und die Scherben überall. Sie haben Glück gehabt, dass Sie nicht verletzt wurden.«
    »Gott sei Dank«, murmelt er.
    »Allerdings.« Ich sehe ihm weiter ins Gesicht. »Darf ich Sie zu Ihrer Kutsche begleiten? Vielen Dank noch einmal, dass Sie gekommen sind, Sir.«
    Er folgt mir hinaus auf die Veranda. »Sehr gern, Miss Cahill. Ich bin gekommen, um – um – «
    Er erinnert sich wirklich nicht mehr. Er erinnert sich an nichts mehr! Tess’ Zauber hat gewirkt.
    Der Wind peitscht durch die Bäume. Blitze erhellen die Auffahrt. »Sie haben mir Ihren Segen gegeben, meine Absicht schon früher bekannt zu geben. Morgen beim Gottesdienst.«
    »Natürlich, natürlich. Wir werden die gewöhnliche Zeremonie abhalten. Ich glaube nicht, dass wir für morgen jemand anders eingeplant haben. Und Ihr Vater ist einverstanden?«, fragt er.
    »Oh ja, Vater freut sich sehr.«
    »Ausgezeichnet.« Er sieht die regennasse Auffahrt hinunter. »Wo ist meine Kutsche?«
    »Vielleicht hat Ihr Kutscher sie in die Scheune gebracht, um den Sturm abzuwarten«, überlege ich.
    »Ah, da kommt sie ja«, sagt er und zeigt auf die Kutsche, die in dem Moment um die Ecke gebogen kommt und die Auffahrt entlangpoltert. Mir wird ganz anders, weil ich damit rechne, jeden Moment weitere Kutschen erscheinen zu sehen. Was sollen wir jetzt tun? Wir drei werden nicht stark genug sein, um die Erinnerung aller Ratsmitglieder und zusätzlicher Wachen auszulöschen. Wir sind verloren.
    Aber die Kutsche trägt nicht das goldene Siegel der Bruderschaft. »Das ist nicht meine«, sagt er, als die Kutsche vor der Veranda hält.
    Elena Robichaud springt heraus, noch bevor die Räder richtig zum Stehen kommen, und bespritzt ihren schwarzen Mantel mit Matsch. Sie verzieht das Gesicht, dreht sich dann wieder zur Kutsche um und hilft Mrs Corbett hinaus. Die beiden waten zur Veranda und bleiben dort zusammengekauert im Regen stehen.
    »Bruder Ishida«, sagt Mrs Corbett, und ihr fettes Gesicht faltet sich zu einem Lächeln. »Wir sind gerade an Ihrem Kutscher vorbeigekommen, der die Straße entlangging.«
    »Ging?«, fragt Bruder Ishida. »Was zum Teufel hat er vor? Er ist auf und davon und hat mich hiergelassen. Wo ist meine Kutsche?«
    »Kurz vor der Stadt. Mit einem gebrochenen Rad«, sagt Mrs Corbett. Ein seltsamer Ausdruck der Befriedigung liegt in ihren braunen Augen.
    »Das muss der Sturm gewesen sein. Der Wind war sehr heftig«, werfe ich ein. »So ein Getöse. Es war möglicherweise
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