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Todsünde (German Edition)

Todsünde (German Edition)

Titel: Todsünde (German Edition)
Autoren: Amanda McLean
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glauben? Ihm zu vertrauen? Nachdem sie das alles schon einmal durchgemacht hatte? Es war jetzt vier Monate her. Aber so skrupellos und scheinbar ohne schlechtes Gewissen er sich gerade mit der anderen verhalten hatte, wusste sie nicht mehr, ob sie noch glauben konnte, dass er seit seinem Versprechen wirklich das Unschuldslamm gewesen war, das er behauptet hatte zu sein.
    Sie hasste ihn. Aus tiefstem Herzen. Und doch liebte sie ihn. Aus tiefstem Herzen. Es war eine verflixte Situation. Und nun stand sie vor ihm und er sah so verdammt gut aus. Wie würde sie je von ihm loskommen?
    „ Komm rein!“, sagte er und trat einen Schritt zur Seite. Er trug nur eine Jeans, war barfuß und oben ohne. Seine Muskeln tanzten bei jeder noch so winzigen Bewegung einen Fruchtbarkeitstanz, am liebsten hätte Lindsay sich hier und jetzt auf ihn gestürzt. Doch er hatte sie belogen. Betrogen. Und diesmal würde sie es ihm nicht einfach durchgehen lassen.
„Ist was? Du siehst so verbissen aus“, sagte er. Nett!
    Sie lehnte sich an die Kommode im Wohnzimmer, auf der Robert seine High-School- und Collegepokale für gewonnene Footballspiele aufgestellt hatte. Sie war wie ein Schrein für ihn und Lindsay wusste, dass es ihn verrückt machen würde, dass sie den Pokalen so nahe war, sie mit jeder falschen Bewegung umstoßen konnte. Doch das hatte er weiß Gott verdient.
„Gibt es etwas, das du mir sagen willst?“, fragte sie und sah ihm dabei direkt ins Gesicht. Sie hatte zwei volle Tage gebraucht, den Mut zu fassen, ihn darauf anzusprechen. Ihm gegenüberzustehen.
    Sie hatte sich in ihr Zimmer in der Wohnung ihres großen Bruders Tommy in Greenwich Village verkrochen, in das sie nach dem Dilemma vor vier Monaten gezogen war, und hatte keine Menschenseele sehen wollen.
Sie musste allein sein, nachdenken. Sie war weder aus dem Haus noch zu ihrer Verabredung fürs Kino mit ihrer besten Freundin Jess am Abend zuvor gegangen. Stattdessen hatte sie in ihrem alten Jogginganzug im Bett gesessen und bergeweise Schokolade in sich hineingestopft. Unruhig hatte sie nachts da gelegen, versucht zu schlafen, doch immer wieder hatte sie nur an Robert und dieses Flittchen denken müssen.
    Robert sah sie nichtsahnend an. „Was meinst du?“
„Am Donnerstag. Du weißt schon, deine angeblich geschäftliche Verabredung.“
„Sie war geschäftlich. Fängst du jetzt schon wieder an, mir zu misstrauen?“, fragte er genervt.
Lindsay zählte innerlich bin zehn, um nicht wütend loszuschreien, sondern ruhig weiterzureden. Wie eine erwachsene, selbstbewusste, starke Frau. Nur dass sie das nicht war, das wusste sie, und das wusste auch Robert.
„Robert, ich habe dich gesehen, mit ihr.“
„Was???“, rief Robert. Er starrte sie fassungslos an. „Bist du mir etwa gefolgt? Hast mich beobachtet? Das ist ja krank!“
„Ich habe euch zufällig gesehen und ich hatte ja auch recht mit meiner Vermutung“, versuchte sie sich zu verteidigen.
„Das ist doch erbärmlich, ehrlich, Lindsay. Ich kann es gar nicht glauben, dass du mir nachspionierst.“ Das war typisch Robert. Er hatte etwas angestellt und nun versuchte er, den Spieß umzudrehen, von sich selbst und seinen Fehlern abzulenken und sie zum Täter zu machen. Sie hatte ihn beobachtet, na und? Er hatte etwas viel Schlimmeres getan – oder etwa nicht?
    Lindsay wurde unsicher. Sie hatte noch nie gut damit umgehen können, beschuldigt zu werden. „Es geht hier nicht darum, was ich getan habe oder wie ich es herausgefunden habe, Robert, es geht einzig und allein darum, dass du dein Versprechen gebrochen hast.“
„Welches Versprechen?“, fragte er unschuldig.
„Das, wo du mir versprochen hast, mir nicht wieder wehzutun.“ Ihr rannen jetzt Tränen übers Gesicht. Sie hatte so sehr versucht, stark zu sein.
    Robert kam auf sie zu und nahm ihre Hand. „Ich würde dir nie wehtun, das weißt du doch.“
„Also hast du nicht mit ihr geschlafen?“
„Mit wem? Mit der alten Mrs. Parker?“
„Nein, mit der jungen, hübschen Blonden.“
    Er seufzte. Er hatte wohl begriffen, dass es keinen Ausweg mehr gab. Er nahm jetzt auch ihre zweite Hand und hielt beide Hände in seinen. Er sah sie mit seinem Es-tut-mir-leid-Blick an und sagte mit sanfter Stimme: „Ich bin schwach geworden, Honey. Ich bin so ein schwacher Mann, so ein dummer Mann. Wie konnte ich das hier nur aufs Spiel setzen, uns? Du bist doch die Einzige für mich!“
Bei diesen Worten zuckte Lindsay zusammen und entzog ihm ihre Hände. Die
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