Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todfeinde

Todfeinde

Titel: Todfeinde
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
warteten, ging Joe mit Pi und Birdy noch mal alles durch.
    »Wenn man bedenkt, dass es bei all dem nur um Fleisch geht!«, sagte Pi auftrumpfend. »Fleischesser verlieren den moralischen Kompass bei der Aussicht, nicht zu bekommen, was sie wollen, und das ist noch mehr Fleisch. Oder in diesem Fall, besseres Fleisch.«
    Joe spürte Tassells bohrenden Blick. Der Sheriff winkte ihn ins Büro und schloss die Tür.
    »Die ist unberechenbar und wird uns noch alles vermasseln«, sagte der Sheriff. »Und wir werden verdonnert, weil wir einen Unschuldigen zu einer strafbaren Handlung verleitet haben.«
    »Haben Sie eine bessere Idee?«
    Tassell zögerte. »Nein.«
    Joe öffnete die Bürotür und ging zum Tresen zurück. Pi und Birdy sahen ihn erwartungsvoll an.
    »Bleibt es dabei?«, fragte Birdy.
    »Es bleibt dabei.«
    »Also dann – schnappen wir uns den Mistkerl«, sagte Pi mit flackernden Augen.
    Joe setzte sich. Plötzlich kamen ihm Zweifel. Er hatte Tassell über eine Stunde lang zureden müssen, um ihn von der Operation zu überzeugen, und der Sheriff hatte nur widerwillig und nach einem Telefonat mit dem Bezirksstaatsanwalt zugestimmt, weil er fürchtete, Pi und Birdy wären so besessen von ihrem Tierschutzprogramm, dass sie alles tun oder sagen würden, um ihre Zielperson zu belasten. Jedes Wort und jeder Unterton würde auf Tonband und Video aufgenommen und von Anwälten und Richtern eingehend geprüft, und es war durchaus möglich, dass das Gericht ihnen von Haus aus skeptisch gegenüberstände. Angesichts der Schadenfreude in Pis Miene fragte sich Joe, ob der Sheriff damit vielleicht recht gehabt hatte.
    Während Pi das Telefon für sich und Birdy zurechtrückte, saß Joe den beiden am Tresen gegenüber. Seine Aufgabe war es, die zwei durch den Anruf zu begleiten und sie zu warnen, falls sie auf heikles Terrain gerieten. Er gab Pi die Visitenkarte, die er Wochen zuvor bekommen hatte und auf der es hieß: »Willkommen in Jackson. Ich habe mit Will zusammengearbeitet und melde mich bei Ihnen.«
    Als sie die Tasten drückte, drehte Joe sich zu Tassell, dessen Hilfssheriff, dem Besitzer des Elektroladens und Trey um und legte den Finger an die Lippen. Alle vier nickten.
    Nach dem dritten Läuten antwortete eine Rezeptionistin: »Beargrass Village.«
    »Kann ich bitte mit Don Ennis sprechen?«, sagte Pi.
    »Wer ist denn am Apparat?«
    »Pi Stevenson und Birdy Richards.« Sie sah lächelnd zu Joe hinüber. »Es ist überaus wichtig.«
    »Bitte bleiben Sie am Apparat.« Es klickte, und leise klassische Musik füllte die Stille.
    Joe drehte sich zum Hilfssheriff und dem Mann vom Elektroladen um, die beide Kopfhörer trugen. Sie hoben die Daumen: Die Aufnahmegeräte arbeiteten einwandfrei.
    »Komm ans Telefon, Drecksack«, raunte Pi.
    Joe bedeutete ihr, still zu sein.
    »Er ist ein Arschloch«, erwiderte sie. »Was machen wir, wenn er unseren Anruf nicht annimmt?«
    Joe zuckte die Achseln und zeigte aufs Telefon. Er wollte nicht mit ihr debattieren, da die Rezeptionistin sich jederzeit wieder melden und das mitbekommen konnte.
    »Wahrscheinlich sitzt er in seinem Wohnzimmersessel und isst rohes Fleisch«, meinte Pi, und Birdy kicherte.
    Joe sah die beiden strafend an.
    Doch als die Frau sich zurückmeldete, war Pi ganz bei der Sache.
    »Mr. Ennis ist heute etwas Furchtbares zugestoßen, und er hat sich hingelegt. Würden Sie mir bitte Ihren Namen und Ihre Nummer geben und eine Nachricht hinterlassen, damit er Sie zurückrufen kann?«
    Joe sah Pis Augen funkeln, als sie sagte: »Ich schlage vor, Sie wecken ihn. Mein Anruf betrifft eben diesen furchtbaren Vorfall. Es ist wirklich überaus wichtig, dass wir mit ihm sprechen.«
    Oha, dachte Joe und bemühte sich um Augenkontakt zu ihr – bis hierher und nicht weiter.
    Die Frau zögerte. Joe sah sie beinahe vor sich, wie sie herauszufinden versuchte, was sie tun sollte.
    »Mr. Ennis möchte davon sicher persönlich erfahren«, fuhr Pi fort. Als sie endlich aufsah, bedeutete Joe ihr, sich zurückzuhalten. Sie lächelte und warf ihm einen beschwichtigenden Blick zu.
    »Bitte bleiben Sie am Apparat«, wiederholte die Frau, und erneut erklang klassische Musik.
    Tassell stand nun knapp hinter Joe.
    »Ich weiß«, flüsterte der ihm zu. Sein Magen verkrampfte sich, doch Pi meinte leichthin: »Ich glaube, wir haben den Mistkerl am Haken. Jetzt wird er erfahren, wie Fische sich dabei fühlen.«
    »Pi …«, begann Joe, doch da endete die Musik plötzlich.
    »Don Ennis.« Seine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher