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Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)
Autoren: Saskia Berwein
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kehrte, von denen er sich am Ende durch eine Gasexplosion befreite. Ihr Tod allein hatte jedoch nicht ausgereicht, um seine inneren Dämonen zu befrieden. Er war zum Vergewaltiger und letztlich zum Serienmörder mutiert. Er war zu einem kranken, psychotischen Irren geworden, der dennoch über einen klaren und messerscharfen Verstand verfügte. Zumindest solange er sich nicht mit seiner eigenen Vergangenheit auseinandersetzen musste.
    Charlottes Hass auf ihn würde bleiben, er würde jedoch von einem diffusen Gefühl des Mitleids durchdrungen sein.
    Sie würde die Entstehung seiner Idee zu einem ultimativen Meisterwerk verfolgen. Zwischen den Zeilen würde sie die geheime Hoffnung finden, dass sein eigenes Leiden dadurch offenbart würde. Er war der Überzeugung gewesen, sich endgültig von seinen Eltern befreien zu können, indem er die Kunstwerke seines Vaters in die Haut von in seinen Augen wertlosen Frauen schlitzte und sie der Öffentlichkeit präsentierte. Wertlos waren für ihn all jene, die sich in den von ihm so verhassten Duft hüllten.
    Interessanterweise hatte sich sein Zorn ausschließlich gegen Frauen gerichtet. In seiner Welt schien der Typus des Mannes, der sich mit Gewalt nahm, was ihm vermeintlich zustand, dem Normalbild zu entsprechen. Frauen hatten dagegen die Aufgabe, ihre Kinder zu schützen und mit ihrer Liebe die vom Vater begangenen Gräuel auszugleichen. Etwas, das ihm nie zuteil geworden war. Dafür wollte er sich rächen. Diese Sichtweise ermöglichte es ihm, sein eigenes Tun vor sich selbst zu rechtfertigen, als er noch zur Selbstreflexion fähig war.
    Seine Zeit im Gefängnis war von gewalttätigen und krankhaften Phantasien geprägt. Phantasien, die sich hauptsächlich um Charlottes Mutter drehten.
    Als er entlassen wurde, war sein größtes Ziel, Lena Funke zu finden und mit seinem bis ins letzte Detail geplanten Werk zu beginnen.
    Er folgte ihrer Spur, wobei er weder Mühen noch Kosten scheute.
    Um zu erfahren, dass sie über das Karlsruher Jugendamt eine neue Identität erhalten hatte, musste er lediglich ihre Eltern in Herzheim besuchen. Ursula Funke hatte den unauffälligen jungen Mann immer gemocht und wusste nichts von seiner Gefängnisstrafe, weil er seiner alten Heimat direkt nach dem Tod seiner Eltern den Rücken gekehrt hatte. Sie gab ihm bereitwillig Auskunft.
    Über Facebook spürte Lauer Regina Köhler auf, die zum Zeitpunkt von Lenas erster Entführung ihre beste Freundin gewesen war. Sie gab zu, Lenas neue Identität zu kennen, hatte aber über zwanzig Jahre keinen Kontakt mehr zu ihr gehabt. Unter dem Vorwand, im Auftrag von Lenas Eltern zu handeln, zerstreute er ihre Bedenken und appellierte an ihr Mitgefühl Lenas Eltern gegenüber. Sie hätten ihre Fehler eingesehen und wünschten sich nichts sehnlicher, als ihre Tochter wiederzusehen. Die Scham der beiden sei allerdings so groß, dass sie es nicht über sich brächten, sich persönlich zu melden. Er habe sich der beiden angenommen, da er sich immer mit ihnen verbunden gefühlt habe.
    Regina Köhler gab schließlich nach und nannte ihm die neue Identität ihrer ehemaligen Freundin. Und den letzten, ihr bekannten Wohnort.
    Lemanshain.
    Lena Funke alias Katharina Seydel hatte den Fehler begangen, der Stadt treu zu bleiben, die sie sich einst als Fluchtpunkt gewählt hatte. Sonst hätte Lauer sie vermutlich niemals gefunden.
    Zwar war sie nicht beim Einwohnermeldeamt verzeichnet, ihre Telefonnummer fand sich allerdings im örtlichen Telefonbuch, wenn auch ohne Adressangabe. Obwohl er allerlei recht spitzfindige Nachforschungen anstellte, gelang es ihm aber erst einmal nicht, sie in Lemanshain aufzuspüren.
    Die Suche nach seinem ehemaligen Opfer hatte ihn bereits zu viel Zeit gekostet. Der Drang, mit seinem Werk zu beginnen, wurde zu stark. Letztlich verlor er die Geduld und kürte Marie Burgmann zu seinem ersten Opfer.
    Wie allen anderen, war er auch ihr nicht durch Zufall begegnet. Er hatte sich Gerhard Reisigs Geschäft als Jagdrevier ausgesucht, hatte auf einer Bank in der Einkaufsmeile gesessen und auf Kundinnen gewartet, die die Parfümerie verließen. Er war vielen Frauen gefolgt, die offenkundig in sein Duftschema passten, hatte sie manchmal tagelang beschattet, bis er ganz sicher war, sein nächstes Opfer gefunden zu haben. Ihre Gewohnheiten auszuspionieren und auf den richtigen Zeitpunkt zum Zuschlagen zu warten, war dann nur noch eine Frage der Geduld.
    Nur für Charlotte hatte Lauer keine besondere Geduld
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