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Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me
Autoren: Michael Robotham
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Welt rückwärts an mir vorbei, und ich spüre seine Daumen in meinen Augenhöhlen, seine pressenden Hände auf meinem Schädel. Außer meinem pochenden Herzen höre ich kaum etwas, bis schwere Stiefel über das Linoleum trampeln. Der tobende und keuchende Liam wird weggezerrt. Pfleger haben seine Arme gepackt und ihn hochgehoben, doch er tritt immer noch wutschnaubend um sich und brüllt heraus, was er mit mir machen wird.
    Die Mitglieder des Anhörungsausschusses sind in Sicherheit gebracht worden oder in ein Nebenzimmer geflohen. Liam
wird, gegen Türen und Wände tretend, den Korridor hinuntergeschleift. Victoria Naparstek ist mit ihm gegangen und versucht, ihn zu beruhigen.
    Meine Augen tränen, durch die geschlossenen Lider sehe ich ein Kaleidoskop bunter Sterne, das sich zusammenfügt und explodiert. Ich schleppe mich zu einem Stuhl und wische mir mit einem Taschentuch die Wangen ab. Nach ein paar Minuten sehe ich wieder klar.
    Ich klopfe mein Jackett ab, hebe meinen ramponierten Aktenkoffer auf und gehe durch Sicherheitsschleusen und verschlossene Türen zu dem Parkplatz, auf dem mein alter Volvo peinlich schäbig aussieht. Als ich gerade die Tür aufschließen will, stöckelt Victoria Naparstek auf hohen Absätzen unsicher über den unebenen Asphalt.
    »Was war das eben? Es war total unprofessionell. Wie können Sie es wagen, darüber zu reden, was ich im Bett anhabe! Wie können Sie es wagen, über meine Unterwäsche zu sprechen!«
    »Tut mir leid, wenn ich Sie beleidigt habe.«
    »Es tut Ihnen leid! Ich könnte Sie wegen standeswidrigen Verhaltens verklagen. Ich sollte den Vorfall bei der British Psychological Society melden.«
    Ihre braunen Augen lodern, ihre Nasenflügel sind zusammengekniffen.
    »Es tut mir wirklich leid, wenn Sie die Sache so sehen. Ich wollte einfach herausfinden, wie Liam reagiert.«
    »Nein, Sie wollten mir einen Fehler nachweisen. Haben Sie etwas gegen Liam oder gegen mich?«
    »Ich kenne Sie nicht einmal.«
    »Dann ist es also Liam, den Sie nicht leiden können?«
    Der Vorwurf prallt gegen meinen Kopf, und mein linkes Bein zuckt. Ich fürchte, es lässt mich im Stich, und ich könnte etwas Peinliches tun wie ihr gegen das Schienbein treten.
    »Ich habe nichts gegen Liam. Ich wollte mich nur vergewissern, dass er sich wirklich verändert hat.«

    »Also haben Sie ihn reingelegt. Sie haben ihn gedemütigt. Sie haben ihn eingeschüchtert.« Sie kneift die Augen zusammen. »Ich habe Leute von Ihnen sprechen hören, Professor O’Loughlin, stets in ehrfürchtig gedämpftem Ton. Ich hatte sogar gehofft, heute vielleicht etwas von Ihnen lernen zu können. Stattdessen haben Sie meinen Patienten massiv eingeschüchtert, mich beleidigt und sich selbst als einen arroganten, herablassenden Frauenhasser entlarvt.«
    Das klingt nicht einmal in ihrem schottischen Singsang fröhlich und unbeschwert. Von Nahem ist sie in der Tat eine sehr schöne Frau. Ich kann verstehen, dass ein Mann sich auf sie fixiert und darüber fantasiert, was sie im Bett trägt und welche Laute sie in wilder Leidenschaft von sich gibt.
    »Er ist erschüttert. Verzweifelt. Sie haben seine Rehabilitation um Monate zurückgeworfen.«
    »Dafür entschuldige ich mich nicht. Liam Baker hat es gelernt, Hilfsbereitschaft und Kooperation vorzutäuschen. Er spielt anderen vor, er sei ein besserer Mensch geworden. Er ist noch nicht reif für eine Entlassung.«
    »Bei allem Respekt, Professor …«
    Immer wenn ein Satz so anfängt, mache ich mich auf das Schlimmste gefasst.
    »… ich habe in den vergangenen achtzehn Monaten mit Liam gearbeitet. Sie haben ihn vor seiner Verurteilung ein halbes Dutzend Mal gesehen. Ich glaube, ich bin eindeutig besser in der Lage als Sie, seinen therapeutischen Fortschritt zu beurteilen. Ich weiß nicht, was Sie Liam zugeflüstert haben, aber es war absolut unfair.«
    »Unfair wem gegenüber?«
    »Liam und mir.«
    »Ich versuche, fair gegenüber Zoe Hegarty zu sein. Sie mögen da anderer Ansicht sein, Dr. Naparstek, aber ich glaube, dass ich Ihnen gerade einen Riesengefallen getan habe.«
    »Ich mache diesen Job seit zehn Jahren, Professor«, schnaubt
sie. »Ich weiß, wann jemand eine Bedrohung für die Gesellschaft darstellt.«
    »Es ist nicht die Gesellschaft, um die ich mir Sorgen mache«, unterbreche ich sie. »Es ist sehr viel persönlicher.«
    Dr. Naparstek stutzt. Ich kann förmlich sehen, wie ihr Verstand arbeitet – ihr präfrontaler Cortex stellt die Verbindung zwischen Liams Worten,
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