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Todeswald

Todeswald

Titel: Todeswald
Autoren: Ritta Jacobsson
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jetzt! Mir ist kalt. Schau doch im Volvo nach, damit wir endlich fahren können!“
    Mit allerletzter Kraft presste ich einen Schneeball zusammen. Ballwerfen ist schon immer meine Stärke gewesen. Jetzt war es meine letzte Chance, gerettet zu werden.
    Ich schleuderte den Schneeball in Richtung Straße. Mit lautem Knall traf er den BMW.
    „Hier!“, krächzte ich, so laut es ging.
    „Was zum Teufel!“, hörte ich.
    Danach wurde alles schwarz.

KAPITEL 49
    Die Wirklichkeit drängte sich in meinen Traum. Mein Hals brannte wie Feuer und mein ganzer Körper schmerzte.
    „Sie wacht allmählich auf“, sagte jemand.
    Das klang nach Papa.
    Ich zwang meine Augenlider auf und sah einen sehr verschwommenen Papa auf einem Stuhl neben meinem Bett. Eine genauso verschwommene Mama balancierte auf der Bettkante.
    „Bist du wach?“, fragte Mama sanft.
    Diese Stimme hatte sie mir gegenüber nicht benutzt, seit ich klein war.
    Irgendwas stimmte nicht.
    Wo war ich überhaupt?
    Ich sah mich blinzelnd um. Pastellgrüne kahle Wände, ein Bild, das eine fremde Landschaft zeigte, weiße Leintücher und eine hellblaue Decke. Neben dem Bett ein hoher Tisch, auf dem zwei Metallvasen mit Blumen standen.
    Hinter einer grauen Drehtüre waren hallende Schritte zu hören.
    „Na, Spatz, wie fühlst du dich?“, fragte Papa und beugte sich über mich.
    „Total gut“, krächzte ich.
    Was man halt so sagt.
    Dabei ging es mir supermies.
    „Man hat dir den Magen ausgepumpt“, fuhr Papa fort. „Ich glaube, nachher musst du auch noch was trinken, das deinen Magen ordentlich ausputzt.“
    Warum das denn?, wollte ich fragen, aber weil schon das Räuspern zu schmerzhaft war, gab ich den Versuch auf.
    Ich begriff trotzdem, was los war. Der scheußliche Saft. Die Angst.Meine torkelnde Flucht. Und Linus, der mit dem Auto angefahren gekommen war.
    Mit Tränen in den Augen sah ich Papa an.
    Mein armer Papa.
    „Grrr“, knurrte Mama. „Wie konnte er nur! Am liebsten würde ich …“
    Sie sprach nicht zu Ende, aber ich konnte leicht erraten, woran sie dachte. Als sie sich über mich beugte und mir übers Haar strich, tropften ein paar Tränen auf mich herab.
    „Er hatte wohl keine andere Wahl“, sagte Papa. „Sie haben ihn und seine Familie bedroht und erpresst. Er hatte Spielschulden und wurde gezwungen, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Und wurde in eine Riesenaffäre verstrickt, mit gestohlenen Luxusautos, Schmuggel und illegalem Spiel.“
    „Man hat immer eine Wahl“, behauptete Mama. „Wenn man sich gleich von Anfang an vor Lug und Trug hütet.“
    Papa und ich wechselten Blicke.
    „Ist wohl besser, wenn ich es gestehe“, seufzte Papa.
    Mama stöhnte auf.
    „Wenn du was gestehst?!“
    „Ich hab mein Fahrtenbuch gefälscht. Ich hab eine Fahrt nach Trelleborg eingetragen, obwohl ich zu der Zeit in Stockholm war. Und bei der Gelegenheit hab ich auch noch einen armen Hasen überfahren, und dabei ist der Scheinwerfer zersplittert. Ehrlich gesagt, war es Kalle, der ihn für mich repariert hat.“
    Er sah mich an und erinnerte sich daran, dass ich nicht sprechen konnte.
    „Ja, ja, ja, ich weiß, was du denkst. Aber ich hab es einfach nicht geschafft, den Wagen selbst zu reparieren, obwohl ich so getan hab. Tut mir leid!“
    „Aber warum hast du überhaupt deswegen gelogen?“, wollte Mama wissen.
    „Ich habe mich bei meiner Firma um einen Job hier in Stockholm beworben. Die ewige Fahrerei wird mir allmählich zu stressig und außerdem möchte ich bei euch sein. Als ich im Urlaub meinen Durchhänger hatte, hab ich beschlossen, mich zu bewerben … Apropos Urlaub, ich hab gelesen, dass dieser Mörder von Lillsjön auch gefasst worden ist. Es war der Freund des Mädchens.“
    Ich zuckte zusammen, aber Mama schien sich nicht dafür zu interessieren.
    „Aha. Und, wie ist es gegangen? Hast du den Job bekommen?“
    „Nächste Woche wollen sie sich melden.“
    „Aber warum um Himmels willen hast du das geheim gehalten?“
    „Es sollte eine Überraschung werden. An unserem …“
    „… Hochzeitstag! Oh, Schatz!“
    „Ich hab ihn noch nicht.“
    „Die Absicht zählt! Und vielleicht kriegst du ja rechtzeitig Bescheid! Bis dahin ist es noch eine gute Woche.“
    Mama wandte sich zu mir um. Jetzt würde sie bestimmt fragen, wie ich überhaupt in Kalle Svenssons Auto und im Wald gelandet sei, und jede Einzelheit bis ins kleinste Detail wissen wollen, immer wieder von vorn.
    Aber sie schien das alles gar nicht wichtig zu finden, zumindest nicht gerade
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