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Todeswald

Todeswald

Titel: Todeswald
Autoren: Ritta Jacobsson
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jetzt. Sie sah mich nur liebevoll und zärtlich an und wandte dann den Blick zum Fenster.
    „Was für ein fantastischer Wintertag!“, sagte sie. „Sonnenschein, funkelnder weißer Schnee und ein tiefblauer Himmel. Schade, dass du das jetzt verpasst, Svea.“
    Es gab auch noch anderes, was ich verpassen würde. Hannamarias supercoole Party. Und den Filmabend bei Jo.
    „Es kommen noch mehr Tage“, sagte Papa. „Übrigens, Opa hat vor, ein neues Auto zu kaufen, und braucht Expertenhilfe. Wollen wir ihm nächstes Wochenende beim Aussuchen helfen, Svea?“
    Svea.
    Nicht Nisse.
    Aber irgendwie war das ganz okay.
    Ich nickte.
    „So, jetzt werde ich einer Schwester Bescheid sagen, dass du aufgewacht bist“, sagte Mama.

EPILOG
    Linus und ich sind inzwischen ein paar Mal mit den Hunden unterwegs gewesen, aber es ist nicht mehr wie früher. Wir sind meistens ziemlich schweigsam und machen überhaupt keine Witze und Späßchen mehr. Wahrscheinlich ist er immer noch sauer, weil ich seinen Vater mehr oder weniger als Mörder verdächtigte, und ist deshalb nicht mehr an mir interessiert.
    Denn vorher war er das tatsächlich. Als er mir die Haare streichelte und den Arm um mich legte.
    Aber ich bin trotzdem froh, dass er mich überhaupt treffen will. Ich bin nämlich immer noch total an ihm interessiert. Außerdem verdanke ich ihm so viel.
    Mein Leben zum Beispiel.
    Nicht, dass ich tagsüber dauernd daran denken würde. Aber nachts wache ich manchmal schweißgebadet und voller Angst auf. Dann nehme ich mein Kissen und krieche zu Mama ins Bett. Wenn Papa daheim ist, grummelt er meistens, aber nicht, weil ich mich zu ihnen ins Bett dränge, sondern weil Wuff auch mitkommt. Hoffentlich gelingt es mir, besser zu schlafen, bis er nach dem Jahreswechsel seinen neuen Job in Stockholm antritt.
    Ein paar Tage nachdem ich aus dem Krankenhaus zurückgekommen war, brachte Mikaelas Mutter mir mein Fahrrad.
    „Das hier gehört doch dir?“, fragte sie.
    Ich sah das weiß-blau gestreifte Fahrrad an und nickte.
    „Ich habe es in unserer Garage unter einer Plane gefunden.“
    Mikaela jetzt noch anzuklagen, kam mir falsch vor. Außerdem hatte ich selbst ja das Fahrrad ihrer Mutter sabotiert.
    Ich stand da und fühlte mich wie ein Idiot.
    „Wie geht es dir?“, fragte sie freundlich.
    Stumm zuckte ich die Schultern.
    „Es tut mir leid, dass ich damals so unfreundlich zu dir war. Ich hätte dir schon längst den Hintergrund unseres Streits, den du zufällig mit angehört hast, erklären sollen. Samuels Exfrau hat ihn daran gehindert, ihre gemeinsame Tochter zu treffen, und darüber war er so erbost, dass er das Kind vom Kindergarten abholte. Das hat er zwar sofort bereut, doch der Schaden war schon geschehen. Samuel hatte vor, dir das zu erzählen, als er dich nach Hause fuhr, doch dann kam Grankvist und redete über Mikaela, und da ist er einfach zu traurig geworden.“
    Ihre Stimme bebte leicht. Sie unterbrach sich, um Kraft zu sammeln.
    „Welch ein Glück, dass …“
    Ihr kamen die Tränen, bevor sie weitersprechen konnte. Ich warf mich in ihre Arme und schniefte an ihrer Schulter. Und sie tröstete mich. Obwohl es andersherum hätte sein sollen.
    Seither sind wir uns ab und zu begegnet. Manchmal begleitet sie mich, wenn ich Wuff ausführe.
    Anfangs haben wir den Wald und die Stelle, wo Mikaela gefunden wurde, gemieden, aber mittlerweile gehen wir ab und zu dorthin, bleiben schweigend nebeneinander stehen und spüren ihre Nähe.
    Heute waren wir auch dort. Als wir zurückkamen, trompetete mein Handy. Eine SMS von Linus!
    „An Svea und Wuff! Herzlich willkommen zum Nachmittagskaffee!“
    „Vielen Dank!!! Soll ich was mitbringen?“
    „Lieber nichts Selbstgebackenes.“
    Ich lächelte, bis mir Tränen in die Augen traten. Jetzt fühlte sich alles fast wieder an wie früher.
    „ Und was ist mit Schokopampe? “, schrieb ich.





PROLOG
    Missa war verschwunden.
    Das ist meine Schuld!, dachte Natalie. MEINE SCHULD!
    Sie konnte weder essen noch lesen noch an etwas anderes denken. Mit jeder Stunde, die verstrich, wuchs ihre Verzweiflung. Ihr ganzer Körper befand sich in Aufruhr. Ihr Herz hämmerte gegen die Rippen und ihr Magen gurgelte unruhig, während sie auf und ab tigerte.
    Zum sicher hundertsten Mal stand sie fröstelnd vor der Haustür und rief und lockte die Katze mit panikerfüllter Stimme.
    „Mach die Tür zu!“, schrie ihre Mutter. „Es zieht. Sie kommt zurück, keine Sorge. Katzen gehen gern ihre eigenen Wege.“
    Missa
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