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Todestrieb und Seelenheil

Todestrieb und Seelenheil

Titel: Todestrieb und Seelenheil
Autoren: John K. Carson
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Schneider sahen Sabine an. „Hallo Olivier, hast du die Ergebnisse?“ Sie nickte und an ihrem Gesichtsausdruck konnten die Beiden sehen, dass es keinen Treffer gab. „Trotzdem danke. Sascha und Hans bringen dir noch die anderen Proben, sie sind noch unterwegs. Bis später.“ Sabine legte auf. „ Nichts.“ Sie ging zu der Karte und strich die Gewässer mit rotem Marker ab. „Vielleicht haben wir mit einem der Übrigen Glück. Ich brauch ne Kaffeepause und ein wenig frische Luft. Wer geht mit zu Starbucks in die Fußgängerzone?“ „Geht ruhig“, sagte Martin, der schon wieder in den Fallakten stöberte, „ich will da noch so einer Idee nachgehen.“ „Aber du fährst!“ rief Rosen und griff seine Jacke.
    „ Es gibt nur drei Gründe, warum man so einen Schrotthaufen fährt: Schulden, ne überteuerte Wohnung oder man hat schlichtweg einen Schuss.“ lästerte Johannes lächelnd als sie in dem laut klappernden roten Polo von Sabine Richtung Innenstadt fuhren. „Er meint es nicht so, Bubi.“ liebevoll streichelte sie dabei das Armaturenbrett. „Mein Bubi hat mich noch nie im Stich gelassen. Das ist mein erstes Auto, vom eigenen Geld bezahlt und ich hab damals so was wie eine Ehe mit ihm geschlossen: bis das der Schrotthändler uns scheidet.“ Sie lächelte und Johannes sah sie lange von der Seite an. Sie hatte heute ihre braunen, schulterlangen gelockten Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Von der Seite sah ihre Nase noch schöner aus. Er fand diese Stupsnase schön und die Falten, die sich beim Lächeln auf ihren Wangen bildeten, wirkten wie ein Magnet auf ihn. Sie sah zu ihm und blickte ihm direkt in die Augen. Ihre waren blaugrau und sie leuchteten geradezu. „Was starrst du so? Klingt das so verrückt?“ Ihr Blick richtete sich wieder auf die Straße. „Ganz und gar nicht, eben nur etwas abgedreht.“ Johannes sah ebenfalls nach vorn.
    „Zwei Macchiato und zwei Sandwiches. Darf ich die werte Dame einladen? Vielleicht brauchst du dein Geld bald für ein neues Auto“ übertrieb er „Nein, ich zahle heute und du lädst mich mal zu dir zum Essen ein. Ich bin echt gespannt auf deine Spätzle.“ Erwiderte Sabine. Johannes war zu überrascht, um ihr darauf eine Antwort zu geben.
    *
    Als er unter der Dusche stand, gingen seine Gedanken zurück, zurück zu seinem ersten Mal, seinem ersten Opfer. Immer wieder durchlebte er alle Einzelheiten, seinen ersten Schritt zur vollkommenen Heilung. Es sah Ivanka immer als den Grundstein auf seinem Weg gegen alle Widrigkeiten. Bilder, Gefühle und alle Wahrnehmungen kehrten zurück. Er erinnerte sich genau.
    Der Geruch damals war sehr stark. Es roch nach Eisen, brackigem Wasser, Urin und Kot. Doch über all dem schwebte ihr Geruch, er konnte ihn fast greifen. Mit geschlossenen Augen atmete er die „Genesung seiner selbst“ ein. Minutenlang tat er das. Die Schmerzen spürte er nicht. Er betrachtete Ivanka, wie sie so da lag, auf der Folie. Nass, blutig, alles schmutzig vom See und ihren Exkrementen. Diese Menschlichkeit. Im Moment ihres Todes hatten sich die Schließmuskeln entspannt und den Inhalt des Darms und der Blase frei gegeben. Er musste sie reinigen, den Schmutz und diesen Geruch abwaschen. Aus dem Garten holte er den Schlauchwagen, schloss den Schlauch an und begann den Dreck wegzuspülen. Ihre Kleider erwiesen sich als hartnäckig und so beschloss er, sie auszuziehen. Als er ihr das Unterhemd abstreifen wollte, betrachtete er ihren Kopf zum ersten Mal bewusst. Das Loch im Schädel sah aus, als wäre es mit blutigem Matsch gefüllt. Er musste würgen, doch er kämpfte gegen den Brechreiz. Er zog ihr das Hemd über den Kopf aus, welcher kurz darauf kraftlos in den Nacken fiel. Er sah in ihr Gesicht, das was vom Gesicht übrig war. Die linke Seite war nur noch ein Brei, das Auge war nicht mehr zu sehen, Knochensplitter des Schädels ragten aus den Fleischfetzen. Er blickte in ihr rechtes Auge. Es war geöffnet und er hatte das Gefühl sie starrte ihn an, vorwurfsvoll, ängstlich, überrascht. Dieser Blick, gefangen im Moment ihres Todes. Ruckartig ließ er sie los wand sich von ihr ab und übergab sich. „ Eine heiße Dusche, das Unreine weg waschen“ dachte er. Er ginghoch ins Bad und putzte sich als erstes die Zähne, betrachtete sich im Spiegel. Seine Haare waren noch nass und Tropfen fielen ins Waschbecken. Es war als blickte ihn jemand anderes an. „ Die N arbe verschwindet!“ wunderte er sich und tastete über seine linke Wange. Er
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