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Todesspiele

Todesspiele

Titel: Todesspiele
Autoren: Karen Rose
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Er redete nun rasch, um Charles keine Möglichkeit zu geben, sich zu beruhigen. »Mansfield hat im Bunker heimlich Fotos gemacht. Zur Absicherung. Oder aus Rache. Jedenfalls hat er auch jemanden mit einem Gehstock fotografiert, dessen linker Schuh ein wenig höher war als der rechte. Sie humpeln, weil Michael Ellis Sie in Vietnam angeschossen hat. Und Sie im Dschungel zum Sterben liegen ließ wie einen Hund. Ihr linkes Bein ist nicht richtig verheilt, und daher brauchen Sie heute einen Stock.« Luke hoffte inständig, dass Susannah auf das achtete, was er sagte. »Ruhe«, presste Charles hervor.
    »Und so planten Sie Ihre Rache an Ellis. Sie machten seinen Sohn ausfindig und formten ihn so, dass er bald ganz Ihnen gehörte. Und das tut er immer noch, nicht wahr, Ray Kraemer?« Jedes Mal, wenn er Charles' echten Namen benutzte, zuckte dieser zusammen. »Er ist Ihnen natürlich extrem nützlich als Polizist. Sie glauben, dass er herkommt, um Sie zu holen, aber Sie irren sich. Wir haben Paul Houston schon längst in Gewahrsam, und er wird für eine lange, lange Zeit ins Gefängnis verschwinden.« Hektische Flecken bildeten sich auf Charles' Wangen. »Nein. Sie können ihn nicht haben.« Bleib bei mir, Susannah. »Zu spät, Ray Kraemer. Ich habe ihn schon. Paul gehört mir. Sie sind nur ein Krüppel.« Und beim letzten Wort trat Susannah Charles mit aller Kraft gegen das linke Bein, so dass er das Gleichgewicht verlor und sie mit zu Boden riss. Charles landete schwer auf seinem Rucksack, und der harte Gegenstand darin presste ihm die Luft aus den Lungen. Susannah nutzte diesen Augenblick und wand und wehrte sich wie eine gefangene Katze.
    Sobald sie sich losgerissen hatte, sprang Luke vor, packte Charles' Handgelenk mit beiden Händen und stieß ihm den Ellenbogen gegen die Gurgel. Aber der alte Mann war weit stärker, als es den Anschein hatte. Lukes Muskeln brannten vor Anstrengung, bis er das trockene Knacken des Handknochens und Charles' heiseren Aufschrei hörte. Charles' Finger ließen die Pistole los, und Luke setzte sich auf die Brust und packte den alten Mann an der Kehle. »Du dreckiges Schwein«, presste er hervor. Seine Hände drückten zu und schüttelten Charles, bis er um Luft rang. Luke spürte den Knorpel unter seinen Fingern nachgeben. Töte ihn. Er zog seine Faust zurück, aber erstarrte dann. Der alte Mann war bewegungsunfähig, unbewaffnet, verletzt. Töte ihn. Luke konnte die Worte in seinem Kopf hören, ein primitiver Gesang, der durch jede Faser seines Körpers pulsierte. Töte ihn. Töte ihn mit bloßen Händen. Töte ihn für Susannah. Für Monica und Angel und Alicia Tremaine und jedes andere Opfer.
    Nein. Die andere Stimme in seinem Kopf war leise, aber bestimmt. So ein Mensch bist du nicht. O doch, das war er doch. Aber so wollte er nicht sein. Angewidert von sich und wütend auf die leise, vernünftige Stimme packte Luke Charles am Kragen, hievte ihn in eine sitzende Position und beugte sich vor. »Ich hoffe, irgendein mieser Kerl im Gefängnis bringt dich um.«
    Charles' Lippen verzogen sich höhnisch, als gleißender Schmerz durch Lukes Bizeps fuhr, und zu spät sah er die kurze Klinge in Charles' anderer Hand. Dreckschwein. »Ihr seid so schwach«, grunzte Charles, während er sich wand und mit der gesunden Hand nach der Waffe tastete. »So schwach und berechenbar.«
    Und dann war das Übelkeit erregende Geräusch von brechenden Knochen zu hören.
    Charles' Kopf flog zurück und schlug so hart auf dem Teppich auf, dass er davon abprallte. Verdattert blickte Luke auf. Susannah stand über ihm und hielt den Gehstock wie einen Baseballschläger. Ihre Augen blickten wild und fiebrig, als sie auf den Mann herabstarrte, der ihr Leben zerstört hatte.
    »Ich bin nicht schwach«, sagte sie. »Nicht mehr. Nie mehr.«
    Luke nahm sanft ihre Hand und zog daran, bis sie ihn ansah. »Du warst noch nie schwach. Du bist die stärkste Frau, die ich je gesehen habe.«
    Ihre Schultern fielen nach vorne, und sie musste plötzlich nach Luft ringen. »Habe ich ihn umgebracht? Bitte sag, dass ich es getan habe.«
    Luke hielt Charles zwei Finger an den Hals. »Ja, Liebes, ich glaube schon.«
    »Gut«, sagte sie grimmig. Sie ließ den Stock fallen. Einen Moment lang sahen sie einander nur stumm an und versuchten, wieder zu Atem zu kommen. Dann hörten sie eine Stimme am Hintereingang. »Hallo? Jemand hier?« Es war Chase. Luke stieß erleichtert die Luft aus und erhob sich. Sein verletzter Arm brannte wie Feuer
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