Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesschrei

Todesschrei

Titel: Todesschrei
Autoren: Karen Rose
Vom Netzwerk:
sanfte Stimme mit Akzent, ruhig und gelassen. »Du wirst nicht gehen. Dafür sorge ich.« Sophie spürte, wie Simons Körper erstarrte, als er Daniel erkannte, und sie warf sich zur Seite, doch der Schwung riss ihn mit, und sie stürzten zu Boden. Er fiel auf sie und presste ihr die Luft aus den Lungen, und einen Moment später war er wieder auf den Knien und zerrte sie hoch. Sophie holte mit den gefesselten Hände aus, traf jedoch ins Leere. Seine Hand drehte ihr Haar fester, und Tränen brannten in ihren Augen.
    Wieder schwang sie die gefesselten Hände in dem Versuch, Abstand zu bekommen und Vito genügend Raum zu geben, damit er schießen konnte. Sie fiel, wollte sich abstützen, doch dieses Mal berührten ihre Hände Metall. Das Schwert. Sie tastete nach dem Griff, packte ihn und riss das Schwert herum, so dass die Klinge ihre Seite streifte. Und dann stieß sie es mit aller Macht zurück. Das Schwert drang in lebendes Fleisch ein und bohrte sich tiefer, noch tiefer. Mit einem erstaunten Laut fiel Simon zurück und zog sie mit sich. Sie ließ den Griff los, kam auf die Knie und beugte sich nach vorn, doch seine Hand hielt ihr Haar noch immer fest umkrallt. Einen Moment lang hörte sie nichts als ihren eigenen, angestrengten Atem, spürte nichts als das höllische Brennen der Kopfhaut.
    Und dann donnerten Schritte die Treppe hinab. Simon lag auf dem Rücken, das Schwert ragte in einem schiefen Winkel aus seinem Bauch. Das weiße Hemd färbte sich rasch rot. Sein Mund stand offen, und er rang nach Luft. Doch der Hass in seinen Augen brannte noch immer, und er schwang sich hoch und griff mit der ausgestreckten Hand nach ihrer Kehle.
    »Beweg keinen Muskel«, sagte Vito leise, »denn ich würde dich zu gern erschießen.«
    Schwer atmend straffte Sophie ihren Körper, so gut es ging. »Los, Simon. Schrei, soviel du willst«, brachte sie hervor. »Du miese Schlampe«, fauchte Simon. Er verengte die Augen und bäumte sich erneut auf, und zu spät sah Sophie, wie er die Hand nach außen schwang und mit ihr den Dolch, der in seinem Ärmel gesteckt hatte. Sie hörte die Schüsse im gleichen Moment, in dem sie einen grellen Schmerz in ihrer Seite spürte.
    Die Hand in ihrem Haar wurde fallen gelassen und zog sie mit sich, so dass sie neben Simon kniete und den Kopf in einem unnatürlichen Winkel halten musste. Sie konnte nach oben sehen, aber nicht nach unten. Aus dem Augenwinkel sah sie Vito zurücktreten und seine Waffe wegstecken.
    Und dann stürmte eine Unmenge Menschen die Treppe herunter.
    Sophie roch den beißenden Pulvergestank und den metallischen Geruch von Blut. Plötzlich wurde ihr übel. »Machen Sie mich los«, presste sie zwischen den Zähnen hervor. Dann ließ sie sich gegen Daniel sinken, der Simons Hand aus ihrem geflochtenen Zopf zog. Er legte sie vorsichtig auf den Rücken, und sie kniff vor Schmerz die Augen zu.
    »Merde«,
knurrte sie. »Verdammt, tut das weh.«
     »Chick?«, hörte man Nick von der Treppe. »Was ist passiert?«
    Vito ließ sich an ihrer Seite auf die Knie fallen. »Sophie ist verletzt. Wir brauchen noch einen Krankenwagen.« Er nahm den Dolch, schnitt das Kleid in Streifen und drückte sie gegen die Wunde, um die Blutung zu stoppen. »Es ist nicht tief«, sagte er. »Es ist nicht tief.« Sie verzog das Gesicht. »Aber es tut trotzdem höllisch weh. Sag mir, dass er tot ist.« »Ja«, sagte Vito. »Er ist tot.«
    Sophie wandte den Kopf und sah Simon nicht einmal einen Meter von ihr entfernt auf dem Boden liegen, die blicklosen Augen starr auf die Decke gerichtet. Sie sah ein Einschussloch in seinem Kopf, ein anderes in der Brust. Das Schwert ragte noch immer aus seinem Bauch. »Katherine kann bestimmt herausfinden, wer von uns ihn umgebracht hat«, presste sie hervor.
    »Fühl dich nicht schuldig«, murmelte Vito. »Du hattest keine Wahl.«
    Sophie schnaubte. »Schuldig? Verdammt, ich hoffe, ich war es, die dieses Schwein umgebracht hat. Obwohl wahrscheinlich der mit dem Kopfschuss den Pokal mit nach Hause nimmt.«
    »Das wäre dann wohl ich«, sagte Vito. »Gut.« Sophie sah zu Daniel, der sich den kleinen Dolch genommen hatte und nun die Stricke um ihre Handgelenke durchtrennte. »Es tut mir leid.«
    »Was?«, fragte Daniel. »Dass er tot ist oder dass nicht ich den Pokal bekomme?«
    Sie betrachtete ihn durch verengte Augen. »Was immer Sie angemessener finden.«
    Daniel lachte leise. »Ich denke, wir haben der Welt heute einen Dienst erwiesen. Sind Sie noch irgendwo verletzt?«
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher