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Todesschrei

Todesschrei

Titel: Todesschrei
Autoren: Karen Rose
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das eine Perücke gewesen war ... »Die ... die ganze Zeit?«
    »Die ganze Zeit«, bestätigte er vergnügt. »Denn wissen Sie,
Dr. J,
ich bin weder verrückt noch dumm.« Nun erkannte sie auch seine Stimme. Er schien recht gut darin zu sein, sie zu verstellen, aber wenn man Bescheid wusste und sich konzentrierte ...
    Sie schaffte es, sich zu fassen und das innere Beben niederzudrücken. »Nein, nur böse.«
    »Oho, da will mir jemand ein Kompliment machen. Aber >böse< ist als Begriff doch wirklich relativ.« »Vielleicht in irgendeinem Paralleluniversum, doch hier ist das grundlose Töten von Menschen immer noch schlecht, böse, ein Verbrechen und widerwärtig.« Sie neigte den Kopf. »Warum?«
    »Warum was? Warum ich Menschen töte?« Er schob eine weitere Kamera an ihren Platz. »Aus verschiedenen Gründen. Manche standen mir im Weg. Einen habe ich gehasst. Aber die meisten wollte ich einfach nur sterben sehen.« Sophie holte tief Luft. »Na, siehst du. Das ist widerwärtig. Damit kommst du nicht -«
    Er hielt eine Hand hoch. »Sag bloß nicht, damit kommst du nicht durch. Das ist eine abgedroschene Phrase, die ich von dir nicht erwartet hätte.« Eine dritte Kamera wurde in Position geschoben, und er trat zurück und klopfte sich die Hände ab. »So, die Kameras stehen. Jetzt noch einen kleinen Soundcheck.« »Ein Soundcheck.«
    »Ja, genau. Du sollst schließlich schreien.«
    Schrei, soviel du willst.
Sie schüttelte den Kopf. »Schmink dir das ab.«
    Er schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Diese Sprache. Und du
wirst
schreien. Oder ich benutze eine Axt.« »Na und? Sterben tue ich doch sowieso. Ich denke nicht daran, dir diese Befriedigung zu geben.« »Ich glaube, Warren hat etwas Ähnliches gesagt. Ach nein, Bill. Der große, böse Bill mit dem schwarzen Gürtel. Er hat sich für so hart gehalten. Und am Schluss hat er geheult wie ein Baby. Und geschrien. Und wie.« Er kam zu ihr und berührte ihr Haar, das von der letzten Führung noch zu einer Krone geflochten war. »Du hast wunderschönes Haar. Und ich bin froh, dass du es geflochten hast. Es wäre jammerschade gewesen, es abschneiden zu müssen.« Er lachte in sich hinein. »Obwohl es ja albern ist, sich übers Haareschneiden Gedanken zu machen, wenn ich doch gleich etwas ganz anderes abschneiden werde.« Er strich ihr mit dem Finger über die Kehle. »Genau hier, denke ich.«
    Panik machte es ihr fast unmöglich zu atmen. Viel Zeit würde sie nicht mehr haben.
Vito, wo bist du?
Unwillkürlich versuchte sie, seinen Fingern zu entgehen. »Wer war Bill? Der, den du ausgeweidet hast?« Er war sichtlich verdattert. »Na, sieh mal an. Du weißt ja mehr, als ich dachte. Ich hätte nicht erwartet, dass dein Bullenfreund dir so viel erzählt.«
    »Das brauchte er nicht. Ich war dabei, als man sie ausgegraben hat. Du hast Greg Sanders die Hand abgetrennt.« »Und den Fuß. Er hatte es verdient, denn er hatte gestohlen. Aus meiner Kirche. Du hast es uns doch selbst erklärt.«
    Das Entsetzen drehte ihr den Magen um. Er verwendete ihre Worte, ihre Lektionen, um grausam zu töten. »Du bist krank. Ein widerwärtiger, kranker Irrer.« Seine Augen verdunkelten sich. »Ich habe dir gewisse Freiheiten gewährt, weil du amüsant bist, Sophie Johannsen. Aber nun reicht es. Wenn du versuchst, mich aus dem Gleichgewicht zu bringen, dann sei gewarnt. Wut macht mich nur konzentrierter.« Er packte sie am Arm und riss sie vom Tisch.
    Sophie zuckte zusammen, als ihre Hüfte auf Beton krachte. Greg Sanders. Er hatte ihm die Hand abgetrennt... und den Fuß. Weil er gestohlen hatte. Aus Simons Kirche. Aber so hatte sie es nicht gesagt. Er hatte nicht richtig zugehört und einen Fehler begangen. Wut machte ihn nicht konzentrierter. Er beging Fehler. Und das musste sie nutzen. Er zerrte sie am Arm über den Boden, und sie riss sich los, doch er packte sie an den geflochtenen Haaren und schlug ihren Kopf auf den Boden. Einen Moment lang sah sie nur Sterne. »Versuch das ja nicht wieder.« Sie rollte sich auf den Rücken und sah blinzelnd zu ihm auf. Er war riesig, besonders aus dieser Perspektive. Die Hände in die Hüften gestemmt, stand er über ihr, und seine Miene verriet nichts. Doch er atmete schwer, und seine Nasenflügel bebten.
    »Bei Greg hast du Mist gebaut, weißt du das?«, brachte sie keuchend hervor. »Der abgetrennte Fuß passt nicht zu der Kirche. Nur die Hand. Du bist so wütend geworden, weil er irgendetwas gestohlen hat, dass du alles durcheinandergebracht
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