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Todesschrei

Todesschrei

Titel: Todesschrei
Autoren: Karen Rose
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Sie amüsieren sich zu sehr.«
    Als sie fort waren, schloss sie ab, schaltete die Alarmanlage ein und machte sich so schnell, wie das Gesetz es gerade noch erlaubte, auf dem Weg zum Whitman College. Ihr Herz hämmerte heftig. Seit Monaten wünschte sie sich in die Praxis zurück. Wie es aussah, konnte sie endlich wieder die Arbeit machen, die ihr am meisten lag.
     

2. Kapitel
    Sonntag, 14. Januar, 14.00 Uhr
    Er setzte sich zurück, blickte auf den Bildschirm und nickte zufrieden. Das war gut. Sehr, sehr gut.
Wenn ich das in aller Bescheidenheit sagen darf.
Fasziniert betrachtete er die Standfotos aus dem Video mit Warren Keyes. Er hatte sein Opfer gut ausgewählt - Größe, Gewicht, Muskulatur. Die Tätowierung des jungen Mannes hatte sein Schicksal besiegelt. Warren war zum Opfer geboren gewesen. Und er hatte exzellent gelitten. Die Kamera hatte seine Qual ganz hervorragend einfangen. Aber seine Schreie ... Er klickte die Audiodatei an, und ein markerschütternder Schrei gellte mit kristallener Klarheit aus den Lautsprechern und ließ ihn schaudern. Perfekte Tonhöhe, perfekte Intensität. Perfekte Inspiration.
    Sein Blick wanderte zu den Gemälden, die er neben die Fotos gehängt hatte. Diese Bilderserie war wahrscheinlich seine bisher beste. Er hatte sie
Warren stirbt
genannt. Natürlich in Öl angefertigt. Er hatte festgestellt, dass Öl das beste Medium war, die Intensität des Gesichtsausdrucks und den in unerträglichem Schmerz aufgerissenen Mund festzuhalten.
    Und die Augen. Inzwischen wusste er, dass es verschiedene Stadien gab, bis durch Folter der Tod eintrat. Das erste Stadium hieß Angst, danach kam Trotz, dann Verzweiflung, wenn das Opfer begriff, dass es wirklich nicht entkommen konnte. Das vierte Stadium, Hoffnung, hing ganz und gar davon ab, wie das Opfer mit Schmerz umging.
    Wenn es die erste Phase überstand, gönnte er ihm eine Pause, die gerade so lang war, dass Hoffnung in ihm aufsteigen konnte. Warren Keyes konnte Schmerz bemerkenswert gut aushalten.
    Und dann, wenn alle Hoffnung erloschen war, kam das fünfte Stadium - das Flehen, das mitleiderregende Betteln um den Tod, die Erlösung. Gegen Ende das sechste Stadium, das letzte Aufbäumen von Gegenwehr, das Urbedürfnis zu überleben, das purer, animalischer Instinkt war. Aber das siebte Stadium war das Beste und eines, das sehr flüchtig war - der Moment des Todes selbst. Die plötzliche Entladung ... der Energieschub, wenn das Körperliche seine Essenz aufgab. Der Augenblick war so kurz, dass nicht einmal die Kamera ihn vollständig festhalten konnte, so flüchtig, dass er dem menschlichen Augen entging, wenn man nicht konzentriert hinsah. Er hatte konzentriert hingesehen.
    Und war belohnt worden. Sein Blick blieb an dem siebten Gemälde hängen. Obwohl es in der Serie das letzte war, hatte er es zuerst gemalt, war zu seiner Staffelei gehastet, während Warrens entfesselte Energie jeden seiner Nerven vibrieren ließ und ihm der letzte, perfekte Schrei noch in den Ohren hallte.
    Und er hatte
es
gesehen, in Warrens Augen. Das undefinierbare
Etwas,
das er bisher allein im Augenblick des Todes entdeckt hatte. Zum ersten Mal hatte er es in der
Claire-stirbt-Szene
vor über einem Jahr festhalten können. War es wirklich schon so lange her? Ja, die Zeit verging wirklich im Flug, wenn man sich amüsierte. Und das tat er jetzt - endlich. Schon sein ganzes Leben jagte er hinter dem undefinierbaren Etwas her. Nun hatte er es gefunden.
Genie.
So hatte Jager Van Zandt es genannt. Mit
Claire
hatte er die Aufmerksamkeit des Unterhaltungsmoguls geweckt, und obwohl er persönlich mehr von seinen
Zachary-
und
Jared-Senen
hielt, blieb
Claire
VZs Favoritin. Natürlich hatte Van Zandt seine Gemälde nie gesehen, nur die Computeranimation, in der er Claire in »Clothilde« verwandelt hatte, eine französische Hure im Zweiten Weltkrieg, die von einem Soldaten erwürgt wurde. Clothilde war der Star von
Behind Enemy Lines,
Van Zandts neustem »Entertainment-Abenteuer«, geworden. Die meisten Menschen nannten so etwas Videospiel. Van Zandt fand es schicker, jedem zu erzählen, er baue ein Unterhaltungsimperium auf. Vor
Behind Enemy Lines
existierte dieses Imperium bloß in Van Zandts Träumen. Doch diese Träume waren wahr geworden:
Behind Enemy Lines
war ein absoluter Verkaufshit, und alles dank Clothilde und seiner absolut realistischen Animation.
Dank meiner Kunst.
Und das hatte auch Van Zandt begriffen und Clothildes Bild im Augenblick ihres Todes gewählt, um
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