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Todesschrei

Todesschrei

Titel: Todesschrei
Autoren: Karen Rose
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es auf der Verpackung abzudrucken. Es gab ihm immer einen Kick, die Schachtel zu sehen und zu wissen, dass es seine Hände waren, die um den Hals der Frau lagen. VZ hatte sein Genie erkannt, aber er war sich nicht sicher, ob der Mann mit der Realität seiner Kunst umgehen konnte. Also ließ er ihn glauben, was dieser lieber glauben wollte - dass Clothilde eine fiktive Gestalt war und er selbst Frasier Lewis hieß. Schließlich kam es nur darauf an, dass sowohl Van Zandt als auch er bekamen, was sie wollten. VZ erhielt ein »Entertainment-Abenteuer«, mit dem er Millionen umsetzte.
Und Millionen sehen meine Kunst.
Was sein ultimatives Ziel war. Er hatte eine Gabe. VZs Unterhaltungsprojekte waren schlichtweg der effektivste Weg, seine Gabe in kürzester Zeit einem möglichst großen Publikum zu präsentieren. Wenn er sich erst einmal etabliert hatte, würde er keine Animationen mehr brauchen. Die Gemälde würden sich von selbst verkaufen. Doch im Augenblick brauchte er Van Zandt, und Van Zandt brauchte ihn.
    VZ würde sehr zufrieden mit seinem neusten Werk sein. Er drückte die Maus und betrachtete einmal mehr seine Animation von Warren Keyes. Sie war perfekt. Jeder Muskel, jede Sehne war zu sehen, während der Mann gegen seine Fesseln ankämpfte und sich unter Schmerzen wand, als die Knochen langsam aus den Gelenken gezerrt wurden. Auch das Blut war sehr schön geworden. Nicht zu rot. Sehr authentisch. Eine sorgsame Betrachtung des Videos hatte es ihm ermöglicht, jede Einzelheit von Warrens Körper zu kopieren, bis zum kleinsten Zucken. Mit Warrens Gesicht hatte er sich quasi selbst übertroffen. Die Furcht war hervorragend eingefangen, und auch der Trotz und der Widerstand, den der Mann seinem Kidnapper leistete.
Und der bin ich.
Der Inquisitor. Er hatte sich selbst als alten Mann dargestellt, der den anderen in seinen Folterkeller gelockt hatte.
    Was ihn auf einen Gedanken brachte. Es war Zeit, sein nächstes Opfer zu suchen. Er klickte die Internetseite USA Models an, diese hübsche kleine Website, die es ihm so einfach machte, die richtigen Gesichter für seine Arbeit zu finden. Gegen eine bescheidene Gebühr konnten Schauspieler und Models ihre Sedkarten auf dieser Seite ausstellen lassen, so dass jeder Hollywood-Regisseur nur auf ein Bild klicken musste, um die betreffende Person sofort zu Ruhm und Ehre zu katapultieren.
    Schauspieler und Models waren die besten Opfer. Sie waren schön, konnten Gefühle dramatisieren, sie hatten Leinwandpräsenz. Außerdem hungerten sie nach Ruhm und waren meist so knapp bei Kasse, dass sie beinahe jeden Job annahmen. Er hatte bisher jedes Opfer mit einem Part in einer Dokumentation locken können, wodurch es ihm möglich war, immer wieder als der harmlose, alternde Geschichtsprofessor namens Ed Munch aufzutreten. Allerdings musste er sich eingestehen, dass er Munch langsam leid wurde. Vielleicht sollte er nächstes Mal Hieronymus Bosch verkörpern. Na bitte - wenn das kein künstlerisches Genie war.
    Er überflog die Bilder, die seine letzte Suche ergeben hatte. Er hatte zunächst fünfzehn mögliche Kandidaten gefunden, zehn davon jedoch rasch als ungeeignet eingeordnet - sie waren nicht arm genug, um sich von seinem Angebot locken zu lassen. Von den restlichen fünf waren drei so gut wie pleite. Ein Finanzcheck hatte erbracht, dass sie kurz vor dem totalen Bankrott standen.
    Er hatte diese drei Anwärter eine Woche lang beschattet und herausgefunden, dass nur einer einsam genug war, um später nicht gesucht zu werden. Das war eine wichtige Komponente. Seine Opfer durften niemanden haben, der regelmäßig nach ihnen sah. Am besten waren Ausreißer wie die kleine Brittany mit den gefalteten Händen. Oder wie Warren und Billy, die den Kontakt mit ihm geheim gehalten hatten.
    Von all den verbliebenen Kandidaten war Gregory Sanders der beste. Von seiner Familie verstoßen, allein. Das hatte er am Abend zuvor herausgefunden, als er Sanders in eine Bar gefolgt war. Er hatte sich als Geschäftsmann verkleidet, Sanders ein paar Drinks spendiert und den armen Burschen seine traurige Geschichte erzählen lassen. Sanders hatte niemanden. Und daher war er die perfekte Wahl.
    Er klickte Gregorys Kontaktbutton an und schickte seine Standard-E-Mail los. Er hatte größtes Vertrauen in die Maßnahmen, die er zur - sowohl körperlichen als auch elektronischen - Verschleierung seiner Identität getroffen hatte. Spätestens morgen hatte Greg sein Angebot angenommen. Spätestens Dienstag hatte
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