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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT
Autoren: Brian Lumley
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waren die meisten, wenn nicht sogar alle, dieser unglücklichen Frauen unschuldig.«
    »Was?« Clarke hatte sein Gleichgewicht noch nicht wieder gefunden, und deshalb war er unaufmerksam gewesen. »Unschuldig?« Er sah ebenfalls die Tafel an.
    »Vollkommen!« Harry nickte erneut. »Ja, sie mögen auf ihre Art über besondere Gaben verfügt haben, aber diese waren wohl kaum als schlecht oder böse zu bezeichnen. Hexen? Heutzutage würde man sie für das E-Dezernat rekrutieren!«
    Mit einem Mal kam Clarke die Realität zu Bewusstsein. Er träumte keineswegs, musste sich nicht erst kneifen, um zu erwachen: Harry wirkte immer so auf ihn. Drei Wochen zuvor, in der Ägäis, war es dasselbe gewesen. War das wirklich erst drei Wochen her? Allerdings war Harry zu jener Zeit fast handlungsunfähig gewesen, da er der Totensprache nicht mehr mächtig gewesen war. Als er sie zurückerhielt, hatte er seine doppelte Mission in Angriff genommen: den Vampir Janos Ferenczy zu vernichten und seine Fähigkeit wiederzugewinnen ... Clarke stockte der Atem. »Du kannst es wieder!« Er packte Harry am Arm. »Du kannst wieder das Möbius-Kontinuum betreten!«
    »Du hast dich nicht mit mir in Verbindung gesetzt«, beklagte sich Harry, »sonst hättest du Bescheid gewusst.«
    »Ich habe deinen Brief erhalten«, warf Clarke hastig ein, um sich zu rechtfertigen, »und habe ein Dutzend Mal versucht, dich ans Telefon zu bekommen. Aber falls du zu Hause warst, bist du nicht rangegangen. Unsere Lokatoren konnten dich nicht finden ...« Er hob resignierend die Hände. »Gib mir eine Chance, Harry! Ich bin erst seit ein paar Tagen aus dem Krankenhaus, und auf mich hat ein Riesenstapel Arbeit gewartet. Doch den Job in der Ägäis haben wir abgeschlossen, und wir hatten angenommen, dass auch du mit deiner Arbeit fertig geworden bist. Unsere ESPer haben natürlich alles verfolgt, und es kamen Berichte herein, dass Janos‘ Wohnsitz auf dem Berg über Halmagiu gesprengt worden sei. Das konnte nur dein Werk gewesen sein! Wir wussten, dass du – gleich auf welche Weise – erfolgreich warst. Und nun auch noch der Zugang zum Möbius-Kontinuum? Das ist einfach toll! Ich freue mich so für dich!«
    Tatsächlich?, fragte sich Harry im Stillen. Laut sagte er: »He, danke!«
    »Wie zum Teufel hast du das fertig gebracht?« Clarke war noch immer aufgeregt. Falls es lediglich ein Ablenkungsmanöver sein sollte, dann ein sehr wirkungsvolles. »Ich meine, die ganze Burg zu sprengen? Unseren Berichten zufolge war es absolut vernichtend! Ist Janos auf diese Weise gestorben, durch die Explosion?«
    »Langsam!«, mahnte Harry ihn und nahm ihn am Arm. »Wir können uns unterhalten, während du mich zu dem Mädchen bringst!«
    Clarkes Erregung klang mit einem Mal ab. »Ja«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Das ist etwas ganz Anderes. Es wird dir nicht gefallen, Harry.«
    »Was gibt es denn Besonderes daran?« Der Necroscope schien genauso ruhig wie immer. Allerdings vermutete Clarke, dass er sehr wachsam war. »Hast du mir jemals einen Fall geschildert, der mir gefallen hätte?«
    Doch darauf hatte Clarke eine Antwort parat: »Wenn alles so wäre, wie es uns gefällt, Harry, wären wir arbeitslos! Was mich betrifft, würde ich mich am liebsten schon morgen pensionieren lassen. Sobald ich dann aber so etwas erlebe wie ... das, was ich dir zeigen will, weiß ich, dass jemand diese Arbeit einfach tun muss! «
    Als sie vom Platz hinauf zur Burg stiegen, sagte Harry bewundernd: »Also, das ist wirklich eine Burg!« Seine Stimme klang nun lebhafter. »Was die Burg Ferenczy betrifft, war sie schon ein Trümmerhaufen, bevor ich mich mit ihr befasste. Du willst wissen, wie ich es angestellt habe?«
    Er seufzte und fuhr dann fort: »Vor langer Zeit, gegen Ende der Sache mit Bodescu, erfuhr ich von einem Munitionslager in Kolomyya, und ich benutzte Sprengstoff daraus, um das Schloss Bronnitsy in die Luft zu jagen. Da der einfachste Weg oftmals der beste ist, habe ich es diesmal genauso gemacht. Ich ging zwei- oder dreimal durch den Möbius-Raum und steckte genügend Plastiksprengstoff in die Fundamente von Janos‘ Burg, um sie direkt in die Hölle zu jagen. Ich versuche, mir nicht einmal vorzustellen, was sich in den Eingeweiden der Burg befunden haben mag, doch ich bin sicher, dass dort ... etwas war, das ich noch nie gesehen habe und auch bestimmt niemals sehen will! Darcy, weißt du, dass selbst eine Semtex-Ladung von der Größe einer Fingerkuppe jede Mauer sprengen kann?
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