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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT
Autoren: Brian Lumley
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nehmen. Für mich liegt darin kein besonderer Reiz, jedenfalls nicht mehr. Diesmal tue ich es nur für dich. Und wenn ich mit ihr fertig bin, darfst du dir ansehen, was meine Krieger mit ihr anstellen! Man soll seine Kreaturen schließlich bei Laune halten, nicht wahr? Immerhin waren sie früher auch einmal Männer.«
    Es regnete stärker, und Shaithis gab ein paar Befehle. Seine Sklaven rissen das Zelt in zwei Hälften und deckten diese über das Reisig der Scheiterhaufen. Wenn es nass wurde, würde es nicht brennen. Shaithis war mittlerweile wieder an Harrys Kreuz getreten, und auch Shaitan kam aus seinem Zelt. Im Schatten des faltigen, schwarzen Kapuzenkragens, zu dem sein Hals sich umgebildet hatte, wirkten seine Augen wie glühende Kohlen. Der Gefallene glich eher einem Egel denn einem Menschen.
    »Es wird Zeit«, sagte er. Seine Stimme war ein schleimiges Husten. »Das Tor wartet auf uns. Ich sage dir, sieh zu, dass du hier fertig wirst. Auf den Scheiterhaufen mit der Frau, und dann verbrenne sie beide.«
    Shaithis hielt in seinem Tun inne. Einen flüchtigen Augenblick lang fühlte er sich an seinen alten Traum erinnert. Doch Träume sind etwas für Träumer, außerdem hatte er genug von dunklen Vorahnungen – und vor allem von den Ermahnungen seines Ahnherrn. »Dieser Mann trägt die Schuld daran, dass ich in die Eislande fliehen musste«, entgegnete er. »Ich habe Rache geschworen, und jetzt ist es so weit.«
    Shaithis und Shaitan starrten einander an. Im flackernden Schein des Tores maßen sie sich mit funkelnden Augen. Schließlich senkte der Gefallene den Blick. »Wie du willst«, sagte er ruhig. »So sei es!«
    Die Wolken verzogen sich, und es hörte auf zu regnen. Shaithis befahl seinen Sklaven, Fackeln zu entzünden, nahm eine und hielt sie Harry vor die Nase. »Nun, Necroscope, warum beschwörst du denn nicht die Toten? Mein Ahnherr hat mir erzählt, dass du zu Hause in deiner Welt immer für sie eingetreten bist, und ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie du in der Schlacht um den Garten des Herrn ein paar zerfallende Trogs herbeigerufen hast. Warum also jetzt nicht?«
    Harry hatte nicht die Kraft dazu (was sein Peiniger sehr wohl wusste). Doch ihm war klar, dass die Toten, selbst wenn er sie rief, nicht auf ihn hören würden. Nein, denn er war ein Vampir, und sie wollten nichts mehr mit ihm zu tun haben. Nur in den Hügeln über dem Tor winselte ein grauer Schemen und lief unruhig auf und ab. Das Rudel, das sich mit hängenden Zungen und gespitzten Ohren gelagert hatte, beobachtete ihn aufmerksam. Das Gedächtnis des großen Wolfes war lückenhaft, und er mochte sich zurückentwickeln, doch im Augenblick verstand er jeden einzelnen Gedanken des Necroscopen. Immerhin war Harry Wolfsohns Geist vor langer, langer Zeit, als er noch ein menschliches Kleinkind war, eins mit dem Geist seines Vaters gewesen.
    Der Necroscope spürte, dass sein Sohn in der Nähe war und sich um ihn sorgte, und schirmte auf der Stelle seine Gedanken gegen jeden Versuch, sie zu lesen, ab. Er musste sich zwar anstrengen, aber er schaffte es. Shaitan bemerkte es prompt, trat in einer fließenden Bewegung zu Shaithis und sagte: »Bring es endlich hinter dich. Ich sage dir, der da ist noch nicht am Ende! Soeben hat er seinen Geist vor uns versperrt, damit wir nicht merken, was sich darin zusammenbraut.«
    »Nicht mehr lange«, knurrte der andere, »und sein Hirn wird da drin kochen! Aber für den Moment ... lass ... mich ... in Ruhe! «
    Abermals zog Shaitan sich zurück.
    »Nun, Harry Keogh?«, rief Shaithis zu dem Gekreuzigten empor. Er schwenkte seine Fackel und schlug die Felle, die die trockenen Zweige des Scheiterhaufens bedeckten, zurück. »Hast du etwa vor, mir deine köstlichen Qualen zu verwehren? Und die Schmerzen wirst du wohl auch nicht spüren! Ja, wir Wamphyri verstehen uns auf so manches, das ist schon wahr. Wir wappnen uns gegen das Pochen zerfetzten Fleisches und den Schmerz, den gebrochene Knochen mit sich bringen. Aye, sogar so lange, bis sie wieder geheilt sind. Aber den Vampir will ich sehen, dem Feuer nichts ausmacht. Auch du wirst es spüren, Necroscope, wenn dein Fleisch langsam zu schmelzen beginnt!« Er hielt seine Fackel an den Scheiterhaufen. »Also, was meinst du? Soll ich ihn anzünden? Bist du bereit, zu brennen?«
    Endlich antwortete Harry ihm. » Du wirst brennen, du ... stinkendes Stück Dreck! Und zwar in der Hölle!«
    Shaithis schlug sich auf den Schenkel und lachte, als habe er den Verstand
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