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Todesriff

Todesriff

Titel: Todesriff
Autoren: Manuela Martini
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hustete und strich seinen akkurat gestutzten Schnauzer glatt.
    „ Der Ford ist auf einen John Palmer in Brisbane zugelassen “ , rief da schon Spencer zu ihnen herüber.
    „Schneller als der Schall“, bemerkte Tom und meinte den jungen Kollegen, Shane nickte nur.
    „ Dann werde ich mal diesen John Palmer aufsuchen .” T om McGregor und musste niesen und schnäuzte sich. „Verdammt, i ch hab mich gestern bei diesem Wetter ...” Ein Hustenanfall schüttelte ihn.
    „ Lass mal, ich fahre noch bei ihm vorbei”, sagte Shane . McGregor winkte ab. „Nee, nee, wir sind dran ...“ Ein Niesanfall unterbrach ihn.
    „Das seh ich“, bemerkte Shane. „Ich kann eh nicht schlafen. Also ... ihr habt noch genug zu tun.“
    „Mann, Shane ... du musst irgendwie dein Leben ändern!“, rief ihm Tom nach.

2
    Als er wieder in seinem Wagen durch di e nächtlichen Straßen Brisbanes fuhr und wusste, dass er nicht nach Hause musste, fühlte er sich erleichtert.
    Seitdem Kim ihn vor acht Jahren mit der gemeinsamen Tochter verlassen hatte, war er so was wie heimatlos - obwohl er noch immer in derselben Wohnung lebte. Er schlief dort, zog sich um und bewahrte seine Sachen dort auf, aber jedes Mal, wenn er die Tür aufschloss, starrte ihm sein gescheitertes Leben entgegen. Er lehn te sich zurück und hörte die Cha t Baker CD. Die Trompete und Bakers raue Stimme trafen genau seine Stimmung und das tat gut.
    In den flachen Pfützen schwammen glitzernd die Farben der Leuchtreklamen und Scheinwerfer. Er mochte die Nacht. Sie machte alles klarer und deutlicher ...
    Am “Wickham Hotel”, einer Bar und Diskothek, die heute geschlossen hatte, schleppten sich, aufeinander gestützt, drei ältere Aborigines vorbei. Im Rückspiegel beobachtete er, wie sie sich auf die regennassen Stufen vor einer Take-away-Pizzeria fallen ließen, als wären sie für heute Nacht zu Hause angekommen. In einem Hauseingang in der Brunswick Street bemerkte er zwei weiße Jugendliche, Dealer, Junkies. Nicht im Licht, sondern in der Dunkelheit wird di e Wahrheit sichtbar, dachte er und drehte sein Lieblingsstück lauter.

    John Palmers Haus, weit im Westen der Stadt, wirkte wie ein riesiger, aufgeweichter Pappkarton. Eine Gegend, in der in den Vorgärten Autos und Wäschespinnen auf ausgetrockneten Grasflächen standen. Shane parkte. Selbst im Dunkeln sah er, dass das Dach schadhaft war , die Läden beim leisesten Windzug wie vertrocknete Flügel aufgespießter Insekten abzufallen drohten . A uch die Stufen zur Haustür machten keinen Vertrauen erweckenden Eindruck. Shane suchte gerade den Klingelknopf, als ihn eine Stimme herumfahren ließ.
    „ Ist nicht da.”
    Ein Mann mit einem großen Hund stand hinter ihm. Es war ein Schäferhund, soweit er das in der Dunkelheit erkennen konnte.
    „ Wissen Sie, wo er ist?”, fragte Shane.
    Der Hund knurrte und zog an der kurz gehaltenen Leine.
    „ Sitz!”, befahl der Mann ihm auf Deutsch. “Wer sind Sie überhaupt?”
    Shane zückte seinen Ausweis, obwohl ihn der Mann aus der Entfernung sicher nicht entziffern konnte. „Polizei ”
    Der Hundebesitzer - er musste um die dreißig sein und sicher zweimal so viel auf die Waage bringen wie Shane - schien mit dem Gedanken zu spielen, etwas Unverständliches zu brummen und weiterzugehen, aber s chließlich antwortete er doch: „ John ist für ein paar Tage zum Fischen. Kommt erst nächste Woche wieder. Wann, weiß ich nicht.” Der Hund bellte plötzlich, und der Mann zog hart am Halsband, sagte etwas zu ihm und ging weiter.
    Shane klingelte dennoch. Es öffnete niemand. Um diese Uhrzeit würde er keinen Durchsuchungsbefehl bekommen, überlegte er und fuhr nach Hause.

    Um halb eins morgens schloss er die Tür seiner Wohnung im obersten Stock des Apartmenthauses am Brisbane River auf. Während der leichte Regen draußen die Luft erfrischt hatte, hing in den Räumen noch immer die s tickige Hitze der letzten Tage – und der Kochdunst seiner Nachbarin. Er schob die Balkontür auf.
    Im CD-Player lag die CD von Miles Davis, er drückte auf Play , goss sich einen Whisky auf Eis ein, schob die Balkon tür auf und stellte sich ans Geländer . Unten auf dem Kingsford Smith Drive, der sechsspurigen Straße entlang des Flusses, waren um diese Zeit nur wenige Autos zu sehen. Der Wind blies den Flussgeruch nach Wasser, Algen und Salz herauf. Ein winziges Boot mit zwei Laternen trieb schaukelnd die Strömung hinunter. Eine Nussschale für zwei. Auf seiner Mobilbox waren ein paar
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