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Todesriff

Todesriff

Titel: Todesriff
Autoren: Manuela Martini
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beiden Fremden nachblickte.
    “Wieso waren die Haie da, und wieso kamen die beiden mit ihrem Boot gerade rechtzeitig?”, fragte sie, als sie langsam mit Greg den Steg hinunterging.
    „ Manchmal hat man einfach Glück! Oder nenn es Schicksal. Ich finde, wir sollten darauf was trinken! ”
    Sie fühlte sich plötzlich unendlich erschöpft.
    „Greg, tut mir l eid , aber ic h will einfach nur nach Hause.”
    Die beiden Männer stritten, heftig gestikulierend, bevor sie dann doch zusammen in ein Auto stiegen. Es war ein dunkelroter Nissan, und der O-Beinige mit dem quadratischen Kopf setzte sich ans Steuer. Als sich Annabel wieder Greg zuwandte, hatte sie das Gefühl, als hätte er sie eben be obachtet. Knapp entgegnete er:
    „ Schade.”
    Ich weiß, hatte Steve gesagt, als sie ihm ihren Namen genannt hatte, und sie fragte sich, woher er ihn kannte. Ich weiß .

8
    Das war alles: ein kaltes, trockenes Sandwich und ein süßes Törtchen. Shane dachte, er hätte gleich die Annahme verweigern und einen Whisky bestellen sollen. Aber er wollte Pam und Kim nicht mit einer Alkoholfahne begrüßen. Der so genannte Urlaub begann also bereits mit Verzicht und Rücksichtnahme, stellte er missmutig fest. Er hatte schlechte Laune, an der auch die sommersprossige, rothaarige Stewardess mit den grünen Augen nichts ändern konnte.
    Unter ihm leuchtete türkisblaues Wasser bis zum Horizont. Nahe an der Küste konnte er vereinzelt weiße Punkte - Yachten und Fischerboote - ausmachen.
    Er solle nicht glauben, dass ohne ihn nichts funktioniere, hatte Jack ihm noch zum Abschied gesagt. Seitdem er im Flugzeug saß, fühlte Shane sich überflüssig.
    “Bleiben Sie in Cairns?”, erkundigte sich sein Nachbar, ein durchtrainierter Endvierziger, gebräunt, mit grauem Bürstenhaar schnitt . Seine Begleiterin auf dem Sitz am Gang war deutlich jünger und seit dem Start in Modezeitschriften vertieft. „ Tauchen Sie?”, fragte er weiter.
    „ Das ist das Letzte, was ich tun würde.”
    Sein Nachbar lachte.
    „ Es ist eine wunderbare W elt da unten”, fügte er hinzu. „ Wussten Sie, dass das Great Barrier Reef mehr als zweitausend Kilometer lang ist? Damit ist es das größte von Lebewesen errichtete Gebilde der Welt. Es ist sogar vom Weltraum aus zu sehen!” Seine Augen leuchteten dabei so begeistert, als hätte er selbst b eim Aufbau des Riffs geholfen. Shane nickte und murmelte etwas wie „Ja, ja.“
    „Wissen Sie, ich bin Anthropologe. Und Tauchen ist meine Leidenschaft. Ich flieg jedes Jahr nach Cairns. Übrigens hat Charles Darwin schon was zum Barrier Reef gesagt ...“
    Shane hörte nicht mehr zu und glücklicherweise kam die Stewardess und er bestellte jetzt doch einen Whisky.
    „ ... dass der Korallenpolyp an sich so unscheinbar ist – ein einfacher Ring aus durchscheinenden Tentakeln, eine Kloaken- und Mundöffnung, das ist alles. Doch dieses Tier ist der größte Baumeister der Welt.” Sein Nachbar war immer noch nicht am Ende. „Ich wette, Sie wissen nicht, wie das Riff entstanden ist. Na, wissen Sie’s?“
    Shane schüttelte den Kopf und trank einen großen Schluck.
    „ Es beginnt damit, dass sich die kleine Korallenlarve an einen Untergrund heftet.” Der Anthroploge nahm zur Veranschaulichung eine Serviette, knüllte sie zusammen und drückte sie an die Rückenlehne des vorderen Sessels. “Sie entsagt der Beweglichkeit, baut sich ein Außenskelett aus Kalk. Dann teilt sie sich in zwei Polypen, dann in vier, acht, sechzehn, zweiunddreißig, vierundsechzig, hundertachtundzwanzig, zweihundertsechsundfünfzig, fünfhundertzwölf, tausendvierundzwanzig und so fort. Es entsteht eine Kolonie, ein Klumpen genetisch identischer Polypen.” Er legte die zusammengeknüllte Serviette weg und nahm sich die kleinen Schälchen mit der Flugzeugmahlzeit vor. „ Die Kolonien wachsen zu Riffen zusammen.” Er stapelte die Schälchen, das Plastikpapier, die Serviette, le gte schräg eine Gabel darüber. „ Außerdem gibt es Füller”, er deutete auf die Essensreste in den Schälc hen, „ winzige Pflanzen und Tiere, deren Kalkschalen zu Sand verrotten und die Ritzen des Riffs füllen. Das Great Barrier Reef ist also ein einziges gigantisches Gebilde aus Kalkstein, Chlorophyll - und Tentakeln.” Er schien Shane inzwischen vollkommen vergessen zu haben. „ Das Einzelne geht i m Gesamten auf”, fuhr er fort. „ Das ist das eine Prinzip, wie Überwältigendes und Einzigartiges entsteht. Das andere Prinzip nenne ich das ‚Prinzip
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