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Todesqual: Thriller

Todesqual: Thriller

Titel: Todesqual: Thriller
Autoren: Robert Ellis
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hören. Ein Pastor stand am Rednerpult und sprach über den letzten Angelausflug. Er führe irgendwohin in den Himmel, sagte er, und die Fische bissen.
    Lena betrachtete Novaks Exfrau in der ersten Reihe und fragte sich, ob sie wohl übergeschnappt war. Dann fiel ihr Blick auf die starre Gestalt ihres Partners, die wie eine Puppe im Sarg zur Schau gestellt wurde. Sie wünschte, sie hätte ihn nicht so gesehen. Noch ein Stück Hölle, an das sie sich nicht erinnern wollte, das sie aber vermutlich nie wieder vergessen würde.
    Als sie sich umdrehte, bemerkte sie einen Tisch mit Getränken und einen zweiten mit Tacochips, Salsa, Burritos und Bohnenmus. Sie suchte mit Blicken den Raum ab und erkannte Lieutenant Barrera in der zweiten Reihe. Zwei Plätze weiter saß Rhodes.
    Lena holte tief Luft. Rhodes trug den linken Arm in der Schlinge, aber er war gekommen. Lena starrte ihn an, bis der offizielle Teil zu Ende war und alle zur Bar strömten. Ehe Lena aufstehen konnte, sah sie, dass Novaks Tochter sie aus der ersten Reihe anblickte. Sie trug ein schwarzes Kleid und ein dünnes Goldkettchen um den Hals. Selbst aus dieser Entfernung merkte Lena ihr an, dass sie unter Drogen stand.
    Da sie keine Lust hatte, mit dem Mädchen zu reden, wandte sie sich ab und hielt in der Menschenmenge Ausschau nach Rhodes. Doch als sie durch den Raum ging, steuerte Kristin wie magnetisch angezogen auf sie zu und packte sie am Arm.
    Lena betrachtete sie schweigend. Novaks Leiche lag genau hinter ihnen. Sie stellte fest, dass Kristin nervös lächelte. Ihre rechte Hand spielte an dem Goldkettchen herum.
    »Ich wollte mit dir sprechen«, begann das Mädchen.
    Vergeblich versuchte Lena, ihre Ungeduld zu zügeln. Sie musste unbedingt Rhodes abpassen, bevor er sich verdrückte, und hatte nicht die geringste Lust, mit Kristin Novak eine Reise in die Vergangenheit zu unternehmen.
    »Herzliches Beileid«, sagte Lena.
    »Danke, ebenfalls.«
    »Du bist ja total breit.«
    Das Mädchen verzog das Gesicht. »Warum bist du so gemein zu mir?«
    Lena wandte sich ab und entdeckte Rhodes am anderen Ende des Raums. Er stand ein Stück von Barrera entfernt und beobachtete sie. Als er angesprochen wurde, wimmelte er den Betreffenden ab.
    »Ich bin nicht gemein«, wandte sie sich an das Mädchen. »Du bist stoned.«
    »Vielleicht habe ich was gebraucht, um das hier durchzustehen.«
    Kristin war nervös und fingerte immer noch an dem Goldkettchen herum. Es hing etwas daran. Eine herzförmige Scheibe. Als sie dem Mädchen aus dem Ausschnitt rutschte, starrte Lena ungläubig darauf.
    Es war gar kein Herz. Das Mädchen hatte das Plektron ihres Bruders. Lena erkannte die Gravur auf der Scheibe aus vierzehnkarätigem Gold genau: Der Mond erhob sich aus einem Bett traubenförmiger Wolken und rauchte dabei einen Zeppelin.
    Ihr Atem stockte. Das konnte nur eines zu bedeuten haben.
    Sie betrachtete das Gesicht des Mädchens, ihre erweiterten Pupillen und ihr dümmliches Grinsen.
    »Wo hast du das her?«
    Das Grinsen wurde breiter. »Von einem Freund.«
    »Welchem Freund?«
    »Jemandem, mit dem ich vor langer Zeit mal gevögelt habe. Er hat mich am liebsten in den Arsch gefickt. Ich habe es als Andenken behalten.«
    Der Raum fing an sich zu drehen. Wieder lief die Zeit rückwärts ab und entführte Lena trotz ihrer Erschöpfung auf eine letzte Reise in die Dunkelheit. Damals war Novaks Tochter etwa sechzehn gewesen. Sie hatte ein Drogenproblem, und Novak machte sich große Sorgen um sie. Sie war ein Fan ihres Bruders.
    In einem Sekundenbruchteil war die Verbindung zwischen den einzelnen Punkten da. Allen Punkten. Die Tasche mit den offenen Fragen war plötzlich leer. So leer, dass sie es selbst nicht glauben konnte.
    Lena dachte an die Blutspuren in ihrem Schlafzimmer. Das Blut ihres Bruders, verspritzt auf Kopfbrett und Wänden. David hatte in jener Nacht den Club in Begleitung einer Frau verlassen, die sich nie gemeldet hatte. Er war nicht beim Drogenkauf in Hollywood erschossen worden, sondern in seinem eigenen Bett.
    Gespräche mit ihrem Partner strömten vorbei. Eines nach dem anderen. Andeutungen, dass etwas nicht stimmte. Winke, auf die sie nie eingegangen war, weil sie so unfassbar erschienen. Ihr fiel ein, wie Novak sie anfangs zu überzeugen versucht hatte, dass Romeo das Mädchen in Tim Holts Haus ermordet hatte. Er war erst zurückgerudert, als sogar ihm klar geworden war, dass diese Theorie keinen Sinn ergab. Sein entsetzter Gesichtsausdruck, als sie ihm
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