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Todesqual: Thriller

Todesqual: Thriller

Titel: Todesqual: Thriller
Autoren: Robert Ellis
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fünfzehn dicke Bücher auf dem weißen Teppich gestapelt, so als hätte jemand, auf dem Boden sitzend, gelesen. Zwischen Lenas Standort im Flur und dem Computer auf dem Schreibtisch war ein Weg abgesteckt worden.
    Lena überlegte und ließ die Eindrücke auf sich wirken. Trotz der teuren Adresse war Geld für Nikki und James Brant offenbar ein Thema gewesen. Ihr Haus war nahezu leer. Ihre Habe hätte mühelos in einen Transporter oder einen kleinen Anhänger gepasst. Und dennoch war da etwas. Ein Gefühl, das Lena nicht zu fassen bekam.
    Ihr Blick wanderte zu den Büchern auf dem Teppich. Es handelte sich um Kunstbände. Malerei. Bildhauerei. Aber auch Architektur von der Renaissance bis zum neunzehnten Jahrhundert. Einen der Architekturbände kannte Lena, weil sie ihn als Studentin an der University of California in Los Angeles gelesen hatte. Damals, als sie noch nicht im Traum daran gedacht hatte, zur Polizei zu gehen.
    Sie betrachtete die Bücherregale und stellte überrascht fest, dass Romane und Kurzgeschichten gänzlich fehlten. Auf Augenhöhe standen ausschließlich wirtschaftliche Sachbücher. Die Bücher ab Kniehöhe behandelten Kunstthemen.
    »Wir sind so weit, Lena«, sagte Novak leise.
    Sie drehte sich zur Tür um, wo er gerade mit Rhodes hereinkam. Lamar folgte ihnen mit Ed Gainer, einem Ermittler aus dem Büro des Leichenbeschauers, dem Lena schon einige Male begegnet war. Die erste Begehung würde kein großer Bahnhof werden.
    »Also los«, sagte Rhodes.
    Langsam und wortlos schritten sie den Flur entlang. Das Knarzen des Dielenbodens unter ihren Füßen war das einzige Geräusch. Links befanden sich einige Wandschränke und die Tür zum Wäscheraum. Auf halbem Wege rechts lag das Badezimmer. Ohne stehen zu bleiben, setzten sie ihren Weg zu der Tür am Ende des Flurs fort. Hier wartete der Grund, warum der Fall an sie verwiesen worden war.
    Rhodes sah Lena an. Sie stellte fest, dass Ed Gainer zusammenzuckte. »Oh, Scheiße«, glaubte sie Lamar flüstern zu hören. Lena biss die Zähne zusammen und spähte in den Raum.
    Die Vorhänge waren zugezogen, die Fenstergriffe klapperten im Wind. Es dauerte eine Weile, bis Lena begriff, dass die Wände einmal weiß gestrichen gewesen waren. Dass sie nicht in einem Schlachthaus am Rande der Zivilisation stand, sondern in einem Eigenheim in einer gutbürgerlichen Straße. So viel Blut hatte sie noch nie gesehen. Die Fontäne hatte mitten im Raum begonnen und sich über die Wände, die Gewölbedecke und den Boden verteilt. Und dennoch herrschte an dieser Stelle, so wie im Auge eines Sturms, eine gewisse Ruhe. Ein zierlicher Körper, scheinbar schlafend, war sorgfältig unter einer sauberen weißen Überdecke drapiert.
    Das ist kein Mordzimmer, dachte sie, sondern eine Hinrichtungszelle.
    In der Dunkelheit versuchte Lena, das Gesicht des Opfers zu erkennen. Als sie es nicht entdecken konnte, wurde ihr klar, dass man der jungen Frau eine Einkaufstüte aus Plastik über den Kopf gestülpt hatte.
    »Vorsicht Stufe«, flüsterte Rhodes.
    Lena blickte nach unten. Wie das Wohnzimmer lag auch das Schlafzimmer drei Stufen tiefer als das restliche Haus. Während sie dem Absperrband folgte, fragte sie sich, wie Rhodes es bloß geschafft hatte, einen nicht blutverschmierten Weg zur Leiche zu finden. Eine schier unlösbare Aufgabe, aber es war ihm gelungen.
    Sie brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. Als eine Reihe weißer Blitze durch den im blauen Dämmerlicht liegenden Raum zuckte, machte sie Lamar Platz und stellte sich zu Novak und Rhodes ans Fußende des Bettes. Neben dem Radiowecker auf der Kommode bemerkte sie ein Foto, das sie betrachtete, ohne den silbernen Rahmen zu berühren. Nikki und James Brant saßen eng umschlungen auf einer Wiese. Sie sahen so unschuldig und glücklich aus. Versunken in ihre Träume und bereit für eine gemeinsame Zukunft, in der ein Ereignis wie dieses keinen Platz hatte.
    Lena versuchte, diesen Gedanken zu vertreiben, trat ans offene Fenster, zog die Vorhänge zurück und untersuchte Fußboden und Fensterbrett auf Blutspuren. Abgesehen von der Leiche war die Umgebung des Fensters, wie sie wusste, die Stelle, wo mit der größten Wahrscheinlichkeit mit Hinweisen zu rechnen war. Da nichts zu sehen war, fragte sie sich, ob das offene Fenster vielleicht eine Rolle in dem Drama spielte, beugte sich hinaus, atmete in tiefen Zügen die frische Luft ein und ließ den Blick über den Garten schweifen. Der Nebel war dichter geworden, hielt sich
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