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Todesnacht: Thriller (German Edition)

Todesnacht: Thriller (German Edition)

Titel: Todesnacht: Thriller (German Edition)
Autoren: James Hayman
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gesagt, dass es sehr wohl eine Rolle spielt. Sie sind zu mir in die Praxis gekommen. Sie wollen, dass ich Sie behandele. Ich muss wissen, wie Sie heißen und woher Sie kommen. «
    » Falls Sie Angst haben, dass Sie Ihr Geld nicht bekommen – ich kann bar bezahlen. «
    Die junge Frau griff nach ihrem Rucksack, zog den Reißverschluss auf, wühlte darin herum und zog ein dickes Bündel Geldscheine hervor, das sie Emily hinwarf. » Nehmen Sie das « , sagte sie. » Das ist ein Haufen Geld. Wenn es nicht reicht, kann ich noch mehr besorgen. «
    Der oberste Schein war ein Fünfziger. Wenn das alles Fünfziger waren, dann lagen vor ihr jetzt drei- bis viertausend Dollar. Wie um alles in der Welt kam ein Mädchen Anfang zwanzig im Washington County zu einem solchen Vermögen?
    » Stecken Sie das wieder ein « , sagte Emily.
    Die Frau seufzte. » Also gut. Was wollen Sie dann? «
    » Als Erstes Ihren Namen. Und Ihre Adresse. Wer hat Ihnen gesagt, dass Sie zu mir kommen sollen? Und außerdem wüsste ich gerne, wer Sie verprügelt hat. «
    » Tut mir leid, aber das kann ich Ihnen nicht sagen. «
    » Können Sie nicht, oder wollen Sie nicht? «
    » Beides. «
    » Aber Sie wollen, dass ich Ihnen helfe? «
    » Ja. Ich muss das Baby loswerden. So schnell wie möglich. Das ist sehr wichtig. «
    Noch während die junge Frau sprach, strich Emily ihr mit den Fingern über die Nase. Nur angeknackst. » Einen Moment « , sagte sie. » Das wird jetzt ein bisschen wehtun. «
    Ohne eine Reaktion ihrer Patientin abzuwarten, schob sie ein längliches Instrument, ein Elevatorium, in eines ihrer Nasenlöcher. Die junge Frau zuckte zusammen, als Emily mit dem Daumen auf die gebrochene Stelle drückte und das Nasenbein wieder in die richtige Position schnappte. Es war eine schmerzhafte Prozedur, die sie in ihrer Zeit als Boxerin mehr als einmal über sich hatte ergehen lassen müssen. Von der Patientin war kein Mucks zu hören.
    » Sie sind ganz schön hart im Nehmen, was? « , sagte Emily.
    Die junge Frau lächelte verbittert. » Nicht hart genug. «
    » Wie alt sind Sie? «
    » Zweiundzwanzig. «
    Emily maß ihre Temperatur. Siebenunddreißig Grad. Sie legte ihr eine Manschette um den Oberarm und kontrollierte den Blutdruck. Hundertzwanzig zu achtzig. Kein Fieber, normaler Blutdruck.
    » Wer ist der Kerl? « , wollte sie wissen, während sie der jungen Frau drei kleine Glasampullen voll Blut abnahm.
    » Wie meinen Sie das? «
    » Sie wissen genau, wie ich das meine. Der Kerl, der Sie geschwängert hat. «
    » Glauben Sie mir, das wollen Sie nicht wissen. «
    » O doch, das will ich sehr wohl wissen. « Emily versah die Ampullen mit einem Etikett, datierte sie und stellte sie in einen dafür vorgesehenen Ständer. Den Namen würde sie später eintragen, falls sie ihn je erführe. » Hat er Sie zusammengeschlagen? «
    » Hören Sie zu, Frau Doktor. Stellen Sie mir keine Fragen mehr, okay? Ich bin ein großes Mädchen. Ich war keine Jungfrau mehr. Ich bin nicht vergewaltigt worden. Ich muss einfach nur das Baby loswerden, das mir dieses Arschloch gemacht hat, damit ich anschließend verschwinden kann, und zwar auf Nimmerwiedersehen. «
    Emily seufzte. » Wenn Sie wollen, dass ich Ihnen helfe, dann müssen Sie mir ein paar Fragen beantworten. Sagen Sie mir die Wahrheit. «
    » Die Wahrheit? Hören Sie, Frau Dr. Kaplan « , erwiderte die junge Frau. Stille Wut lag deutlich vernehmbar in ihrer Stimme. » Sie sind ganz bestimmt eine nette Frau und meinen es sicherlich nur gut mit mir. Aber ich kann Ihnen beim besten Willen nicht mehr erzählen als das, was ich bereits gesagt habe. «
    » Warum nicht? «
    Die junge Frau ließ sich von der Liege gleiten und blickte Emily mit ihrem unverletzten braunen Auge direkt an. » Wenn ich Ihnen oder sonst irgendjemandem erzähle, was Sie die Wahrheit nennen, dann wird der Kerl, der das hier getan hat « – sie zeigte auf ihr Gesicht –, » sehr viel mehr tun, als mich einfach nur zusammenzuschlagen. Er wird mich höchstwahrscheinlich umbringen. Nein, falsch. Nicht höchstwahrscheinlich. Er wird mich definitiv umbringen. Und dabei würde ihm sogar noch einer abgehen. Und wenn er herausfände, dass ich Ihnen auch nur das kleinste bisschen über ihn erzählt hätte, würde er Sie ebenfalls umbringen. «
    » Umbringen? «
    » Ja, genau, umbringen. Erst mich und dann Sie. «

2
    Trotz ihres angeborenen Hangs zur Skepsis glaubte Emily, was sie soeben gehört hatte. Ein Verbrechen war bereits begangen worden,
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