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Todesnacht: Thriller (German Edition)

Todesnacht: Thriller (German Edition)

Titel: Todesnacht: Thriller (German Edition)
Autoren: James Hayman
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Uhr
    Moose Island, Maine
    Es war kurz nach sieben Uhr am Abend. Mit einem Stups weckte Harlan Tabitha auf. Es sei an der Zeit. Tabitha nickte stumm. Dann warteten sie, bis die letzten Strahlen der Sommersonne verglüht waren. Harlan räumte die leeren Konservendosen, die Eiweißriegel-Verpackungen und die anderen sichtbaren Spuren ihres kurzen Aufenthalts im Haus von Toby Mahlers Opa fort, wischte die Flasche mit den Tabletten und die drei Geldscheinbündel sorgfältig ab, um sämtliche Fingerabdrücke zu beseitigen, und stopfte die Sachen wieder in das Innere des Teddys.
    » Ich kann ihn aber nicht wieder zusammennähen « , sagte Tabitha.
    » Kein Problem. Wir stecken noch ein paar Zeitungsseiten hinein, dann müsste es halten. «
    Harlan füllte Wasser aus dem Bach hinter dem Haus in seine Feldflasche, und sie machten sich auf den Weg. » Was meinst du, wie weit kannst du laufen? «
    » Ziemlich weit. Manchmal gehe ich mit Tiff wandern … bin ich mit Tiff wandern gegangen « , verbesserte sie sich. » Bestimmt sieben oder acht Kilometer weit. «
    » Kann gut sein, dass wir heute noch ein ganzes Stück länger gehen müssen. Meinst du, du schaffst das? «
    » Ja « , sagte sie, und ihre Stimme klang entschlossen.
    Kurz vor zehn Uhr erreichten sie die Sardinenfabrik in Parnell Point. Früher hatte mehr als ein Dutzend solcher Konservenfabriken das wirtschaftliche Rückgrat von Eastport gebildet, doch diese Zeiten waren längst Vergangenheit. Heute stand nur noch diese eine Ruine in Parnell Point und das auch nur, weil die Erben des einstigen Besitzers sich einen ausgedehnten Rechtsstreit lieferten.
    Ein zweieinhalb Meter hoher, langsam verfallender Maschendrahtzaun umgab das Gelände. Das Tor war mit einem Vorhängeschloss gesichert und mit einem » Zutritt verboten « -Schild versehen. Mit Tabitha dicht auf den Fersen umrundete Harlan das Gelände und suchte nach einer geeigneten Stelle, wo sie durch den Zaun schlüpfen konnten. Etwa alle dreißig Meter blieb er stehen und sah sich aufmerksam um, suchte nach Anzeichen, die darauf hindeuteten, dass Conor Riordan womöglich bereits vor Ort war.
    Er half Tabitha, sich in der Nähe des Haupttors durch einen Riss im Zaun zu zwängen, und folgte ihr. Geduckt überquerten sie ohne jede Deckung die offene Fläche zwischen dem Zaun und dem Fabrikgebäude, wo es nichts weiter gab als ein paar niedrige Büsche, Steine und rissigen Lehm.
    Je näher sie dem Gebäude kamen, umso größer wirkte die einsam am Rand einer großen Brachfläche stehende Fabrik – wie ein großes schwarzes Monster, das sich aus einem großen schwarzen See erhob. Allerdings war das Gebäude sehr baufällig. Das Dach und die Decken im Inneren waren größtenteils eingestürzt, die alten Holzwände faulig und vergammelt. Zahlreiche Nebeneingänge waren seit Jahrzehnten verbarrikadiert. Der einzig mögliche Zugang war ein großes Scheunentor an der Vorderfront, ebenfalls mit einem Vorhängeschloss und einem » Zutritt verboten « -Schild versehen. Harlan forderte Tabitha auf, hinter ihm in Deckung zu gehen. Dann zertrümmerte er das Schloss mit einem Schuss aus seiner M40 und zog das Tor auf.
    » Müssen wir wirklich hineingehen? « , fragte Tabitha mit zitternder Stimme.
    Die Vorstellung, das Mädchen alleine hier draußen zurückzulassen, war Harlan alles andere als angenehm, aber sie hatte ganz offensichtlich schreckliche Angst.
    » Also gut. Du hältst hier draußen Wache und machst dich möglichst unsichtbar. Es dauert nur eine Minute. « Er drückte ihr einen tennisballgroßen Stein in die Hand. » Damit klopfst du an die Wand, falls du irgendjemanden kommen siehst oder hörst. «
    » Drei Mal? «
    » Nein, nur ein einziges Mal. «
    Tabbie nickte. Sie wischte ihre angelaufene Brille an ihrem T-Shirt ab und drückte sich direkt vor der Hauswand flach auf den Boden. Harlan nahm Harold mit hinein.
    Selbst von draußen konnte Tabitha hören, wie Dutzende winziger Rattenpfoten über den Holzboden huschten. Am liebsten hätte sie laut geschrien, aber sie riss sich zusammen, zwang sich, ruhig liegen zu bleiben und die düstere Umgebung nach Eindringlingen abzusuchen. Du musst jetzt tapfer sein, sagte sie zu sich. Du musst durchhalten. Nicht bloß für dich selbst, sondern auch für Tiff und Mom und sogar für Pike.
    Nur eine Minute, hatte Harlan gesagt, würde es dauern, aber wenn dies nur eine Minute war, dann war es die längste Minute ihres ganzen Lebens. Doch irgendwann war er wieder da – ohne
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