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Todesnacht: Thriller (German Edition)

Todesnacht: Thriller (German Edition)

Titel: Todesnacht: Thriller (German Edition)
Autoren: James Hayman
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Harold.
    Wenig später lagen die beiden Seite an Seite in einem flachen Graben etwa zweihundert Meter südlich der Fabrik. Die Stelle war gut getarnt – der perfekte Standort für einen Scharfschützen. Wenn Riordan ein vorsichtiger Mann wäre – und Harlan hatte keinen Zweifel daran –, dann würde er höchstwahrscheinlich nicht von vorne auf das Gelände kommen. Aber ganz egal, aus welcher Richtung er sich näherte: Der einzige Weg zu dem Teddy führte durch das Scheunentor, und das lag genau in Harlans Schussfeld. Für einen ausgebildeten Scharfschützen waren zwei-, dreihundert Meter überhaupt kein Problem. Einmal hatte Harlan im Irak aus mehr als achthundert Metern einen Mann getötet, und selbst das war nichts Außergewöhnliches gewesen.
    Schon während des Tages waren die Temperaturen spürbar gesunken. Eine kühle Brise trug das Meeresrauschen sowie die ersten Anzeichen des Herbstes und des darauffolgenden Winters aus der Bucht zu ihnen herüber. Tabitha zitterte. Harlan rollte seinen Schlafsack aus, damit sie sich darin einwickeln konnte. Er würde sie nicht nur warm halten, sondern auch plötzliche Bewegungen zum falschen Zeitpunkt verhindern.
    Zwei Stunden vergingen. Irgendwann wurde Tabitha zappelig, doch Harlan ermahnte sie, still liegen zu bleiben.
    Kurz nach Mitternacht rollte ein Auto mit ausgeschalteten Scheinwerfern über die Straße vor dem Haupteingang heran und blieb hinter einem schmalen Streifen Gebüsch am Straßenrand stehen. Harlan sah, wie das Fenster auf der Fahrerseite nach unten glitt. Grünlich schimmernd tauchte in seinem Infrarotzielfernrohr das Gesicht des Fahrers auf. Gerade hob er ein Fernglas an die Augen.
    » Er ist da « , flüsterte Harlan.
    Tabbie duckte sich tiefer in den Graben.
    Es dauerte fünf Minuten, bis die Tür auf der Fahrerseite aufging. Die Innenraumbeleuchtung blieb ausgeschaltet. Durch das Zielfernrohr erkannte Harlan den Kerl wieder, der zu ihm nach Hause gekommen war – den Kerl, den er zusammengeschlagen hatte. Emmett Ganzers Handgelenk war bandagiert, sein Gesicht immer noch geschwollen und blau unterlaufen. Harlan sah, wie er nach links und rechts blickte. Die Straße überquerte. Durch dasselbe Loch im Zaun schlüpfte wie zuvor Harlan und Tabitha.
    Ganzer zog eine Pistole und schlich in geduckter Haltung direkt auf den Eingang der Sardinenfabrik zu. Wie unvorsichtig, dachte Harlan, während er die vertraute Gestalt beobachtete. Wie unfassbar unvorsichtig. Selbst wenn Ganzer eine Schutzweste trüge und Harlan seinen Kopf anvisieren müsste, hätte er kein Problem.
    Harlan betrachtete Ganzers Gesicht und musste an Tabithas Beschreibung des Dezembermannes denken. Sie hatte ihn zwar nur für einen Sekundenbruchteil gesehen, aber trotzdem …
    Da passte irgendetwas nicht zusammen. Er zog den Reißverschluss des Schlafsacks auf, damit Tabitha die Arme herausstrecken konnte, und überreichte ihr das Gewehr. » Sieh mal durch das Zielfernrohr « , sagte er. » Ist das der Mann, den du im Dezember gesehen hast? «
    Zuerst war Tabithas Brille im Weg, und sie konnte gar nichts erkennen. Sie solle sie abnehmen, flüsterte Harlan; er würde die richtige Schärfe für sie einstellen. Sie solle ihm nur sagen, wann das Bild scharf wurde.
    » Noch nicht « , sagte sie. » Noch nicht. Jetzt. Ein bisschen zurück. Gut. «
    Sie beobachtete den Mann, der langsam und geduckt über das offene Gelände schlich.
    » Nein. «
    » Nein, was? «
    » Das ist er nicht. «
    » Bist du dir da sicher? «
    » Ganz sicher. Das Gesicht ist anders. Die Haare auch. Und außerdem ist er viel zu dick. «
    » Wahrscheinlich trägt er eine Schutzweste « , meinte Harlan. » Dadurch sieht man dicker aus, als man in Wirklichkeit ist. «
    » Trotzdem. Das ist er nicht. « Sie gab ihm das Gewehr zurück.
    Mist. Waren sie vielleicht zu zweit? Einer suchte den Teddy. Der andere wartete im Wagen. Oder auch nicht. Womöglich wartete der andere viele Kilometer entfernt. Oder fiel ihnen von hinten in den Rücken. Die erste Polizistenregel, so hatte sein Vater ihm immer erklärt, lautete: Begib dich niemals ohne Rückendeckung in eine potenziell gefährliche Situation.
    Harlan flüsterte Tabitha zu, sie solle sich umdrehen und das Gelände hinter ihnen im Auge behalten. Und sobald sie etwas Verdächtiges sähe oder höre, solle sie ihn am Bein antippen. Das Mädchen nickte.
    Harlan nahm das Auto ins Visier. Zunächst konnte er überhaupt nichts erkennen. Doch dann war da eine Bewegung auf dem
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