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Todesmelodie

Todesmelodie

Titel: Todesmelodie
Autoren: Christopher Pike
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lustig zu finden! Albern kichernd holte er sie ein und rannte an ihr vorbei.
    »Chad!« rief sie vorwurfsvoll.
    Doch er blieb nicht stehen, und sie hätte vielleicht jedes Vertrauen in ihn verloren, wenn nicht im nächsten Moment hinter einer Ecke in der Felswand helles Tageslicht in die Höhle gefallen wäre. Jetzt begann auch Sharon vor lauter Erleichterung zu kichern: Chad hatte sich nur einen Scherz mit ihr erlaubt.
    Sie waren jetzt fast oben.
    Der Ausgang dieser Höhle befand sich um einiges tiefer als der der ersten und viel näher an der Wasseroberfläche. Chad deutete auf den Vorsprung gegenüber, wo sie noch vor weniger als einer Stunde gestanden hatten.
    Er riet ihr, sich ein bißchen auszuruhen und sich von der Sonne trocknen zu lassen, während er versuchte, ihnen ein Mittagessen zu jagen.
    Er war in einer seltsamen Stimmung, und Sharon fragte sich, ob er vorgehabt hatte, sie zu küssen, als sie unter dem Fluß gewesen waren. Ihre Gänsehaut blieb trotz der Hitze, und sie dachte, daß Chad noch einiges zu lernen hatte, was den richtigen Zeitpunkt für Annäherungsversuche betraf!
    Er ließ sie allein und sagte, er wolle nach Anzeichen für irgend etwas Verdächtiges Ausschau halten, was immer das heißen sollte.
    Sie hatte ihm nicht gesagt, warum sie unbedingt noch einmal in den Park gewollt hatte – Intuition war etwas, das man nicht erklären konnte.
    Sharon beschloß, Chads Abwesenheit für eine kleine Ruhepause zu nutzen. Sie nahm ihren Rucksack ab, zog sich bis auf die Unterwäsche aus und legte sich auf einen flachen Felsen neben einem kleinen Teich, der sich in einer Mulde neben dem eigentlichen Fluß gebildet hatte.
    Zuerst zitterte sie vor Kälte, doch die wärmenden Sonnenstrahlen drangen schon bald tief in ihre Haut ein. Sharon ließ sich trocknen, entspannte sich und begann zu dösen, aber sie wollte nicht wirklich einschlafen – denn das hätte sie zu verwundbar gegenüber Chads Streichen gemacht. Außerdem hatte sie nichts als ihre Unterwäsche an!
    Sie rollte sich auf die Seite, formte mit der Hand eine Muschel und tauchte sie in den kleinen Teich an ihrer Seite, denn sie hatte Durst, und das klare Wasser sah einladend aus.
    Sharon hatte nur einen winzigen Schluck von dem Wasser probiert, bevor sie es ausspuckte.
    Klares Wasser; klar wie Glas…
    Es war etwas mehr als einen Meter tief, und sie konnte den Grund sehen – alles auf dem Grund.
    »Wie heißt du? Ich bin Ann Rice. Dein Name ist Sharon McKay, stimmt’s?«
    Hallo, Leb wohl. Leb wohl, Ann!
    Die Hose war zerfetzt, T-Shirt und Jacke zerrissen. Ein zusammengerolltes, sehr langes Seil, in das schwere, moosbedeckte Steine gelegt worden waren, umschlang den unteren Teil des Körpers.
    Niemand in der Schule war auch nur annähernd so schön gewesen wie Ann, und selbst in diesem entsetzlichen Augenblick der Entdeckung empfand Sharon tiefe Trauer darüber, daß sie sich Anns Bild niemals wieder so würde ins Gedächtnis rufen können wie früher.
    Sie blickte nur den Bruchteil einer Sekunde hin und schloß dann rasch die Augen, aber der entsetzliche Anblick hatte sich schon zu tief eingebrannt: die schwarzen, geschwollenen Wangen, der verzerrte dunkelrote Mund, die durchgeschnittene Kehle…
    Es war schlimm, fand Sharon, daß Ann ihre eigenen Augen nicht mehr schließen konnte, um nicht sehen zu müssen, was von ihrem Körper noch übrig war. Doch die Fische im Fluß mußten hungrig gewesen sein: Anns Augen fehlten.
    Sharon wandte sich ab und übergab sich.

 
    12. Kapitel
     
     
     
    Es war derselbe Polizeibeamte, der Sharon einige Wochen zuvor verhaftet hatte – der dicke Lieutenant George Artso. Er stellte unzählige mißtrauische Fragen, und es war offensichtlich, daß er ihr am liebsten sofort wieder Handschellen angelegt und sie mit dem Hubschrauber in eine andere enge Zelle entführt hätte. Es war erstaunlich, daß dieser Helikopter trotz Artsos beeindruckenden Fettmassen flog!
    Nach der Entdeckung der Leiche hatten Sharon und Chad sofort Hilfe geholt. Glücklicherweise waren sie schon nach kurzer Zeit einem Park-Ranger begegnet, der ein Sprechfunkgerät bei sich trug.
    Seit Sharon den Schluck Wasser wieder ausgespuckt hatte, waren weniger als zwei Stunden vergangen. Mittlerweile hatte sie absolut nichts mehr im Magen, denn vor zehn Minuten hatte sie sich zum viertenmal übergeben müssen – unter den wachsamen Blicken von Lieutenant Artso, der nicht verbarg, daß er sie für eine großartige Schauspielerin hielt.
    »Ich
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