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Todesläufer: Thriller (German Edition)

Todesläufer: Thriller (German Edition)

Titel: Todesläufer: Thriller (German Edition)
Autoren: Frédéric Mars
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Tochter aus ihrer erwartungsvollen Anspannung erlöste.
    »Ich weiß nicht, ob das der richtige Augenblick ist, Kleines.«
    »Mach nur, es ist schon in Ordnung.«
    »Damals … als Debby gestorben ist, hatten wir eigentlich vor, uns zu trennen. Sie meinte, es wäre gut, wenn wir mal eine Zeitlang eigene Wege gehen würden, nur um zu sehen, was dabei herauskäme.«
    Er hatte nie etwas darüber gesagt, aus Angst, sie werde dann, wie Benton, das Schlimmste vermuten und in ihm den Schweinehund sehen, der versucht hatte, sich ihrer Mutter zu entledigen. Den vor die Tür gesetzten Ehemann, der es lieber sieht, dass seine Frau tot ist als mit einem anderen Mann zusammen.
    Er wartete auf ihre Reaktion. Sonderbarerweise schien dieses späte Geständnis sie nicht zu überraschen.
    ♥ 100 …
    Allmählich kehrte ihr Puls auf seinen Normalwert zurück. Sie blinzelte kaum wahrnehmbar.
    »Und das macht dir so zu schaffen?«
    »Äh … ja«, gab er mit Tränen in den Augen zu.
    »Ach Daddy, das wusste ich schon lange. Schon bevor Mum gestorben ist … Ich war zwar noch klein, aber nicht blind.«
    All die Jahre hatte er gefürchtet, sie mache ihn für Debbys Verschwinden verantwortlich, lasse ihn dafür bezahlen, strafe ihn mit Schweigen. Aber das stimmte nicht … sie war einfach traurig gewesen. Und einsam. Ein einsames und trauriges kleines Mädchen. Und er war ihr ausgewichen. Hatte auf dem Revier mit Rob den Trottel gespielt, alles, um diesem Augenblick aus dem Weg zu gehen.
    Vorsichtig bahnte er sich einen Weg durch die Schläuche und Zugänge und legte sein Gesicht in ihre weiche Halsbeuge. Er liebte ihren Geruch. Es fehlte ihm so sehr, dass er seine Kleine nicht mehr riechen konnte, wann immer er wollte. Weil sich das nicht gehörte. Weil sie dafür zu alt war. Unter normalen Umständen hätte sie ihn sicher längst zum Teufel geschickt.
    Doch ihm hätte es nichts ausgemacht, den Rest seines Lebens so liegen zu bleiben, sich die Lunge mit ihrem Duft vollzusaugen, den letzten Sauerstoff bei ihr zu schöpfen, ohne je etwas anderes zu brauchen.
    Für immer.
    Nach einer Weile vertrieb ihre Stimme, in der eine Spur von Spottlust mitschwang, den Zauber des Augenblicks: »Liz ist ziemlich nett, nicht wahr?«

11. SEPTEMBER 12 UHR 00 – IRGENDWO IM SÜDEN SAUDI-ARABIENS

Der japanische Geländewagen neuesten Baujahrs, dessen verchromter Bullenfänger mit einer ebenso dicken Staubschicht bedeckt war wie der blitzende Lack, wand sich den unbefestigten Weg empor, über dem die Luft vor Hitze flimmerte. Die arabische Wüste hatte in dieser Gegend nichts von den Klischees an sich, die man aus Filmen kennt. Es gab weder Dünen noch sandige Hügellandschaften oder Kamele, und schon gar keine grünen Oasen. Es war einfach eine hier und da durch einzelne große Felsbrocken unterbrochene Ebene, so weit das Auge sah.
    Den Fahrer, der nicht zum ersten Mal dort war, überraschte es jedes Mal aufs Neue, plötzlich mitten im Nichts den Palast auftauchen zu sehen. Dass im Niemandsland, in dem die Temperatur nach der Mittagsstunde über fünfzig Grad stieg, eine solche prunkvolle Anlage stand, ein Gebäude, auf dessen Vergoldungen das Sonnenlicht tanzte und das Auge blendete, wirkte sonderbar unpassend auf ihn.
    Nachdem er in den für Dienstboten und Lieferanten vorgesehenen Hof gefahren war, nahm er einen halb geöffneten, großen Karton aus dem Kofferraum, trat damit vor eine mit reichen Verzierungen versehene Holztür und drückte mit der Nasenspitze auf den Klingelknopf. Nach kurzer Wartezeit wurde ihm von einem dürren Männchen geöffnet, dessen Kopf ein Tuch von der Art verhüllte, wie es die Tuareg tragen. Im Vestibül, das im Halbdunkel lag und im Vergleich zur drückenden Außenluft eine gewisse Kühle verbreitete, gebot ihm der Diener zu warten.
    Kaum hatte der Fahrer seine Last auf einen nicht sonderlich standfesten, niedrigen Tisch gestellt und sich gesetzt, als ein westlich gekleideter Mann in einem hellen Anzug mit Krawatte hereinkam und ihn begrüßte. Die Luxusuhr, die er am Handgelenk trug, war Ausdruck seines Wohlstands.
    »Salem aleikum!«
    »Aleikum Salam.«
    Sie umarmten einander kurz mit der Herzlichkeit von Waffenbrüdern. Der elegant gekleidete Mann warf einen Blick auf den Karton und schlug mit einer Hand die Klappen zurück, um einen prüfenden Blick auf dessen Inhalt zu werfen.
    »Sind das die Sachen aus Sanaa?«
    »Ja, alles da: Rechner und Satellitentelefon.«
    »Warum hast du nicht auch den Bildschirm
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