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Todesläufer: Thriller (German Edition)

Todesläufer: Thriller (German Edition)

Titel: Todesläufer: Thriller (German Edition)
Autoren: Frédéric Mars
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absolut.«
    »Und du fragst mich nicht, wann?«
    »Nein. Ich möchte lieber raten. Das ist lustiger. Außerdem hab ich da schon eine Idee.«
    Schüchtern steckte ein junges Mädchen den Kopf zur Tür herein. Mit Faltenrock und Kaschmirstrickjacke war sie für den Ort und den Anlass etwas zu elegant gekleidet. Weder Vater noch Tochter kannten sie, doch ihre Züge erinnerten sie an jemanden, dessen Bild auf dem stumm geschalteten Fernseher allgegenwärtig war.
    »Entschuldigung, ich …«
    »Du bist Kelly!«, begrüßte Sam sie freundlich. »Kelly Cooper, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Komm rein.«
    Die Klinikatmosphäre schien Kelly einzuschüchtern. Sie trat mit leisen Schritten näher und setzte sich auf einen Stuhl auf der anderen Seite des Bettes.
    »So was Blödes. Ich bin meinem Vater damit auf die Nerven gegangen, dass ich Miss Pollack sehen wollte …« Ein gezwungenes Lächeln zeigte, wie verlegen sie war. »Und jetzt, wo ich da bin, weiß ich nicht, was ich sagen soll.«
    »Du könntest mich zum Beispiel mit meinem Vornamen anreden«, schlug Sams Tochter vor. »Ich heiße Grace.«
    Das genügte, um das Eis zwischen den nahezu gleichaltrigen jungen Mädchen zu brechen. Schnell wechselten Vertraulichkeiten und gelegentliche Lachanfälle einander ab. Kelly überbrachte auch Neuigkeiten von ihrem Vater. Gute Neuigkeiten. Der Austausch des Herzschrittmachers war reibungslos verlaufen, und seine Beinwunde stellte keine große Gefahr dar. Er würde lediglich eine Weile am Stock gehen müssen. Und in Zukunft seine Gesundheitszeugnisse nicht mehr fälschen.
    »Glaubst du, dass er seine Kandidatur zurückzieht?«
    »Mein Vater?« Die Frage schien Kelly zu überraschen. »Ihr kennt ihn nicht besonders gut …«
    »Das stimmt.«
    »Ich bin sicher, dass er an dem Tag, an dem er da oben ankommt, als Erstes fragen wird, ob es im Himmel einen Präsidenten gibt …«
    »Und wann die nächsten Wahlen sind, was?«, fügte Sam lachend hinzu.
    Cooper würde also am Ball bleiben. Er war im laufenden Wahlkampf nicht als Erster aus den Startlöchern gekommen, hatte nicht schon Monate, bevor Wendell seine Absichten bekannt gegeben hatte, Spendengelder gesammelt, um sich jetzt einfach an die Wand drücken zu lassen. Er besaß Kampfgeist. Er war zweifellos ein guter Präsident, vor allem aber war er ein unglaublich zäher Kandidat.
    Die politische Auseinandersetzung war das Einzige, was ihn wirklich reizte. Vermutlich hatte ihn das sogar während der vergangenen Tage am Leben gehalten. Wäre diese Krise zu einer anderen Zeit als im Wahlkampf ausgebrochen, hätte er möglicherweise den Boden unter den Füßen verloren.
    »Wisst ihr, was er zu Mum gesagt hat, bevor man ihn in den Operationssaal gebracht hat?«
    »Nein …«, antworteten Vater und Tochter wie aus einem Mund.
    »Dass er als Erstes nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus einen Erlass zum Thema ›Oktober-Überraschung‹ herausgeben wird.«
    »Will er den Ausdruck verbieten?«
    »Nein, er will, dass man in Zukunft von ›September-Überraschung‹ spricht!«
    Sam erkannte die Besorgnis, die hinter diesem Wortspiel stand. Künftig würde zu den zahlreichen Albträumen des Präsidenten hinsichtlich der Instabilität der arabischen Länder, der Sorge, der Iran könnte die Transportwege für das Erdöl blockieren, und der Furcht, Terroristen könnten durch Staaten, die ihr Waffenarsenal nicht gut genug bewachten, in den Besitz von Atomwaffen gelangen, auch noch die unbestimmte Bedrohung durch ein Attentat kommen, von dem man nicht wusste, woher es kam.
    Die Leichtigkeit, mit der es den Geldgebern hinter diesem Angriff gelungen war, Amerika zu erschüttern, das Land im Herzen zu treffen und nach Belieben mit tiefsitzenden Ängsten zu spielen, ließ leider darauf schließen, dass es auch künftig immer raffiniertere Aktionen dieser Art geben würde, die sich noch schwieriger eindämmen ließen. Das Gespenst eines erdumspannenden Chaos war nicht gebannt, sondern nur vorläufig in der Versenkung verschwunden.
    Bis wann?
    Als Kelly, nicht ohne die Beteuerung, dass sie sich bald wiedersehen würden, aufbrach, verließ mit ihr auch die gute Stimmung den Raum.
    Sams Miene wurde ernst. Er runzelte die Brauen, und sein Blick ging ins Leere. Unbehagen und Unbeholfenheit legten sich über ihn.
    ♥ 90 …
    »Grace, da ist etwas, das ich dir über deine Mum und mich nie gesagt habe.«
    »Was?«
    ♥ 120 …
    Es dauerte eine Ewigkeit, bis er endlich den Sprung ins kalte Wasser wagte und seine
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