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Todesküsse

Todesküsse

Titel: Todesküsse
Autoren: Jason Dark
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er aufstand. Er wollte einfach nicht mehr länger warten und verließ die Küche. Im schmalen düsteren Flur trat er leiser auf. Die Dekkenlampe brannte nicht. Links hing die Kleidung an den Garderobenhaken. Sie roch muffig.
    Vor der Schlafzimmertür blieb er stehen. »Eve?« rief er gerade so laut, daß sie ihn auch hören konnte.
    »Moment noch…«
    Er lauschte dem Klang der Stimme nach. Hatte sie nicht anders geklungen als sonst? Etwas rieselte seinen Rücken hinab. Es war ein kaltes Gefühl, er wußte auch nicht, weshalb es sich eingestellt hatte. Bestimmt war es die Aufregung, gepaart mit der Spannung auf etwas Neues.
    »Kann ich jetzt kommen?«
    »Ja.«
    Gerald holte noch einmal Luft, bevor er die Klinke nach unten drückte. Verdammt, er war noch immer aufgeregt und schalt sich selbst einen Narren wegen dieses Gefühls.
    Dann drückte er die Tür auf. Sein Blick fiel auf das Bett und den Schrank an der Breitseite. Eve war nicht zu sehen. Sie mußte sich rechts der Tür aufhalten, wo auch der Spiegel an der Wand hing. Er ging einen Schritt in den Raum hinein und kam sich plötzlich vor, als würde er über dichte Watte laufen und dabei nicht einsinken.
    Da war etwas anders geworden. Eigentlich hatte er darüber lächeln wollen, das mißlang.
    So schaute er auf den Rücken seiner Frau, die sich in diesem Moment umdrehte. Sie hatte ihren Bademantel abgestreift, trug nur mehr den schwarzen, sehr kurzen Unterrock und den dünnen Slip aus dem gleichen Material.
    Sie schaute ihn an, er schaute sie an - und begann zu schreien!
    ***
    »Es kann Tote geben, John!«
    Die Frau, die diesen Satz sprach, saß mir gegenüber und schaute mich starr an.
    Sie hieß Jane Collins, war einmal eine Hexe gewesen, bis wir sie von diesem Bann hatten befreien können. Jetzt lebte sie bei Sarah Goldwyn, der Horror-Oma, wo sie sich wohl fühlte.
    Wir hatten uns nicht in meinem Büro getroffen, sondern in einer dieser modernen Bio-Bars, wo es keinen Alkohol gab, dafür zahlreiche Fruchtsäfte und Salate.
    Die Bar war klein, aber sehr hell eingerichtet. Der Boden bestand aus weißen Fliesen, die Theke aus hellem Kunsstoff, und nur die Plastikstühle besaßen eine rote Farbe.
    In der Bio-Bar saßen zumeist Jugendliche, Schüler, die einen Drink nahmen. Alkoholfrei wurde allmählich »in«. Das fand ich keinesfalls negativ.
    Jane hatte ein Glas mit Möhrensaft vor sich stehen, ich hatte mich für die Orange entschieden, und ich dachte über ihren ungewöhnlichen Satz nach.
    »Ks wird also Tote geben«, wiederholte ich.
    »So ist es.«
    »Und du weißt es genau?«
    »Ziemlich sicher.«
    »Woher?«
    Jetzt lächelte sie. »Von einer gemeinsamen Bekannten. Kara hat es mir erzählt.«
    Das war die zweite Überraschung. »Kara«, wiederholte ich mit leiser Stimme. »Ist das denn wahr?«
    »Ja, das ist es. Wir trafen uns, und sie berichtete mir davon, daß bald einiges los sein würde.«
    »Weshalb ist sie nicht zu mir gekommen?«
    »Keine Ahnung, John, aber sie bat mich, dich einzuweihen.«
    »Das hast du hiermit getan«, erklärte ich nickend und dachte daran, daß Kara, die Schöne aus dem Totenreich, eigentlich nur eingriff, wenn Dinge geschahen, die im längst versunkenen Kontinent Atlantis ihren Anfang genommen hatten. »Ging es um Atlantis?«
    »Auch.«
    »Das ist immerhin etwas«, erklärte ich spöttisch. »Mehr hat sie dir nicht gesagt?«
    »Dann geht es noch um eine Droge, verstehst du? Es soll eine Droge aus Atlantis auf dem Markt sein. Jemand hat sich dieser Droge angenommen und sie verpackt.«
    »Aber nicht in Zeitungspapier«, sagte ich grinsend.
    »Sei nicht albern, John, natürlich nicht. Diese Droge ist verdammt gefährlich. Sie ist außerdem erotisch, zärtlich und dämonisch.«
    Ich hatte zugehört und getrunken. Jetzt setzte ich mein Glas ab. »Das habe ich doch schon gehört.«
    »Kann sein.«
    Jane wollte nicht mit der Sprache herausrücken. Ich überlegte und hörte gleichzeitig auf die Musik, die plötzlich hart und fetzig aus zwei Lautsprecherboxen drang. Sie wurde zum Glück leiser gedreht, so daß Jane und ich uns wieder unterhalten konnten.
    »Ein Lippenstift.«
    »Genau, John.«
    »Lucky Lips!« Ich lachte hart auf. »Wer den nicht kennt, hat die Werbung verpennt.«
    »So ungefähr.«
    »Was hat Kara mit diesem Lippenstift zu tun?« erkundigte ich mich.
    »Gar nichts, sie weiß eben nur Bescheid.«
    »Worüber denn?«
    »Über die Gefährlichkeit.«
    Das war mir alles zu vage. »Lippenstift«, dozierte ich. »Das ist
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