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Todesküsse

Todesküsse

Titel: Todesküsse
Autoren: Jason Dark
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fühlte, das glaubte ich ihr nicht, denn plötzlich traten Schweißperlen auf ihre Stirn. Sie begann heftiger zu atmen, riß die Augen weit auf, drückte ihren Kopf nach vorn und schaute mich starr an.
    »John«, ächzte sie.
    »Was ist denn?«
    »John, ich… ich kann nicht mehr. Es ist so anders, John.« Sie stand mit einer heftigen Bewegung auf. »Wie Feuer!« flüsterte sie. »Die… die Lippe ist wie Feuer.« Dann drehte sie den Kopf. »Küß mich, John!« keuchte sie. »Los, küß mich!«
    ***
    Jedenfalls glaubte Gerald Wilson zu schreien. Tatsächlich aber drang nur ein Krächzen aus seinem Mund. Ein gurgelndes Stöhnen, er bekam kaum Luft und hatte den Eindruck, einen bösen Alptraum zu erleben. Der Mund seiner Frau brannte!
    Wie Feuer leuchtete der Lippenstift. Kleine zuckende Flammen, die erstarrt zu sein schienen. Er hatte sich verdoppelt und zog sich fast von einem Kinnwinkel zum anderen.
    Dieser Mund war eine Herausforderung und eine Drohung zur gleichen Zeit. Er lockte und verbreitete Angst. Erotisch, zärtlich, dämonisch, so hatte es geheißen. Wenigstens der letzte Ausdruck traf voll ins Schwarze.
    Ja, er war dämonisch. Und er hatte seine Frau verändert. Sie lächelte ihren Gatten an. Die Augen hatten dabei einen ungewöhnlichen Glanz angenommen, einen fast goldenen Schein. Sie streckte beide Arme aus und winkte mit den Fingern.
    »Komm her zu mir, Darling. Komm, ich will dich jetzt besitzen. In diesem Augenblick…«
    »Nein, bitte. Wisch ihn ab, Eve. Tu mir den Gefallen. Wisch den Lippenstift ab.«
    »Weshalb?«
    »Er… er macht mir angst. Das ist kein normaler Stift. Ich habe ihn dir mitgebracht und…«
    »Natürlich hast du ihn mir mitgebracht. Ich möchte mich dafür bei dir bedanken. Du hast mir ein wundervolles Geschenk gemacht. Herzlichen Dank dafür!«
    »Aber wieso?«
    »Ich liebe diesen Lippenstift. Er gibt mir ein völlig anderes Gefühl für die Dinge. Ich… ich bin eine Person geworden, die sich wie im Himmel fühlt. Ich schwebe, mein Schatz, ich werde dich jetzt küssen. Jawohl, küssen!«
    Gerald wußte nicht, was er sagen sollte. Er wäre am liebsten weggelaufen, das aber konnte er auch nicht riskieren, außerdem wollte er sich nicht diese Blöße geben.
    »Geh ins Bad, Eve. Dort kannst du dich abschminken.«
    Es war zu spät. Sie hatte ihn bereits erreicht, und er spürte ihre Hände auf seinen Schultern. Schon oft hatte sie ihn so angefaßt, aber nicht mit diesem Griff. Er war viel härter als gewöhnlich. Der Mann empfand ihn wie eine Klammer.
    »Ich will dich nicht küssen!« flehte er. »Erst später, wenn alles vorbei ist!«
    »Du mußt mich aber küssen. Du hast mir den Stift mitgebracht. Es wird dir nichts anderes übrigbleiben. Ich will von dir geküßt werden, Gerald. Jetzt und hier!«
    Er wollte protestieren, das aber ließ seine Frau nicht zu. Sie hatte Kraft bekommen und war zu einer anderen geworden. In ihr tobte ein Feuer, über das sie nicht länger nachdachte, es einfach hinnahm und dementsprechend handelte.
    Das Opfer wurde ihr Mann!
    Zugegriffen hatte sie schon, jetzt riß sie ihn herum, schob ihn dabei tiefer in den Raum, auf das breite Doppelbett zu und gab ihm einen Stoß, so daß er auf das Oberbett fiel.
    Rücklings blieb er liegen, war nicht in der Lage, sich zu wehren, und sah Eve vor sich stehen. Sie schaute auf ihn herab. Ihre Augen leuchteten noch immer.
    Es war eine ungewöhnliche und nicht erklärbare Kälte in ihren Augen zu sehen. Grausam, ein tödlicher Ausdruck, gepaart mit einem Willen zur Vernichtung.
    »Was willst du tun?«
    Eve beugte sich etwas vor. »Du hast dir oft gewünscht, daß ich dich küsse, Darling. Jetzt wünsche ich es mir. Du kannst mich nicht davon abhalten.«
    Gerald dachte an den Klang der Stimme, der sich ebenfalls verändert hatte. Er war trockener, rauher und böser geworden. Eve war für Gerald nicht mehr die Ehefrau, er fürchtete sich vor ihr, wie man sich vor einem Monstrum fürchtet.
    Sie ließ sich nicht beirren. Als Gerald sich zur Seite rollen wollte, war sie schneller. Schnell wie eine hart geschleuderte Lanze stach ihr rechter Arm vor und hielt ihn fest. Sie drückte den Handballen gegen den Schulterknochen. Diese Kraft hatte Eve früher nie besessen. Er hatte das Gefühl, an dieser Schulterseite unter einer Presse zu liegen, die eisern zugedrückt wurde.
    »Küssen!« flüsterte sie, ohne den Griff zu lösen. »Ich werde dich küssen, mein Geliebter.«
    »Nein, ich…«
    Sie drückte sich nieder. Den Mund
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