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Todesküsse

Todesküsse

Titel: Todesküsse
Autoren: Jason Dark
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das »Feuer«, die Masse weichten auf und veränderten sich zu einer roten Schmierfarbe, die sich um den Mund herum verteilte, bis zum Kinn ran und anfing zu dampfen. Sie war warm geworden, aber nicht so heiß, als daß sie die Haut verbrannt hätte.
    Gleichzeitig sonderte das Zeug einen stechenden Dampf ab, der meine Nase umwehte.
    Mit einem Taschentuch putzte ich das Zeug von der Haut und ließ mir Wasser geben. Die Hand des Besitzers zitterte, der Mann selbst war bleich geworden. Eine Erage stellte er nicht.
    So gut es ging, säuberte ich die Lippen und deren unmittelbare Umgebung. Mir wurde wohler, als ich erkannte, daß unter dem roten Lack wieder Janes normale Oberlippe erschien.
    Unverletzt!
    Keine Risse, keine kleinen Wunden, auch kein normales Blut. Sie hatte durch die andere Magie keinerlei Schaden erlitten. Jetzt ging es mir besser.
    Ich stand auf und zog Jane mit. Noch war sie bewußtlos. So setzte ich sie auf einen Stuhl, hielt sie aber an der Schulter fest und bat um ein zweites Glas Wasser.
    Es wurde mir gebracht. Der Besitzer schaute zu, wie Jane Collins das Wasser schluckte. Diese Automatik setzte ein, kaum daß die ersten Tropfen über ihre Lippen in den Mund gelaufen waren. Plötzlich begann sie zu husten, weil sie sich verschluckt hatte. Erste Anzeichen, daß sie aus dem Reich der Bewußtlosigkeit zurückkehrte.
    Zunächst schaute sie sich fassungslos um, sah mich, runzelte die Stirn und tastete nach ihrem Hals. »Mein Kopf«, jammerte sie. »Mein Kopf und mein Hals. Warst du das, John?«
    »Ja.«
    »Und warum?«
    »Weißt du es nicht mehr? Du wolltest mich küssen. Du hast nach einem Kuß verlangt und hast mir sogar befohlen, dich zu küssen. Das war schon hart, Jane.«
    »Das hast du aber nicht getan?«
    »Nein.«
    Sie schwieg, hob nur ihren Arm und tastete dorthin, wo sich ihr Mund befand. Mit den Fingerspitzen zeichnete sie die Form ihrer Lippen nach. Nicht ein roter Fleck blieb zurück.
    »Ich habe ihn abgewischt«, sagte ich.
    »Wen?«
    »Den Lippenstift.«
    Jane stützte ihr Kinn gegen die Hand. »Meine Güte, John, ich weiß nicht, was passiert ist. Das war plötzlich so anders. Ich glaube, ich brauche noch eine Weile, bis die Erinnerung zurückkehrt.«
    »Soll ich dir helfen?«
    »Das wäre nett.«
    Wenig später kehrte bei Jane die Erinnerung zurück, und sie konnte mir auch sagen, was sie nach dem Schminken ungefähr gefühlt und empfunden hatte.
    »Das war wie ein Rausch, der mich zurücktrieb. Weit zurück, in andere Zeiten.«
    »Wie weit?«
    Jane massierte ihre Stirn. »Ich… ich kann es dir nicht genau sagen, John, aber ich hatte den Eindruck, Zeiten überbrücken zu müssen. Es trieb mich weg. Verschwommene Bilder erschienen, ich sah die Sphinx, von der ich dir berichtete.«
    »Die schreckliche?«
    »Ja, das muß sie gewesen sein.«
    »Und weiter?«
    »Nichts mehr, dann sah ich dich. Tut mir leid, mehr kann ich dir nicht helfen.«
    Ich nahm den Lippenstift vom Tisch und hielt ihn hoch. »Wo hast du ihn noch gekauft?«
    »Bei Harrod's.«
    »Okay, und dort werde ich mich einmal umsehen. Der Laden hat noch nicht geschlossen. Bestimmt ist die Propagandistin noch voll in Action.«
    »Soll ich mitgehen?«
    »Auf keinen Fall. Ich fahre dich zunächst nach Hause, dann sehe ich mir die Lippenstifte genauer an.«
    »Und was ist mit Kara?«
    »Das ist das Problem. Ich kann nur hoffen, daß sie sich mit dir in Verbindung setzt.«
    »Verlange von mir nicht zuviel. Ich weiß nicht, wo ich Kara erreichen kann.«
    »Wir werden sehen.«
    ***
    Ohne Lippen?
    Gerald hätte heulen können, aber seine Frau hatte so verdammt recht. Die Lippen waren verschwunden, weggeätzt, nur mehr eine weißrote Masse befand sich dort.
    Jedes Detail gab die Spiegelfläche zurück. Sie zeigte es mit einer brutalen Deutlichkeit, und Gerald Wilson holte pfeifend Luft. Er kippte nach vorn. Mit beiden Händen stemmte er sich rechts und links der Spiegelfläche ab.
    Sein Atem ging schwer, er fühlte sich hundeelend und schaffte es nur mit Mühe, sich zu drehen.
    Seine Frau lächelte kalt. Sie trug nach wie vor die gleiche Kleidung, ihr Körper war für Gerald eine Verlockung, aber das Gesicht zeigte eine fast klassische Kälte, und die Augen hatten etwas Raubtierhaftes bekommen.
    »Was… was hast du getan?« flüsterte Gerald, um im nächsten Augenblick laut loszuschreien. »Verdammt noch mal, was hast du mit mir gemacht, du Furie?«
    »Ich habe dich geküßt.«
    »Ja, geküßt. Und meine Lippen…?«
    »Es war der
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