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Todesgruß vom Gelben Drachen

Todesgruß vom Gelben Drachen

Titel: Todesgruß vom Gelben Drachen
Autoren: Stefan Wolf
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und fühlte
den Puls. Das Herz schlug langsam und schwach. Jetzt rutschte der Kopf zur
Seite. Adelheid lag in tiefer Bewußtlosigkeit.
    Tim ließ das Handgelenk los, sauste
hinaus und zu seinen Freunden.
    Gaby begriff, daß was Fürchterliches
passiert war, bevor er den Mund aufmachte.
    „Überfall! Adelheid ist ohnmächtig,
blutet noch, wurde offenbar von hinten auf den Kopf geschlagen, als sie im
Sessel saß. Das war eben. Wahrscheinlich hat unser Klingeln den Täter
vertrieben. Er ist durch die Terrassentür raus. Eine Spur führt durchs Gras zum
Wald. Karl, du rufst den Notarzt an und die Kripo. Gaby, Willi — ihr kümmert
euch um die Oma. Ein Glück, daß wir unser Erste-Hilfe-Know-how ( Know-how = gewußt wie) immer wieder auffrischen. Ich sehe im Wald nach. Vielleicht
erwische ich den Typ.“

    Seine Freunde waren ihm gefolgt,
verstört und sprachlos. Tim wies auf die Terrassentür. Dann wandte er sich zum
Wald. Mit langen Sätzen überquerte er die Wiese, die zum Garten gehörte. In
diesem Sommer hatte niemand das Gras gemäht. Es welkte jetzt, stand aber immer
noch hoch; die Spur war deutlich. Der Täter hatte sie in die Halme getreten und
den Waldrand — eine Fichtenparade — erreicht, ohne auf ein Hindernis zu stoßen.
Sicherlich, es gab auch einen rückseitigen Zaun. Aber den hatte die Fäulnis
längst umgeworfen.
    Nebel, Nebel! Die Fichtenzweige winkten
mit Bett-Tüchern.
    Er tauchte unter die Bäume, stolperte
über eine Wurzel, trat auf Moos und erinnerte sich, daß weiter hinten ein Weg
verlief. Der teilte den Birndorfer Forst, der allerdings nicht groß war,
sondern nach einem knappen Kilometer von Feldern abgelöst wurde. Zum Weg? Zum
Weg!
    In diese Richtung rannte Tim. Sie war
so gut wie jede andere.
    Und in diesem Fall die beste.
    Denn schon nach wenigen Metern sah Tim
die Gestalt.
    Ein Mann stand hinter dem bemoosten
Stamm einer Eiche.

2. Heroin, das ,Brauner Zucker’ heißt
     
    „Stehenbleiben!“
    Tim brüllte und spannte die
Wadenmuskeln, um den Sprint zu verschärfen.
    Denn natürlich würde der Typ sofort
flüchten. Damit rechnete Tim. Aber er irrte sich.
    Keinen Fuß bewegte der Typ. Wie
eingepflanzt verharrte er neben der Eiche.
    Tim bremste ab. Der Boden war
glitschig. Doch das Sohlenprofil der Turnschuhe griff wie Spikes ( Metalldorn ).
Zwei Schritte vor dem Mann blieb er stehen.
    Geschlitzte Augen luchsten ihn an. In
dem gelben Gesicht zuckte kein Muskel. Schwarzes Haar klebte am Kopf.
    Ein Chinese!
    Er war mittelgroß, wirkte zäh und hatte
eine Narbe am Mundwinkel. Zum schwarzen Leder-Blouson trug der Typ eine
schwarze Lederhose und halbhohe Stiefel.
    „Die Polizei ist im Anmarsch“, sagte
Tim. „Dann wird sich rausstellen, was und wer Sie sind. Also keine Faxen, Sohn
aus Ta Chung-hua Minkuo (China), sondern mitkommen! Du verstehen?“
    Der Chinese rührte sich nicht.
    „Mitkommen! habe ich gesagt.“
    Tim sprang vor und faßte ihn an der
Jacke. Aber Schlitzauge wand sich wie eine Spirale und kombinierte die Bewegung
mit einem Tritt; Tim flog in einen Holunderstrauch, daß die Äste krachten.
    Die Rippen schienen zu wackeln. Für
einen Moment war die Luft weg. Ich Idiot! Fast jeder Chinese beherrscht eine
Kampfkunst. Kung Fu! Tim schnellte hoch. Endlich ein ebenbürtiger Gegner.
    Doch von waffenloser Selbstverteidigung
schien Schlitzauge nichts zu halten. Er schüttelte den rechten Arm. Aus dem
ledernen Ärmel glitt ein Dolch. So matt das Tageslicht auch war — die Klinge
schimmerte. Rasch bewegten sich die halbhohen Stiefel vorwärts — mit allem was
drin war.
    Lebensbedrohung! dachte Tim. Der geht
aber ran.
    Eine lange Latte von Adelheids Zaun lag
griffnah auf dem Boden. Tim bückte sich danach — blitzschnell. Und im
Aufrichten stieß er damit zu. Die Latte wurde zur Lanze und traf Schlitzauge an
der Brust.
    Tim spürte, wie seine Waffe in eine Art
Polster eindrang. War Schlitzauge auf der Brust mit Muskeln gepanzert?
Eigentlich sah er nicht danach aus.
    Es war ein Weltmeister-Lanzenstoß. Der
Chinese flog zurück und gegen die Eiche. Aber er ließ den Dolch nicht fallen.
Nur das Gesicht wurde noch etwas gelber, und die Mundkerbe schnappte mit
gelblichen Zähnen nach Luft.
    Heh! staunte Tim. Ist der nicht aus
Fleisch und Blut, sondern gefüllt mit Sägemehl?
    Unter der Jacke rieselte es weiß hervor
— wie Mehl. Es puderte die Hosen, häufte sich auf dem Laub und rieselte und
rieselte.
    Schreckensstarr blickte der Chinese an
sich hinunter. Ein Jaulen aus lauter
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