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Todesgruß vom Gelben Drachen

Todesgruß vom Gelben Drachen

Titel: Todesgruß vom Gelben Drachen
Autoren: Stefan Wolf
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und
nein!“ Sie blies gegen ihren Goldpony. „Er hat nicht Geburtstag, und er wird
auch nicht achtzig. Er ist lediglich verfressen. Aber bei mir kann er nicht
landen.“
    Klößchen reckte sich auf die
Zehenspitzen, um Tims Ohr näherzukommen. „Was findest du eigentlich an ihr?“
flüsterte er laut.
    „Zum Beispiel, daß sie so konsequent ( unbeirrbar )
ist“, flüsterte Tim mit gleicher Lautstärke zurück.
    „Verstehe!“ nickte Klößchen. „Aber
jetzt übertreibt sie. Falls ich nachher vor Schwäche von der Tretmühle fallen
sollte — denk bitte daran: Ich brauche keine Atemspende, sondern eine
Torten-Spende.“
    „Dann wirst du lange ohnmächtig sein“,
meinte Gaby maliziös ( arglistig ). „Denn ich spende nichts.“
    Klößchen seufzte abgrundtief und stieg
auf sein Rad.
    Der Nebel hatte sich verdichtet, der
Tag wurde noch dunkler.
    Morgen würde in der Zeitung stehen, daß
722 kleine Kinder sich verlaufen hatten — und 333 Senioren (alte Menschen ),
deren Sehkraft und Erinnerungsvermögen nachließ, nicht mehr nach Hause fanden.
Außerdem verdoppelte sich die Zahl der Tag-Einbrüche.
    Die TKKG-Bande fand ihren Weg. Selbst
mit verbundenen Augen wären die vier bei Gabys Zuhause gelandet.
    Oskar, der Cocker-Spaniel, tobte vor
Freude. Weil er dann mit eingeklemmtem Schwanz an der Wohnungstür stand, führte
Tim den Vierbeiner Gassi.
    Als die beiden zurückkamen, stand die
Torte auf dem Tisch. Klößchen strahlte, als wäre es unverhofft Weihnachten
geworden, und verputzte schon das zweite Stück.
    Gaby hob die Achseln. „Die
Zuckerguß-Achtzig war zerbröckelt. Ich will mich doch vor Adelheid nicht
blamieren.“
    „Sehr richtig!“ pflichtete Klößchen
vollbackig bei. „Wir wollen uns nicht blamieren.“
    Tim blies durch die Zähne, holte das
Telefon aus der Diele herein — an langer Schnur — und stellte es vor Gabys Ledersack-Sessel
auf den Teppich.
    „Die Torte ist ausgezeichnet“,
verkündete Klößchen. „Die Konsequenz ist nicht deine einzige gute Eigenschaft,
Gaby. O nein!“
    „Da bin ich aber froh“, erwiderte sie.

    Tim rief im St. Elisabeth-Krankenhaus
an. Dorthin hatte man Adelheid gebracht.
    Es kam zu einigem Hin und Her, fast zu
Zank, denn die Stationsschwester wollte keine Auskunft geben, weil Tim weder
verwandt noch verschwägert war mit Adelheid.
    „Meinetwegen betrachten Sie mich als
den Enkel von Frau von Tipperitzki“, rief er. „Und geheimnissen Sie nicht so
rum, als hinge der Weltfrieden davon ab. Ich habe die alte Dame gefunden und
dann versucht, den Täter zu kriegen. Jetzt möchten ich und meine Freunde
lediglich wissen, ob es ihr besser geht. Sie hat nämlich heute ihren 80.
Geburtstag. Geben Sie nun Auskunft, oder müssen wir erst Kommissar Glockner
einschalten?“
    „Deshalb brauchst du nicht so zu
schreien“, erwiderte die Karbolmaus in leitender Position. „Also gut! Frau von
Tipperitzki hat das Bewußtsein noch nicht wiedererlangt. Wahrscheinlich dauert
es noch lange, bis sie erwacht. Aber Herztätigkeit und Kreislauf sind
zufriedenstellend. Das ist ein gutes Zeichen.“
    „Besten Dank. Ich rufe morgen wieder
an.“
    „Frau von Tipperitzki ist wohl ziemlich
beliebt bei eurer Altersgruppe?“
    „Woraus schließen Sie das?“
    „Du bist nicht der erste Anrufer. Vor
einer halben Stunde wollte ein junger Typ dasselbe wissen.“
    „Ach! Und wer war das?“
    „Er sagte, er sei der Enkel. Adalbert
von Tipperitzki.“
    „Sie hat keinen Enkel. Was haben Sie
ihm geantwortet?“
    „Das gleiche wie dir.“
    „Freiwillig? Oder mußte er auch erst
rumschreien?“
    „Er war sehr höflich. Von dem kannst du
dir eine Scheibe abschneiden. Ich dachte, er sei wirklich der Enkel.“
    „Wiederhören. Und nochmals vielen Dank.“
    Klößchen futterte am dritten
Tortenstück. Karl aß mit Behagen. Gaby war stolz. Tim kostete, obwohl er Süßes
nicht mag, lobte natürlich, richtete aber seine Gedanken nicht auf Torten-Test,
sondern auf ein anderes Problem.
    „Ein junger Typ hat sich telefonisch
nach Adelheids Zustand erkundigt und behauptet, er wäre Adalbert von
Tipperitzki, der Enkel. Wie findet ihr das? Hat jemand beobachtet, wie Polizei
und Notarzt angerückt sind? Oder ist dieser Adalbert der Täter, den jetzt das
Gewissen martert? Vielleicht ist es der schwarzlederne Chinese mit der
Mundwinkel-Narbe. Zu mir hat er kein Wort gesagt. Hat nur kurz mal gejault.
Ziemlich hochtönig. Am Telefon hört er sich vermutlich an wie ein Jüngling.“
    „Das müssen wir
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