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Todesgeil

Todesgeil

Titel: Todesgeil
Autoren: Bryan Smith
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viel Kohle wie Julies Vater.
    »Gut. Ich freue mich darauf, sie zu lesen.« Er warf einen Blick zu dem Wärter. »Irgendwann. Danke, dass du sie mitgebracht hast.«
    Sie lächelte wieder. »Gern geschehen.« Sie seufzte. »Ich hasse es, dass du hier drin bist. Eigentlich hast du doch gar nichts getan.«
    Robs Miene verfinsterte sich. »Ich weiß das. Du weißt das. Das Problem besteht nur darin, die Jury davon zu überzeugen.«
    »Was sagt dein Anwalt?«
    »Er sagt, im Grunde gibt es keine Beweise, die mich tatsächlich mit den Morden in Verbindung bringen. Das ist einleuchtend, weil ich nämlich auch niemanden umgebracht habe.«
    Mit funkelnden Augen beugte Lindsey sich vor: »Zum Teufel, du bist genauso ein Opfer wie die anderen auch. Ich kann es nicht ertragen, dass du hier drin bist, während diese verzogene kleine Göre zu Hause sitzt und spielt. Das ist doch völliger Blödsinn.«
    Rob lachte leise. »Wem sagst du das?«
    »Hm ... heißt dieser Mangel an Beweisen, dass du womöglich freigesprochen wirst?«
    Rob schüttelte den Kopf. »Er glaubt nicht, dass sie mich wegen Mordes verurteilen werden, zumindest nicht ersten Grades. Aber wir fassen schon ein paar Jahre wegen weniger schwerwiegender Anklagepunkte ins Auge.«
    »Wie viele?«
    »Er meint, wahrscheinlich ließe sich ein Deal machen, und den sollte ich akzeptieren, wenn sie ihn vorschlagen, und ich denke, das werde ich auch. Er meint, ich dürfte höchstens zehn Jahre kriegen, mit der Chance, nach ein paar Jahren auf Bewährung rauszukommen.«
    In Lindseys Augen schimmerte es feucht. »Scheiße!«
    Sie wischte die Tränen mit dem Handballen weg. »Das ist so ungerecht.«
    »Ja.«
    Rob fühlte sich niedergeschlagen. Er hatte sich so auf Lindseys Besuch gefreut und jetzt vermochte er bloß Dinge zu sagen, die sie aus der Fassung brachten.
    Oder ... Moment.
    Vielleicht gab es da etwas.
    Er lächelte wieder. »Ich liebe dich, Lin.«
    Er sah die Überraschung in ihren Augen und stellte erfreut fest, wie glücklich sie aussah. Sie lächelte. »Wirklich? Ist das dein Ernst?«
    Er nickte. »Ja. Ich glaube, ich habe dich schon immer geliebt. Ich war bloß zu blöd, etwas zu unternehmen.«
    Der feindselige Wärter verdrehte die Augen. Rob hätte ihm am liebsten den Finger gezeigt, doch angesichts der Folgen, die das nach sich ziehen würde, ließ er es lieber bleiben.
    Lindsey wischte sich noch mehr Tränen aus dem Gesicht. »Ich ... liebe dich ... auch. So sehr, Rob. Du hast ja keine Ahnung.«
    »Doch, Lin. Doch! Glaub mir!«
    Sie redeten miteinander, bis die Zeit um war. Manches davon war Small Talk. Über Familie und Freunde. Über Dinge, die sie für ihn erledigen könnte, solange er im Gefängnis saß. Dazwischen bekundeten sie sich immer wieder lächelnd ihre Liebe. Dann, viel zu früh, war die Besuchszeit vorüber und sie musste gehen.
    Sie erhob sich und der Wärter, der mit ihr hereingekommen war, brachte sie zur Tür. »Ich komme wieder, sobald ich kann, Rob. Ich liebe dich. Vergiss das nie.«
    Seine Sicht verschwamm, als auch ihm die Tränen kamen.
    »Ich liebe dich auch.«
    Dann war sie verschwunden.
    Der andere Wärter kam zu ihm und zerrte ihn hoch.
    »Das war aber niedlich. Denk an ihr hübsches Gesicht, wenn sie es dir hier drin von hinten besorgen.«
    Lachend führte er Rob aus dem Zimmer. Es war das gemeine, anzügliche Gelächter des geborenen Sadisten. Etwas Ähnliches hatte Rob schon einmal gehört.
    Doch es machte ihm nichts aus.
    Solange er Lindseys Liebe hatte, war alles okay.
    7. September
    Einem letzten Dämon musste er noch gegenübertreten. Endlich war der Tag der Abrechnung gekommen. Chuck saß am Steuer seines Porsche 911 Carrera, Baujahr 2010, und starrte auf den Eingang zu »Big Sam’s Bar & Grill«.
    Der Wagen war ein Geschenk seines Vaters. Einhunderttausend Dollar auf Rädern. Eine große Geste, sogar für seinen Dad. Der Alte hielt Geld für die Antwort auf alles. Gib genug davon aus, mache genügend extravagante Gesten, und irgendwann wird jeder Schmerz, den man womöglich fühlt, vergehen.
    Aber da irrte sich Dad.
    Sein Dad war wie ein Gott für ihn. Schon komisch, wenn man feststellen musste, dass selbst ein Gott sich irren konnte. Er hatte in diesem Jahr eine Menge schwieriger Lektionen gelernt, viele weit schwieriger als diese hier. Es war zum Beispiel weitaus härter, den trauernden Eltern seiner toten Freundin ins Gesicht zu sehen und zu versuchen, ihnen zu erklären, weshalb man nicht in der Lage gewesen war, sie zu
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