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Todesfrauen

Todesfrauen

Titel: Todesfrauen
Autoren: Jan Beinßen
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jedes Exponat einen geeigneten Platz zu finden. Strafarbeit hatte sie es genannt, und Friedhelm hatte es stillschweigend zur Kenntnis genommen.
    Das Gespräch plätscherte zunächst vor sich hin, alle drei wirkten entspannt oder vielmehr erlöst. Eine enorme Belastung war von ihnen abgefallen, eine große Bedrohung gebannt. Doch jedem war klar, dass der unverfängliche Small Talk nicht darum herum führen würde, die offen gebliebenen Fragen anzusprechen und zu klären.
    Diehl machte den Anfang, indem er über seine Infektion sprach, die sich letztlich als Fehlalarm erwiesen hatte: »Ich hatte eigentlich schon mit mir abgeschlossen. Dieses aggressive Virus – ich war mir sicher, dass mein Leben an einem seidenen Faden hing.« Glücklicherweise hatte sich herausgestellt, dass die dem Stroh aus dem Kuhstall anhaftenden Viren bereits abgestorben waren und keine Infektionsgefahr mehr von ihnen ausging. »Deswegen konnten auch die Kollegen aus dem Polizeilabor die Quarantäne wieder verlassen. Das Marburg-Virus kann außerhalb eines Wirtes offenbar nur für sehr kurze Zeit überleben«, erläuterte er.
    »Aber in diesem unheimlichen Kuhstall, in dem wir beinahe über Spencers Leiche gestolpert waren, wimmelte es von Fledermäusen. Sie könnten die Wirte und damit auch Überträger der Krankheit sein – geht von denen denn keine Gefahr aus?«, wollte Sina wissen.
    »Die Amerikaner haben uns glaubhaft versichert, dass die gesamte Population vernichtet wurde. Und wenn die Amis etwas vernichten, dann machen sie das gründlich.«
    »Das trifft zu«, meinte Gabriele grimmig. »Uns hätten sie ja auch beinahe gründlich beseitigt. Zum Glück sind wir ihnen im letzten Moment entwischt.«
    »Was die Frage aufwirft: Wie, zum Teufel, habt ihr beiden das angestellt?«, fragte Diehl mit anerkennend glänzenden Augen.
    »Wir haben sie aufs Glatteis geführt«, antwortete Gabriele vieldeutig.
    Sina kicherte und ergänzte: »Genau genommen war es eher ein Gemisch aus Rühreiern und Kaffee, das wir auf dem Boden verteilt haben. Und weil das nicht ausreichte, haben wir …«
    »Sina!«, unterbrach Gabriele. »Bitte keine unnötigen Details.«
    »Na ja«, fühlte sich Sina in ihrem Elan gebremst, »das mit der Campingtoilette lag doch nahe.«
    »So genau wollte ich es gar nicht wissen«, pflichtete Diehl Gabriele bei.
    »Auf jeden Fall war es ein genialer Schachzug, euren Wärter auf diese Weise zu überwältigen und aus dem CIA-Bunker zu flüchten.«
    »Was macht Sie eigentlich so sicher, dass es sich bei den Verhörräumen um Einrichtungen der CIA handelt?«, fragte Sina.
    »Uns liegen Dokumente vor, die darauf hinweisen. Außerdem kam vom Grafenwöhrer Verbindungsoffizier bislang kein Dementi. Fest steht aber auch, dass die Räume schon seit Längerem nicht mehr genutzt und von den Verbrechern zweckentfremdet wurden.«
    »Ganz ohne die Hilfe der Army dürfte ihnen das aber kaum gelungen sein«, wandte Gabriele ein.
    Diehl nickte mit nachdenklicher Miene. »Ja, das lässt sich schwerlich abstreiten. Der Boss der Bande muss über hervorragende Verbindungen zu führenden Köpfen bei den US-Streitkräften verfügen. Sonst wäre das alles gar nicht möglich gewesen.«
    »Ja, seine Drähte glühen wahrscheinlich seit den 70er-Jahren – seiner aktiven Zeit«, meinte Gabriele. »Aus dieser Zeit stammten wahrscheinlich auch die Pläne, um seinen abtrünnigen Wählern von einst einen Denkzettel zu verpassen.«
    »Ja, indem er ihnen Atombomben und Biowaffen um die Ohren schmeißen wollte«, ereiferte sich Sina. »Was für eine rohe und verabscheuenswerte Art der Rache!«
    Gabriele wirkte nachdenklich, als sie darauf einging: »Ich glaube, du urteilst da etwas zu simpel, Sinalein.«
    »Simpel?« Sina warf ihrer Freundin ein giftigen Blick zu. »Was soll das denn heißen, he?«
    »Das soll heißen, dass unser großer Bösewicht aus seiner Sicht durchaus hehre Ziele verfolgt haben könnte.« Sowohl Sina wie auch Diehl sahen sie bass erstaunt an, als sie weiter redete: »Ihr müsst euch vergegenwärtigen: Er ist ein Mann des Kalten Krieges, durch und durch überzeugt und beseelt von der These, dass die Sowjetunion und ihre Satellitenstaaten Staatsfeind Nummer eins der Vereinigten Staaten waren und bis heute sind. Aus seiner Sicht muss der momentane Schmusekurs zwischen den beiden einstigen Rivalen UdSSR und USA eine Ungeheuerlichkeit bedeuten. Es ist nicht auszuschließen, dass er ernsthaft um die Sicherheit seines Heimatlandes besorgt ist, sollten
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