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Todesflut: Thriller

Todesflut: Thriller

Titel: Todesflut: Thriller
Autoren: Boyd Morrison
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Geschwindigkeit der Welle würden Tsunami-Bojen melden. Ein großer Teil der Arbeit wurde automatisch von Rechnern bewältigt, es kostete aber nach wie vor viel Schweiß, das Risiko einzuschätzen und auszurechnen, wann die Wellen eintrafen. Ein Tsunami aus Alaska erreichte Hawaii in nur fünf Stunden, und das reichte kaum für eine geordnete Massenevakuierung.
    Von innen war das Center so ordentlich und funktional wie von außen. Die Besucher betraten einen Empfangsbereich, von dem aus man Zugang zu einem kleinen Konferenzzimmer hatte. Julie, die dort normalerweise arbeitete, hatte wie fast das gesamte übrige Personal wegen des Feiertags frei. Einer Notiz, die auf ihrem Schreibtisch lag, entnahm Kai Informationen über seine jugendlichen Besucher. Seit der Katastrophe in Südostasien war die Zahl der Besichtigungen des Centers gestiegen, dennoch war Kai überrascht gewesen, dass es Schüler gab, die ausgerechnet am Memorial Day kommen wollten, denn den Tag verbrachte man traditionell am Strand.
    Er überflog das Blatt. Zwölf Jungen und Mädchen aus Tokio in Begleitung einer Lehrerin, die fließend Englisch sprach, hatten um eine halbstündige Führung gebeten.
    Diese Schüler könnten sogar an dem interessiert sein, was ich zu sagen habe, dachte Kai. Manchmal musste er Gruppen gelangweilter amerikanischer Schüler führen, die nichts anderes im Kopf hatten, als die Sache möglichst schnell hinter sich zu bringen.
    Er legte das Blatt wieder auf den Schreibtisch und tätschelte Bilbo.
    »Komm. Sehen wir nach, was los ist.«
    Kai folgte seinem Hund zu dem Raum, in dem die Datenanalyse vorgenommen wurde. Er war mit modernsten Rechnern und Erdbebenmonitoren ausgestattet. Riesige Karten des Stillen Ozeans bedeckten zwei Wände. Da die Medien oftmals früher informiert waren als das Center, blieben ständig zwei Fernsehgeräte eingeschaltet. Er und Reggie verbrachten einen Großteil ihrer Zeit in diesem Raum. Kais winziges Büro lag im hinteren Teil des Gebäudes.
    Gewöhnlich saßen George Huntley und Mary Grayson, die beiden jüngsten Geophysiker des Centers, an ihren Rechnern am anderen Ende des Raumes. Kai hatte bald gemerkt, dass zwischen ihnen etwas lief. Den Feiertag hatten sie nutzen wollen, um zum Surfen an die Nordküste zu fahren.
    Drei weitere Wissenschaftler waren in San Francisco auf einer Konferenz, und ein vierter verbrachte drei Tage Urlaub auf Maui.
    Reggie saß vor einem Bildschirm und kaute an einem Eiersandwich. Die Verpackung eines weiteren Sandwichs, das er bereits vertilgt hatte, lag auf dem Schreibtisch. Bei dem Geräusch von Bilbos Pfoten auf dem Linoleum blickte Reggie auf.
    »Danke, dass du den schönen Morgen hier bei uns verbringst«, begrüßte er Kai. »Ich dachte, du würdest heute schwänzen.«
    Kai machte eine Bewegung mit dem Kopf zu Reggies Sandwich. »Gibt es auch Tageszeiten, zu denen du mal nicht futterst?«
    »He, ich will doch nicht völlig vom Fleisch fallen, so wie du!«
    Die Gefahr bestand wahrlich nicht. Reggie Pona, ein Hüne, einst Spieler der Defensive Line in Stanford, wog mindestens hundertdreißig Kilo. Kai hatte selten einen helleren Kopf als ihn getroffen. Der gebürtige Samoaner hatte ein Stipendium, das er wegen seines guten Footballspiels erhalten hatte, dazu verwendet, sein wahres Ziel zu verwirklichen und Geophysiker zu werden.
    Reggie nahm einen Bissen und sprach weiter. »Ich dachte, du fährst vielleicht mit deinen Freunden an den Strand. Teresa ist übrigens nicht übel.«
    »Manchmal überzeugst du mich fast davon, dass du außer deinem Job doch noch etwas anderes im Kopf hast, aber dann machst du den Mund auf und zerstörst all meine Illusionen. Nachdem du die letzte Schülergruppe zu Tode erschreckt hast, hätte ich dich nur über meine Leiche mit unseren Besuchern allein gelassen. So viel zum Thema schwänzen.«
    »Ich habe ihnen nur kein X für ein U vorgemacht.«
    »Aber musstest du ihnen unbedingt die Bilder von Sri Lanka zeigen? Zehnjährige sind noch ein bisschen jung für Leichen.«
    »Hör mal, wenn es sie davon abhält, bei der nächsten Tsunami-Warnung an die Küste zu rennen, ist meine Rechnung aufgegangen.«
    »Da ist was dran, aber vielleicht übernehme ich doch besser die nächsten Besichtigungstouren. Wo ist die Benachrichtigung?«
    Reggie reichte ihm das Blatt mit dem Datum des heutigen Tages und dem Standardtext.
    TSUNAMI-INFORMATION NUMMER 001
    PACIFIC TSUNAMI WARNING CENTER/NOAA/NWS
    AUSGEGEBEN UM 18:58 GMT
    DIESE INFORMATION GILT FÜR
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