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Todesengel (Gesamtausgabe)

Todesengel (Gesamtausgabe)

Titel: Todesengel (Gesamtausgabe)
Autoren: H.L. WEEN
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wirkte, als der Hauptkommissar sein Büro betrat, noch besorgter als er selbst, las das Anwaltsschreiben ein ums andere Mal durch und wollte schließlich wissen, ob sich sein Gesprächspartner schon Gedanken über die einzuschlagende Strategie gemacht habe. Becker druckste herum, murmelte, dass er seine Geliebte eigentlich nicht in die Pfanne hauen wolle und stellte dann doch seinen Plan vor, bei dessen Realisierung als einzige Mirjam auf der Strecke bleiben würde. Sauerbrei war, als Becker wieder schwieg, nahe daran, Krokodilstränen zu vergießen, beklagte die Ungerechtigkeit der Welt, unter der seine Patentochter zu leiden habe, stimmte aber den Ausführungen des Hauptkommissars zu und bot sich an, die Beantwortung des Briefes zu übernehmen, worauf sich Becker gern einließ.
    Zurück in seinem Büro, rief der Hauptkommissar den Justitiar an und informierte ihn über das Gespräch mit dem Oberstaatsanwalt, erhielt umgehend grünes Licht für das geplante Vorgehen und schlurfte dann missmutig zu Mirjam, die in ihrem Zimmer die Pflanzen goss und ihn, als er eintrat, ignorierte. Nach einigen Sekunden räusperte Becker sich, bat die Mitarbeiterin, ihm ihr Ohr zu leihen und kam zunächst auf die Rückkehr seiner Frau zu sprechen, was Mirjam zu der Bemerkung veranlasste, dass er sie dann wohl wieder abschieben werde. Der Hauptkommissar behauptete fest und steif, an einen solchen Schritt noch nicht gedacht zu haben, gab aber zu bedenken, dass es besser sei, für eine WeileAbstand voneinander zu halten und kam dann auf den eigentlichen Zweck seines Besuchs zu sprechen. Der Anwalt der Jungfräulichen Rache bezichtige das Landeskriminalamt, Mirjam als Agent Provokateur eingesetzt und ihr aufgegeben zu haben, die Frauen zum Mord anzustiften, was die Behörde natürlich abstreiten werde. Weder der Innensenator noch der Polizeipräsident würde ihren Kopf für eine illegale Aktion hinhalten und deshalb müsse die Legende, die das Team für Mirjam gestrickt habe, zur Realität werden. Die Oberkommissarin sah ihren Chef ungläubig an und wollte wissen, wie sie seine Ausführungen verstehen solle, worauf Becker ein trauriges Gesicht aufsetzte und um Verständnis dafür warb, dass sie unter den gegebenen Umständen nicht im LKA bleiben könne, sondern zu einer anderen Dienststelle wechseln müsse. Dafür garantiere die Staatsanwaltschaft ihr, kein Strafverfahren wegen versuchter Anstiftung zum Mord einzuleiten und sie auch sonst von jeder Haftung freizustellen.
    „Das hast du dir ausgedacht, um mich loszuwerden!“, schrie Mirjam, schüttete ihm das restliche Blumenwasser über den Kopf und drohte für den Fall, dass er nicht sofort ihr Büro verließ, den Einsatz noch stärkerer Waffen an...

53.
    Der Herbst brachte nicht nur durch die Zuspitzung der internationalen Finanzkrise, zu deren ersten Opfern das im Umfang von 15.000 € Umfang Aktien einer amerikanischen Pleitebank haltende Ehepaar Berndt gehörte, einschneidende Veränderungen mit sich, sondern auch in den Lebensumständen der Berliner, die sich seit dem Frühjahr in der Sonderkommission des LKA mit der Aufklärung der weiterhin ungelösten Mordfälle befasst hatten.
    Mirjam fügte sich nach anfänglichem Widerstand in ihr Schicksal und wechselte noch im Oktober mit der Aussicht, binnen eines Jahres zur Hauptkommissarin befördert zu werden, zu einer Außenstelle der Direktion Ost im Stadtbezirk Lichtenberg, ließ sich bis dahin aber krankschreiben und würdigte ihre bisherigen Kollegen keines Blickes mehr. Sauerbrei überraschte das Team wenig später mit der Nachricht von seiner Berufung zum Vorsitzenden einer Spruchkammer am Landgericht und machte seinen Platz für einen Nachfolger frei, der zuvor in Bremen als Oberstaatsanwalt gearbeitet hatte, wegen seiner Lebensgefährtin in die Hauptstadt wechselte und auf den unaussprechlichen Namen Zbigniew hörte. Gerstenmaier kehrte dafür der Spreemetropole, in der er nie richtig warm geworden war, wieder den Rücken und Frankensteins Zustand verschlechterte sich so sehr, dass er kurz vor Weihnachten wieder ins Krankenhaus kam.
    Und auch Becker spürte den Wind des Wandels, ließ sich zuerst nur privat, dann aber auch beruflich von einer Frau an die Kandare nehmen. Carmen nahm ihm seine Beteuerung, während ihrer Abwesenheit treu geblieben zu sein, nicht ab und setzte sich, um den Wahrheitsgehalt seiner Aussage zu überprüfen, hinter seinem Rücken mit Mirjam in Verbindung, erfuhr von ihr, was zwischenzeitlich geschehen
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