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Todesbraeute

Todesbraeute

Titel: Todesbraeute
Autoren: Karen Rose
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gelben Absperrband stehen und spähte in den Graben. Ein Techniker der medizinischen Abteilung hockte neben der Leiche, die in eine braune Decke eingewickelt worden war. Man hatte die Decke gerade weit genug von ihrem Körper gezogen, um eine erste Untersuchung zu ermöglichen. Daniel sah schwarzes Haar und schätzte die Größe des Opfers auf ungefähr eins siebzig. Die Frau war nackt und ihr Gesicht ... verwüstet. Er stieg mit einem Bein über das Band, als eine Stimme ihn aufhielt. »Stopp, Sir. Das Gebiet ist abgesperrt.« Daniel blickte über die Schulter und sah einen jungen Officer mit ernstem Gesicht, der seine Hand auf die Waffe an seiner Hüfte gelegt hatte. »Ich bin Special Agent Daniel Vartanian, vom Georgia Bureau of Investigation.« Die Augen des Mannes weiteten sich. »Vartanian? Sie meinen ... ich meine ...« Er holte tief Luft und straffte die Schultern. »Verzeihen Sie, Sir. Ich war nur überrascht.« Daniel nickte und schenkte dem Mann ein Lächeln. »Verstehe.« Es gefiel ihm nicht, aber er verstand tatsächlich. Der Name Vartanian war in der Woche nach dem Tod seines Bruders zu einiger Berühmtheit gelangt. Nur leider nicht die Art von Berühmtheit, die man sich wünschte. Simon Vartanian hatte siebzehn Menschen getötet, darunter die eigenen Eltern. Die Story war landesweit in jeder Zeitung veröffentlicht worden. Und es würde noch sehr, sehr lange dauern, bis er seinen Namen nennen konnte, ohne entsetzt angestarrt zu werden. »Wo finde ich Ihren Vorgesetzten?«
    Der Officer deutete die Straße entlang. »Das ist Sheriff Corchran.«
    »Danke, Officer.« Daniel stieg wieder über das Band und ging in die angezeigte Richtung davon. Er spürte, dass der junge Polizist ihm nachsah. In zwei Minuten würde jeder hier am Fundort wissen, dass ein Vartanian auf den Plan getreten war. Daniel konnte nur hoffen, dass sich das Gerede auf ein Minimum reduzieren ließ. Hier ging es um die Frau im Graben. Sie hatte eine Familie, die sie vermissen würde. Und diese Familie verlangte und brauchte Gerechtigkeit, um einen Abschluss zu finden. Früher hatte Daniel gedacht, Gerechtigkeit und dieser Abschluss seien dasselbe, hatte geglaubt, das Wissen, dass ein Täter festgenommen und bestraft worden war, reiche aus, damit die Opfer und Familienmitglieder ein quälendes Kapitel in ihrem Leben beenden und mit ihrem Alltag fortfahren konnten.
    Doch inzwischen, Hunderte von Fällen, Opfern und trauernden Familien später, wusste er, dass jedes Verbrechen wie ein Stein war, den man ins Wasser warf und der ringförmige, sich fortsetzende Wellen erzeugte: Jedes Verbrechen berührte die Existenz von verschiedenen Menschen auf eine Art, die sich nicht in Statistiken erfassen ließ. Nur zu wissen, dass ein Verbrechen bestraft worden war, reichte nicht immer aus, um den eigenen Weg fortzusetzen. Das hatte Daniel am eigenen Leib erfahren. »Daniel.« Die überraschte Stimme gehörte zu Ed Randall, dem Leiter der Forensik. »Ich wusste nicht, dass du schon wieder da bist.«
    »Ich bin auch erst heute angekommen.« Eigentlich hatte er erst morgen wieder beginnen sollen, doch da er zwei Wochen fort gewesen war, stand er ganz oben auf der Liste für neue Fälle. Als der Fund der Leiche gemeldet worden war, hatte sein Chef zuerst ihn angerufen. Daniel streckte die Hand aus. »Sheriff Corchran, ich bin Special Agent Vartanian, GBI Wir unterstützen Sie, wo immer es nötig ist.« Der Sheriff riss die Augen auf, als er Daniel die Hand schüttelte. »Irgendwelche verwandtschaftlichen Beziehungen zu ...«
    Leider Gottes. Er zwang sich zu einem Lächeln. »Ich fürchte, ja.«
    Corchran betrachtete ihn misstrauisch. »Und Sie sind bestimmt schon so weit, wieder den Dienst anzutreten?« Nein. Daniel behielt das Lächeln bei. »Ja. Aber wenn es für Sie ein Problem darstellt, fordere ich jemand anderen an.« Corchran schien es in Erwägung zu ziehen, und Daniel wartete, bemüht, den aufsteigenden Zorn niederzukämpfen. Es war nicht fair, und es war nicht richtig, aber es gehörte wohl nun zu seiner Realität, an den Taten seiner Familie gemessen zu werden. Schließlich schüttelte Corchran den Kopf. »Nein, nicht nötig. Sie werden wissen, was Sie tun.«
    Daniel beruhigte sich, und er schaffte es sogar, wieder ein Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern. »Gut. Also ... können Sie mir sagen, was passiert ist? Wer hat die Leiche entdeckt? Und wann?«
    »Heute ist unser jährliches Radrennen. Die Strecke führt hier entlang. Einer der Fahrer
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