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Todesbraeute

Todesbraeute

Titel: Todesbraeute
Autoren: Karen Rose
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ihr. So blieb sie reglos sitzen. »Herrgott noch mal. Deine verdammte Arbeit«, stieß Kim hervor. »Du hast Kathy am schlimmsten Tag ihres Lebens allein gelassen. Wenn du zu Hause gewesen wärst, könnte sie noch leben, und Alex wäre jetzt nicht hier.« Die Stiefel kamen näher. Alex versuchte verzweifelt, sich noch weiter in den Stuhl zurückzuziehen. »Willst du damit sagen, dass ich daran schuld bin? Dass ich für Kathys Tod verantwortlich bin? Und Alex dazu gebracht habe, die Pillen zu schlucken? Ist es das, was du sagen willst?«
    Das Schweigen zwischen ihnen war angespannt, und Alex hielt den Atem an. Kim sagte nicht nein, und Craigs Fäuste waren genauso fest geballt wie Alex'. Die Eingangstüren glitten auseinander und wieder zusammen, Schritte waren in der Halle zu hören. »Kim? Gibt es ein Problem?« Steve, Kims Mann. Alex stieß den Atem wieder aus. Steve war ein großer Mann mit einem netten Gesicht. Ihn konnte sie ansehen. Aber nicht jetzt.
    »Ich weiß es nicht.« Kims Stimme zitterte. »Craig, gibt es ein Problem?«
    Wieder ein paar Augenblicke Schweigen, dann entspannten sich Craigs Fäuste langsam. »Nein. Können die Kinder und ich wenigstens >auf Wiedersehen< sagen?« »Ja, ich denke, das ist okay.« Der Duft von Kims Parfum wurde schwächer, als sie davonging.
    Craig kam näher. Mach die Tür zu. Alex kniff die Augen zusammen und wagte nicht zu atmen, als er sich herabbeugte und ihr etwas ins Ohr flüsterte. Sie konzentrierte sich, zwang sich, ihn aus ihrem Verstand auszuschließen, und endlich, endlich trat er zurück.
    Ihr Oberkörper war gekrümmt, als Bailey sie umarmte. »Du wirst mir so fehlen, Alex. Wessen Klamotten soll ich denn jetzt klauen?« Bailey versuchte zu lachen, aber es klang wie ein Schluchzen. »Bitte schreib mir.« Wade kam zuletzt. Mach die Tür zu. Wieder versteifte sie sich, als er sie zum Abschied umarmte. Die Stimmen kreischten. Es tat weh. Bitte. Es soll aufhören. Sie stellte sich ihre Hände an der Tür vor, stemmte sich dagegen, drückte sie zu. Und dann war auch Wade fort, und sie konnte wieder atmen.
    »Wir fahren jetzt«, sagte Kim. »Lasst uns bitte gehen.« Alex hielt die Augen geschlossen, bis sie einen weißen Wagen erreicht hatten. Steve hob sie aus dem Stuhl und setzte sie ins Auto.
    Klick. Er schnallte sie an und umschloss ihr Gesicht mit seinen Händen.
    »Wir passen auf dich auf, Alex, das verspreche ich dir«, sagte er sanft.
    Die Autotür fiel zu, und erst jetzt erlaubte sich Alex, die Fäuste zu öffnen. Nur ein wenig. Nur um zu sehen, ob die Tüte noch in ihrer Hand war. Die Tüte mit den kleinen weißen Pillen. Wo? Und wann? Aber das spielte keine Rolle. Sie musste nur beenden, was sie begonnen hatte. Sie leckte sich über die Lippen und hob den Kopf ein wenig. »Bitte.« Der Klang ihrer Stimme erschreckte sie. Es war, als sei sie durch mangelnden Gebrauch eingerostet. Sowohl Steve als auch Kim fuhren in ihren Vordersitzen zu ihr herum.
    »Mom! Alex hat gesprochen!« Meredith grinste breit. Alex nicht.
    »Was ist denn, Liebes?«, fragte Kim. »Was möchtest du?«
    Alex senkte den Blick. »Wasser. Bitte.«
     

1. Kapitel
    Arcadia, Georgia, Gegenwart Freitag, 26. Januar, 1.25 Uhr
     
     
    Er hat sie mit Sorgfalt augewählt.Mit Genuss entführt. Hatte sie zum Schreien gebracht. Schreie, lang und laut.
    Mack O'Brien schauderte. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Noch immer löste allein der Gedanke daran eine heftige körperliche Reaktion in ihm aus. Seine Nasenflügel blähten sich, als er sich daran erinnerte, wie sie ausgesehen, sich angehört, wie sie geschmeckt hatte. Der Geschmack nackter Angst war unvergleichlich. Das wusste er nur allzu gut. Sie war die Erste gewesen, die er getötet hatte. Sie würde nicht die Einzige bleiben.
    Auch ihre letzte Ruhestätte hatte er mit großer Sorgfalt ausgewählt. Er ließ ihre Leiche von seinem Rücken rutschen, sie fiel mit einem gedämpften Laut auf die durchweichte Erde. Dann ging er neben ihr in die Hocke und zog die grobe braune Decke, in die sie eingewickelt war, zurecht. Seine Erregung wuchs. Sonntag fand das Crossrennen statt. Hundert Fahrradfahrer würden hier vorbeirasen. Er hatte sie so plaziert, dass sie von der Straße aus zu sehen war.
    Bald würde sie gefunden werden. Bald würden sie von ihrem Tod erfahren.
    Und sie werden sich alle den Kopf zerbrechen. Sich gegenseitig verdächtigen. Sich fürchten.
    Er richtete sich auf und betrachtete zufrieden sein Werk.
    Sie sollten sich fürchten. Sie
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