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Todesbraeute

Todesbraeute

Titel: Todesbraeute
Autoren: Karen Rose
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war noch ziemlich blass, erholte sich aber schnell. Er zog sich einen Stuhl heran und ließ sich darauf nieder. »Tu's trotzdem. Du meinst vielleicht, du brauchst keinen Abschluss, aber ich sehe das anders.« Sie starrte an die Wand. »Ich will ihn nicht sehen.« »Und warum nicht?«
    Sie zuckte voller Unbehagen mit den Schultern. »Weil ich Besseres zu tun habe, Produktiveres. Wie zum Beispiel Bailey in einer Entzugsklinik unterzubringen, Hope jeden Tag in den Kindergarten zu fahren und wieder abzuholen, eine Stelle zu suchen.«
    »Ja, das sind sehr wichtige Dinge«, sagte er liebenswürdig.
    »Also - aus welchem Grund wirklich?«
    Sie wirbelte herum, um ihn wütend anzustarren, aber die Zärtlichkeit in seinem Blick ließ den Ärger verpuffen. »Ich habe jemanden umgebracht«, murmelte sie.
    »Du hast keine Schuldgefühle, was Mansfield betrifft.« Es war eine Feststellung, keine Frage.
    »Nein. Ganz im Gegenteil. Ich bin froh, dass ich ihn erschossen habe. Ich fühlte mich dabei ...« »Allmächtig?«, half er aus, und sie nickte. »Ja, wahrscheinlich. Als könnte ich einen Moment lang die Geschicke der Welt lenken und ein Unrecht wiedergutmachen.«
    »Das hast du. Und das macht dir Angst?«
    »Ja, und wie. Ich kann doch nicht durch die Gegend laufen und Leute umnieten, Daniel. Craig wird mir nichts sagen, und ich werde mich bestimmt vollkommen hilflos fühlen. Und ich wünschte, ich könnte ihn ebenfalls umbringen, aber das geht nun einmal nicht.«
    »Willkommen in meiner Welt.« Sein Lächeln war ein wenig unsicher. »Aber ihm aus dem Weg zu gehen, ist die falsche Lösung, Liebes. Das hast du schon einmal getan und davon Alpträume bekommen.«
    Sie wusste, dass er recht hatte. Und dann vergaß sie alles, als sich die Tür öffnete und eine Wache Craig Crighton in den Raum führte. Der Wachmann drückte ihn auf einen Stuhl. Die Hand- und Fußfesseln klirrten. Es dauerte eine volle Minute, bis Alex verschiedene Dinge registriert hatte: Sie hielt den Kopf gesenkt und starrte auf ihre Hände, wie sie es damals vor vielen Jahren im Krankenhaus getan hatte. Niemand sprach. Und sie hörte keine Schreie in ihrem Kopf, nur eisiges Schweigen. Daniel legte seine Hand auf ihre und drückte sie leicht, und das gab ihr die Kraft, den Blick zu heben und Craig Crighton anzusehen.
    Er war alt geworden. Hager. Jahrelanger Drogenmissbrauch und das Leben auf der Straße hatten seinen Blick stumpf gemacht. Aber er starrte sie an, wie Gary Fulmore es getan hatte, und sie begriff, dass er Alicia sah. Oder vielleicht sogar ihre Mutter. »Craig«, sagte sie leise, und er fuhr zusammen.
    »Du bist nicht sie«, murmelte er.
    »Nein. Ich weiß, was du getan hast.« Ihre Stimme blieb ruhig, und Craig sah sie aus schmalen Augen an. »Ich hab nichts getan.« »Agent Vartanian.«
    Alex blickte zu einem jungen Mann in einem blauen Anzug hinüber, der neben einer schicken Blondine in einem schwarzen Kostüm saß. Alex erkannte in der Blondine Staatsanwältin Chloe Hathaway, denn sie hatte Daniel im Krankenhaus besucht. Ihre Vermutung, dass es sich bei dem jungen Mann um Craigs Anwalt handelte, wurde rasch bestätigt. »Was wollen Sie mit dieser Konfrontation erreichen? Meinem Mandanten wird der Mord an Schwester Anne Chambers vorgeworfen. Sie erwarten doch wohl nicht, dass er sich mit einem weiteren Mord belastet.« »Wir wollen nur mit ihm reden«, sagte Daniel leichthin. »Und vielleicht ein paar offene Fragen aus der Vergangenheit klären.«
    »Ich weiß, dass Ihr Mandant meine Mutter umgebracht hat«, sagte Alex, stolz, dass ihre Stimme nicht zitterte. »Und obwohl ich ihn gerne dafür bestraft sehen möchte, weiß ich sehr gut, dass er es nicht zugeben wird. Dennoch will ich wissen, wie es damals weiterging.« »Du hast dir eine Packung Tabletten genommen«, sagte Craig kalt.
    »Das glaube ich nicht«, erwiderte Alex. »Ich möchte gerne wissen, ob du sie mir gegeben hast.«
    »Falls dem so wäre«, sagte Craigs Anwalt aalglatt, »wäre das versuchter Mord. Und das wird er kaum zugeben.« »Ich werde keine Klage einreichen«, versicherte Alex ihm. »Sie können gar nicht anders«, meldete sich Chloe Hathaway zu Wort. »Falls Mr. Crighton versucht hat, Sie mit einer Überdosis Tabletten zu töten, muss ich dem nachgehen.«
    »Aber Sie könnten sich etwas einfallen lassen, nicht wahr, Chloe?«, fragte Daniel.
    »Verminderte Schuldfähigkeit bei der Nonne?«, sagte Craigs Anwalt augenblicklich.
    Alex' Zorn kochte so heftig auf, dass sie
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