Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesbraeute

Todesbraeute

Titel: Todesbraeute
Autoren: Karen Rose
Vom Netzwerk:
gesagt?«
    »Nein. Sie hat mich bloß angesehen, als sei ich Gott oder seine Vertreterin auf Erden.«
    »Nun, Sie haben sie aus dem Wald geholt.«
    »Ich habe gar nichts getan.« Sie schluckte. Noch nie waren ihre Worte so wahr gewesen.
    »Susannah. Sie tragen an alldem hier keine Schuld.« »Komischerweise mag ich dem nicht zustimmen.« »Wollen Sie mit mir reden?«
    Sie drehte den Kopf, um ihn anzusehen. Er hatte die dunkelsten Augen, die sie je gesehen hatte, beinahe schwarz, schwarz wie die Nacht. Sie blickten sie eindringlich und sehr besorgt an, auch wenn seine Miene gefasst wirkte. Oder, nein ... eher emotionslos. Er hätte aus Stein sein können. »Und warum?«
    »Na ja, weil ...« Er zuckte die Achseln. »Weil ich es wissen will.«
    Ihre Mundwinkel verzogen sich zu etwas, das, wie sie wohl wusste, von einigen als höhnisches Grinsen interpretiert worden wäre. »Was wollen Sie wissen, Agent Papadopoulos?«
    »Warum Sie meinen, dass Sie einen Teil der Schuld an den Ereignissen tragen.«
    »Weil ich es wusste«, antwortete sie leise, »und nichts gesagt oder getan habe.« »Was genau wussten Sie?«, fragte er.
    Sie wandte den Blick ab und fixierte stattdessen das namenlose Mädchen. Das sie angesehen hatte, als sei sie Gott. »Ich wusste, dass Simon ein Vergewaltiger war.«
    »Ich dachte, er hätte nur die Fotos gemacht.«
    Sie erinnerte sich an das Foto, das Simon ihr gezeigt hatte.
    »Er hat es zumindest einmal getan.«
    Sie hörte, wie er scharf die Luft einsog. »Haben Sie das Daniel erzählt?«
    Ihr Kopf fuhr zu ihm herum. »Nein. Und Sie werden das auch nicht tun.«
    Sie hatte Zorn in sich. Viel Zorn. Er brodelte und kochte in ihr und drohte jeden Tag, jeden Moment hervorzubrechen. Sie wusste, was sie getan und was sie nicht getan hatte. Daniel hatte nur einen raschen Blick auf die Fotos geworfen, auf denen der Täter nicht erkennbar gewesen war. Sie wusste mehr. »Ich weiß nur, dass sich vieles von dem hier hätte vermeiden lassen, wenn ich etwas gesagt hätte.« Sie strich mit der Hand über die Stange des Krankenhausbettes. »Sie wäre vielleicht jetzt nicht hier.« Luke schwieg einen langen Augenblick, und gemeinsam saßen sie da und sahen dem Mädchen beim Atmen zu, jeder in seine Gedanken versunken. Die Stille war tröstend. Susannah respektierte Menschen, die schweigen konnten. Schließlich sprach er wieder. »Ich habe eine der Leichen aus dem Bunker identifiziert.« Sie sah ihn verdattert an. »Wie denn das?« »Durch einen Fall, an dem ich vor acht Monaten gearbeitet habe.« Ein Muskel zuckte an seiner Wange. »Ich habe es nicht geschafft, das Mädchen zu schützen. Ich habe es nicht geschafft, ein sadistisches Schwein zur Strecke zu bringen. Ich will ihn haben.«
    Sie musterte sein Gesicht. Er wirkte entschlossen, ernst. »Granville ist doch tot.«
    »Aber es gibt jemand anderen. Ein anderer hat die Fäden gezogen. Jemand, der Granville in das Geschäft eingeführt hat. Und den will ich kriegen.« Er richtete seinen Blick auf sie, und sie wäre vor der Kraft und der Energie darin beinahe zurückgewichen. »Warum erzählen Sie mir das?« »Weil ich glaube, dass Sie dasselbe wollen.« Sie wandte sich wieder zu Jane Doe um, und der heillose Zorn in ihr wuchs noch weiter. Wut auf Simon, auf Granville, auf diesen mysteriösen Wer-auch-immer ... und Wut auf sich selbst. Damals hatte sie nichts unternommen. Aber sie hatte sich verändert. »Was soll ich tun?« »Das weiß ich noch nicht. Ich rufe Sie an.« Er stand auf. »Ich danke Ihnen.« »Wofür?«
    »Dass Sie Daniel nichts von Simon gesagt haben.« Sie blickte zu ihm auf. »Danke, dass Sie meine Entscheidung respektieren.«
    Einen Augenblick lang hielten sie den Blick des jeweils anderen fest. Dann nickte Luke Papadopoulos zum Abschied und ging. Susannah wandte sich wieder dem Mädchen ohne Namen zu. Und sah sich selbst.
     
    Atlanta, Montag, 5. Februar, 10.45 Uhr
     
    Es war nun drei Tage her, dass Mansfield Daniel angeschossen hatte. Es war nun drei Tage her, dass Alex einen Menschen getötet und vor ihren Augen zwei weitere hatte sterben sehen. Noch immer war diese Tatsache nicht richtig in ihr Bewusstsein eingedrungen. Oder vielleicht bereute sie es auch einfach nicht ausreichend. Alex neigte dazu, Letzteres zu glauben.
    Sie schob Daniels Rollstuhl im Justizgebäude durch die Tür zu dem kleinen Raum, in dem das Treffen stattfinden würde.
    »Und es ist doch Zeitverschwendung, Daniel.« Daniel stemmte sich hoch und ging selbst zum Tisch. Er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher