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Todesblueten

Todesblueten

Titel: Todesblueten
Autoren: Ulrike Rylance
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zuckte ich erschrocken zusammen, weil ich überhaupt nicht mehr mit diesem Klingelton gerechnet hatte. Wie konnte das sein? Der Mann im Polohemd musste den Akku kurz ein bisschen aufgeladen haben, um die Fotos löschen zu können.
    Es war meine Mutter. Ich trat ein Stück zur Seite, damit die Polizeibeamtin, die jetzt auf uns zukam, mit David reden konnte. Er hatte gerade die Tasche des Mädchens aus dem Hausboot geholt.
    »Na, wie ist das Leben auf dem Hausboot?«, trompetete meine Mutter ins Telefon. »Alles klar? Hoher Seegang?« Sie lachte albern. Im Hintergrund konnte ich Tante Lena hören, die irgendetwas rief. Wahrscheinlich tranken die beiden zusammen Kaffee. »Lena lässt dir ausrichten, wenn du irgendwas brauchst, kannst du gern zu Frau Wilber gehen, der gehört das Nachbarboot. Die ist im Sommer meist zwei Wochen lang dort. Eine ganz Nette ist das. Die lässt euch unter Umständen auch ihren Kühlschrank benutzen, damit euch die Butter nicht wegschmilzt. Sie hat auch eine kleine Enkeltochter, wie heißt sie gleich, Lena?«
    »Mama . . .«
    »Moira heißt das Kind, komischer Name, aber jedenfalls ist die Frau Wilber sehr nett und du sollst ihr einen schönen Gruß von der Lena ausrichten.«
    »Mama! Ich muss dir was sagen!«
    »Ja, entschuldige, ich wollte das nur schnell loswerden, nun erzähl aber mal, wie es euch so geht in eurer Weiberwirtschaft. Ist die Frau Wilber denn da?«
    Ich blickte zum Hausboot der ahnungslosen Frau Wilber. Die Mücken, die über dem Wasser schwirrten, jetzt wo es langsam Nachmittag wurde. Die zuckenden Libellen. Den glitzernden See. Die Polizei. Sah Bastian, Melanie, Alex und David im Sonnenlicht. Bastian. Wenn ich meiner Mutter jetzt eine Beichte ablegte, konnte ich gleich meine Sachen packen. Ein bisschen Zeit wollte ich noch herausschinden, damit das, was hier zwischen mir und Bastian in der Luft hing, nicht gleich wieder davonflatterte.
    Ich gab mir einen Ruck.
    »Mama, alles ist prima. Ich ruf dich später zurück, ich bin gerade . . .«, ich stockte kurz, sah Bastian an, seine Augen mit diesen langen Wimpern . . . er lächelte und ich lächelte zurück. »Ich bin beschäftigt. Und das wird«, hier konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen, denn Bastian war jetzt aufgestanden und hatte seine Arme von hinten um mich gelegt, »noch eine Weile dauern.«
    Und hoffentlich nie aufhören, dachte ich, während ich mich langsam zu ihm herumdrehte.

Informationen zum Buch
    Es hätte ein unvergesslicher Sommer werden sollen   – jetzt ist es Claras größter Albtraum. Kaum hat sie zusammen mit ihrer besten Freundin Mellie das Hausboot im Spreewald bezogen, treibt die Leiche eines Mädchens an ihnen vorbei. Clara will der Sache sofort auf den Grund gehen, doch dann verschwindet Mellie spurlos . . .

Informationen zur Autorin
    Ulrike Rylance
, geboren 1968, studierte Anglistik und Germanistik in Leipzig und London. Sie arbeitete während des Studiums als Assistant Teacher in Wales und in Manchester. Nach dem Studium lebte sie zehn Jahre in London und arbeitete als Deutschlehrerin für Kinder und Erwachsene. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern in Seattle, USA.
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