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Tod und Leidenschaft (German Edition)

Tod und Leidenschaft (German Edition)

Titel: Tod und Leidenschaft (German Edition)
Autoren: Cassandra Norton
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Mantel dunkel vom Regen. Er war wesentlich größer als sie und stämmig.
    Seine ganze Haltung strahlte Kraft und Stärke aus.
    „Inspector John Harris von Scotland Yard. Ist Mister Lewinsky zu sprechen?“
    „Ich werde nachsehen“, sagte Elizabeth und verschwand im Atelier. Sie hörte, dass der Polizist herumzugehen begann.
    „Ich habe es gehört“, sagte der alte Mann und erhob sich bereits.
    „Inspector Harris …“ Er machte eine Verbeugung. „Wie kann ich ihnen behilflich sein?“
    Dass der Polizist nicht gekommen war, um einen Hut zu kaufen, war allen Beteiligten klar.
    „Ich ermittle in einem Mordfall von letzter Nacht, Mister Lewinsky. Wir fanden bei der Toten eine Haube, die ein Etikett ihres Geschäfts trug.“
    „Oh. Ich fürchte, da kann ich ihnen nicht helfen. Aber Miss Montgomery hier … Sie bedient die Kundschaft.“
    Elizabeth wunderte sich, denn wenn die Beschreibung in der Zeitung stimmte, so war die Ermordete mit Sicherheit keine Kundschaft gewesen …
    Ohne ein weiteres Wort abzuwarten, verbeugte Lewinsky sich abermals und verschwand in der Dunkelheit seines Ateliers.
    Der Polizist sah ihm etwas perplex hinterher.
    Dann fasste er sich allerdings und wandte sich Elizabeth zu.
    „War diese Frau bei ihnen im Laden? Irgendwann in den vergangenen Tagen.“
    Er hielt ihr eine Fotografie entgegen. Elizabeth machte schockiert einen Schritt zurück. Eine Frau in einem offenen Sarg. Sie hatte nur einen winzigen Blick auf das Bild geworfen, doch sie war augenblicklich zutiefst erschüttert.
    „Das kann ich nicht sagen, Sir.“
    „Erkennen sie die Frau nicht? Sehen sie noch einmal hin!“
    Ihr missfiel sein Ton und sie kniff die Augen zu, als er ihr das Bild direkt vor das Gesicht hielt.
    „Sie müssen die Augen schon aufmachen, Miss … Montgomery.“
    Ihre Stimme bebte etwas, als sie abermals verneinte.
    „Aber es war gestern eine Frau im Laden, die eine Haube gestohlen hat.“
    Er hob den Kopf und zog die Brauen hoch.
    „Können sie die Frau beschreiben?“
    „Gewiss doch.“ Das war fast eine Beleidigung für eine Modistin. „Etwa mittelgroß. Dunkles Haar, dunkler Teint. Ein paar graue Strähnen. Sehr … nun ja … heruntergekommen in ihrer Kleidung. Vorne haben ihr Zähne gefehlt. Das Alter kann ich aber schwer schätzen.“
    Der Polizist nickte zufrieden.
    „Sie wären eine gute Polizistin.“
    Den Versuch, die Unterhaltung aufzulockern, konterkarierte er sofort, indem er die kräftigen Brauen zusammenzog und sagte: „Wann war die Frau im Laden?“
    „Gestern. Kurz vor Geschäftsschluss. Ich wollte gerade absperren, da kam sie herein. Sie hat sich die Haube vorführen lassen.“
    „Haben sie nicht geahnt, dass eine solche Frau sich eine solche Haube nicht würde leisten können?“
    Der Vorwurf war nicht zu überhören.
    „Sehen Sie, Mister Lewinsky hat einen Grundsatz, den wir alle befolgen: Zu jedem Kopf passt ein Hut .“
    Sie presste die Lippen aufeinander, um nicht zu grinsen, als sie das Gesicht des Inspectors sah, der offensichtlich über dieses Motto und seinen Sinn grübelte.
    „Was heißt das?“
    „Nun … es heißt, dass wir jeden, der in den Laden kommt, zuvorkommend behandeln. Niemand wird der Tür verwiesen.“
    „Was aber auch bedeutet, dass ihnen Waren gestohlen werden.“
    „Mr. Lewinsky nimmt das in Kauf.“ Ihr Ton war fest und sicher.
    „Schildern sie mir bitte, was sich gestern zugetragen hat …“
    Elizabeth wiederholte in allen Einzelheiten die Geschehnisse.
    „… und dann rannte sie, die Haube auf dem Kopf davon.“
    Er machte sich Notizen in einem kleinen Block.
    „Sie haben natürlich die Zeitung gelesen, Miss Montgomery?“ In seiner Stimme schwang das Wissen mit, sie mit dieser Frage möglicherweise in Verlegenheit zu bringen.
    „Gewiss, Inspector Harris.“
    “Sie wissen also, dass es sich um die Prosituierte Mary Anne, genannt Polly Nicols handelt?“
    „Ja, Sir. Mister Lewinsky und ich haben den Artikel in der Standart Gazette gelesen.“
    Seine Mine verdüsterte sich.
    „Und warum haben sie sich dann nicht sofort beim nächsten Revier gemeldet?“
    „Weil wir ihn eben erst gelesen haben. Ich habe die Zeitung gerade erst gekauft.“
    Seine einzige Reaktion bestand in einem knappen „Hm“.
    „Denken sie, sie werden den Mörder bald finden?“
    „Es tut mir leid, Miss Montgomery. Aber ich darf zu den Ermittlungen nichts sagen. Einen schönen Tag noch.“
    Damit war er aus dem Laden verschwunden und nur das Klingeln der Türglocke
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