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Tod und Leidenschaft (German Edition)

Tod und Leidenschaft (German Edition)

Titel: Tod und Leidenschaft (German Edition)
Autoren: Cassandra Norton
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Jackett. Der blickte sich verstohlen um und blieb stehen.
    Elizabeth hörte noch etwas von Blasen und Im Stehen . Dann ging Jeannette mit ihrer neuen Bekanntschaft davon. Die Woge der Passanten schloss sich hinter ihrem Rücken und sie war den Blicken der jungen Frau entschwunden.
    Den ganzen Weg zurück in den Laden konnte sie an nichts anderes mehr, als an jenes Gespräch denken.
    Konnte es möglich sein, dass ein Mörder umging, der nicht nur eine Frau tötete, weil er mit ihr in Streit geraten war?
    Sie musste unbedingt mit Mister Lewinsky darüber reden.
    Der saß unentwegt stichelnd an seinem Tisch.
    „Ah, mein Licht in der Dunkelheit ist wieder da!“, verkündete er frohgelaunt, als sie ihren Umhang abnahm und sich dabei zurückmeldete.
    „War Kundschaft da?“, fragte sie noch etwas außer Atem. Er sah sie spitzbübisch lächelnd an.
    „Ja. So viele, dass ich kaum mit ihnen fertig geworden bin!“
    Elizabeth schüttelte schmunzelnd den Kopf und hängte ihr Cape an einen Nagel in der Wand.
    „Sie haben lange gebraucht, mein Kind. Ist etwas geschehen?“
    Sie war so aufgeregt, dass sie nicht auf die einzuhaltende Distanz achtete, sondern sich ihm gegenüber auf einen kleinen Schemel setzte, die Schürze im Schoss haltend.
    „Stellen sie sich vor, Mister Lewinsky … Ich bin mit einer Frau ins Gespräch gekommen!“
    Sie saß vornüber gebeugt und sah ihn mit großen Augen an.
    „Nein!“, machte er erschüttert und lächelte dann breit. „Unfassbar!“
    „Oh, Mister Lewinsky … Eine Prostituierte!“
    Sein Lächeln war wie weggewischt.
    „Miss Montgomery!“
    „Nicht, was sie denken … Eine sehr nette junge Frau namens Jeannette Kelly.“
    „Miss Montgomery! Ich muss sie ermahnen!“ Er wirkte ernsthaft besorgt.
    „Hören sie zu! Also … diese Jeannette hat mir erzählt, dass diese Frau von letzter Nacht nicht das erste Opfer des Mörders ist! Er hat eine gewisse Martha ermordet. Wohl genauso wie diese Miss Nichols letzte Nacht.“
    Seine Kiefer mahlten schwer und sein Bart bewegte sich hin und her.
    „Denken sie, dass es Mörder gibt, die einfach so töten? Also nicht, weil sie Streit hatten, oder etwas stehlen wollten?“
    „Was sollte man diesen unglücklichen wohl auch schon stehlen?“
    Elizabeth zuckte die Schultern.
    „Andererseits … meiner Erfahrung nach, hat auch der Ärmste noch etwas, das ihm ein anderer neidet …“ Seine Augen wurden von tiefer Trauer erfüllt, die Elizabeth kaum zu überwinden wagte.
    Ihre Zunge fuhr über ihre trockenen Lippen, dann hob sie erneut an.
    „Also … ich meine … einen Menschen, der tötet, weil es ihm Freude bereitet? Der sein Opfer nicht einmal kennt? Dem es um keine materiellen Dinge geht?“ Sie sammelte Kraft, um das Unaussprechliche auszusprechen.
    „Einer, der … auch nicht aufhören kann. Der wieder und wieder tötet? Dem das Quälen und Morden so innewohnt, wie uns der Drang zu … zu Essen und zu trinken? Und dem es ergeht, wie uns, wenn wir am verhungern und verdursten sind …“
    Seine Augen wanderten ruhelos über die Federn, Bänder und Garnrollen auf dem Tisch. Seine Finger spielten mit einer kleinen künstlichen Beere. Er ließ sie abrupt los und breitete seine Hände über den Nähutensilien aus, als müsse er sie schützen.
    „Ja. Ja, Elizabeth. Das glaube ich allerdings. Es gibt solche Menschen.“
    Elizabeth richtete sich auf und ließ ihn mit ihren Blicken nicht los.
    „Und diese Menschen töten nicht, weil der andere sie erzürnt hat. Also nicht er persönlich. Sie sind ihm ein Symbol.“
    „Jeannette hatte Recht … er wird damit nicht aufhören, nicht wahr?“
    „Ich fürchte nein. Wenn die Polizei ihn nicht fasst , oder sonst etwas Gravierendes geschieht, wird er immer weitermachen.“
    Ein eiserner Ring schien sich um Elizabeth Brust zu legen . Sie musste mit diesem Inspector Harris sprechen.
    Sie durfte nicht säumen, ihn auf den Zusammenhang zwischen den beiden Morden hinzuweisen. Aber jetzt galt es, die Schürze anzulegen und sich an die Arbeit zu machen.
    Mit weit ausholenden, kreisenden Bewegungen wischte sie über die Regalböden, hob Hüte beiseite und ordnete sie neu an.
    Sie konnte nur hoffen, dass er nach Ladenschluss noch in seinem Büro wäre. Bis nach Scotland Yard waren es gut vier Meilen zu Fuß. Eine lange Strecke, wenn man müde Füße hatte und es noch dazu wieder regnen würde. Aber sie war entschlossen, mit ihm zu sprechen.
    Mit den fortschreitenden Stunden wurde das Gedränge vor dem Laden
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