Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod ist nur ein Wort

Tod ist nur ein Wort

Titel: Tod ist nur ein Wort
Autoren: Anne Stuart
Vom Netzwerk:
hineingezogen?
    Sex & Crime, rief sie sich in Erinnerung. Für Ersteres reichte es schon, Bastien anzuschauen, Letzteres war eigentlich nicht ihr Ding. Doch für ein Wochenende wäre das alles zumindest unterhaltsam, und es war lächerlich anzunehmen, dass sie irgendwie in Gefahr war. Schließlich war dies das Frankreich des 21. Jahrhunderts, und sie befand sich in der Gesellschaft von gesetzten, durchschnittlichen Geschäftsleuten. Sie hatte zu viele von den Thrillern gelesen, die Sylvia übersetzte.
    “Ich werde darauf achten, wo ich hingehe”, sagte sie.
    “Sicher werden Sie das”, sagte Hakim kühl. Er hatte etwas Eigenartiges an sich, etwas leicht Finsteres, das wahrscheinlich ihre überreizte Fantasie angekurbelt hatte. Er war einschüchternd, aber zugleich leicht unterwürfig, und Chloe konnte seine Rolle zwischen den Geschäftspartnern nicht einordnen. Und kein Wunder, dass sie Merkwürdiges vermutete, wenn diese sich aufgeregt in Sprachen unterhielten, die sie nicht verstehen sollte. Letztlich aber waren sie einfach nur eine Handvoll Menschen, die man zusammengesteckt hatte und die nach Abwechslung suchten. “Wir sehen Sie um sieben.”
    Eine Frau mittleren Alters in gestärkter schwarzer Kleidung tauchte auf. Sie erinnerte weniger an Mary Poppins als vielmehr an Mrs. Danvers, die unheimliche Haushälterin aus Daphne Du Mauriers “Rebecca”. “Wenn Sie mir bitte folgen wollen, Mademoiselle”, sagte sie in einem Französisch, das offenbar Fremdsprache für sie war, dem Chloe jedoch nicht entnehmen konnte, woher sie stammte.
    Sie wusste, dass Bastien sie beobachtete, und brauchte ihre ganze Willenskraft, um seinen Blick zu meiden. Schließlich sollte sie nichts davon mitbekommen haben, dass er ein Frauenheld und nur darauf aus war, jeden weiblichen Neuankömmling ins Bett zu bekommen. Außerdem war er verheiratet und verstieß damit gegen das einzige Prinzip, das sie mit ihrer ansonsten wenig prinzipientreuen Mitbewohnerin teilte. Allerdings beschränkte sich Sylvia nur deshalb auf alleinstehende Männer, weil sie einen reichen Ehemann wollte. Chloe aber war auf der Suche nach etwas anderem. Wonach genau, wusste sie selbst nicht. Sie wusste nur, dass es nicht Bastien Toussaint war.
    “Um sieben”, bestätigte sie, wobei sie sich insgeheim fragte, in welchem Zustand man sich beim Dinner einfand, wenn bereits zwei Stunden vorher die ersten Drinks serviert wurden. Aber das ging sie nichts an. Nichts hiervon ging sie an, nicht einmal Bastiens halbherzige Andeutungen. Er hatte es nicht wirklich auf sie abgesehen – sie war nicht sein Typ. Er bevorzugte sicher große langbeinige Models, Frauen mit Stil und dieser leicht hochnäsigen Ausstrahlung. An der arbeitete Chloe seit Jahren; doch obwohl das Leben in Paris dabei half, war sie noch weit entfernt vom gewünschten Ergebnis.
    In diesem verfluchten Wirrwarr von Räumen konnte sie sich nur verlaufen, dachte sie, als sie Marie durch die Halle folgte. Ihr Zimmer befand sich ganz am Ende eines der vielen Korridore, die von der Halle abgingen. Kaum hatte sie es betreten, schwanden ihre Bedenken. Der Raum wirkte wie aus dem Museum – ein Bett mit einem wunderschönen grünen Seidenüberwurf, Marmorfliesen auf dem Boden, ein üppiges Sofa und das größte Badezimmer, das sie seit ihrer Abreise aus den USA gesehen hatte. Einen Fernseher konnte sie nicht entdecken, was sie kaum überraschte. An einem Ort wie diesem würde sie sicher etwas zu lesen finden. Auf dem Tisch in der Halle hatten diverse bekannte Zeitungen gelegen – die konnte sie stibitzen und sich über die Kreuzworträtsel hermachen. Kreuzworträtsel waren eine angenehme sprachliche Herausforderung und boten ihr wahrscheinlich genug Freizeitbeschäftigung für die nächsten Tage. Sie musste nur daran denken, die italienischen und deutschen Zeitungen liegen zu lassen.
    Plötzlich hatte sie keinen sehnlicheren Wunsch, als sofort in etwas Bequemes zu schlüpfen und ein wunderbares langes Nickerchen zu halten. “Wo ist mein Koffer?”, fragte sie.
    “Er wurde bereits ausgepackt”, erwiderte Marie. “Ich gehe davon aus, dass Monsieur Hakim Ihnen bereits gesagt hat, dass beim Dinner Abendkleidung erwünscht ist. Ich denke, das silberne Spitzenkleid wäre passend.”
    Wenn Sylvia ihr das silberne Spitzenkleid eingepackt hatte, musste dieser Job wirklich wichtig für sie sein. Außer in Notfällen ließ sie dieses Kleid nie aus den Augen.
    Chloe würde es über der Brust und am Po etwas zu eng sein,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher